Lübeck – In der Vorwoche traf HL-SPORTS Boris Hoffmann (Foto), Schiedsrichterobmann in der Hansestadt (hier den ersten Teil lesen). Dabei ging es um die vielen jungen Talente, die er betreut und fördert, um Probleme, die immer wieder von ihm gelöst werden müssen und um seinen Beitrag für den Fußball. Aber wie ist Hoffmann selbst, was denkt er? Im zweiten und letzten Teil des Interviews gehen wir darauf ein.

HL-SPORTS: Hallo Boris, in der vergangenen Woche haben wir nicht so sehr über dich persönlich gesprochen. Nun also zu dir als Schiedsrichter, denn du pfeifst selbst natürlich auch. Was war dein lustigstes Erlebnis?

Boris Hoffmann: „Manchmal darf ich auch noch selber ran, wobei ich mir lieber einen jüngeren SR aus meiner Gilde anschaue und coache. Aber man darf ja nie den Bezug zur Praxis verlieren. Lustige Dinge gibt es so einige, bleiben aber intern.“

HL-SPORTS: Und was das schlimmste?

Boris Hoffmann: „Als Schiedsrichter hatte ich mit zwei Abbrüchen zu tun. So etwas ist immer negativ, hat mich aber in gewissen Bereichen abgehärtet. Als Funktionär erlebt man immer mal das eine oder andere, vor allen Dingen auch menschliche Enttäuschungen. Nicht alles ist Gold was glänzt, auch zur früheren Zeiten hatten wir gute Schiedsrichter, die ähnlich wie heute von mir gefördert und forciert worden sind! Einigen ist allerdings die Höhenluft nicht gut bekommen und diese haben sich dann schnell mit Unterstützung anderer aus Lübeck verabschiedet. Mittlerweile ist dieses aber kein Thema mehr, sondern eine Bestätigung die richtige Entscheidung getroffen zu haben.“

HL-SPORTS: Hast du selbst eigentlich auch mal Fußball gespielt und wenn ja wo auf welcher Position – wenn nein, warum nicht?

Boris Hoffmann: „Ich habe von der F- bis zur A-Jugend als Torwart gespielt. Damals beim VfL Bad Schwartau zusammen mit Ibi Türkmen, dem ehemaligen Publikumsliebling des VfB Lübeck in einem Team. Mit Dr. Tim Cassel stand ich außerdem zusammen in der Landesauswahl, allerdings war er der bessere Torwart, damals noch tätig beim TSV Neustadt. Dieses waren immer heiße Duelle.“

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HL-SPORTS: Man sagt dir nach, dass du arrogant auf dem Platz rüberkommst. Muss man das als Schiri und wie würdest du dich selbst beschreiben?

Boris Hoffmann: „Alle, die das sagen, kennen mich nicht! Was ist denn Arroganz? Wenn ein jüngerer Schiedsrichter einen Trainer in die "Schranken" weist und den Regeln Geltung verschafft? Auf dem Platz kann man mit mir in einer angemessenen Lautstärke auch angenehm reden. Allerdings pfeife ich nicht ein Spiel, um mich anschreien oder beleidigen zu lassen. Abwinken und auslachen sind auch so eine Unart, die ich absolut nicht mag und wo ich dann auch gegenhalte. Dieses habe ich in früheren Jahren natürlich gnadenlos durchgezogen, war aber immer ein berechenbarer Spielleiter, der trotzdem auch seine Fehler gemacht hat. Heute ist das wesentlich entspannter, allerdings merke auch ich, dass die Zeit so langsam abläuft.“

HL-SPORTS: Du hast viele Kontakte zu Stars mit der Pfeife und nutzt diese immer wieder für deine eigenen Leute, um ihnen Einblicke in das Profi-Geschäft zu bieten. Tobias Stieler oder Alexander Harkam, beides FIFA-Schiedsrichter waren unter anderem zu Gast bei euch. Warum machst du das?

Boris Hoffmann: „Zu Tobias Stieler und Alexander Harkam verbindet uns mittlerweile eine echte Freundschaft. Beide Schiedsrichter haben uns von ihren Erfahrungen im nationalen und internationalen Bereich sehr viel mitgegeben. Von Harkam bekommen wir regelmäßig ein Trainingsprogramm zugeteilt und stehen weiterhin im ständigen Kontakt! Diese beiden Schiedsrichter werden wir noch öfter in Lübeck zu sehen bekommen. Wir hatten schon so einige zu Besuch: Florian Meyer, Dr. Martin Thomsen, Hartmut Strampe, Thorsten Koop, die ja teilweise noch heute aktiv in der Bundesliga pfeifen oder als DFB-Beobachter unterwegs sind.“

HL-SPORTS: Abschließend: Was ist dir für die Zukunft für deine Schiris wichtig?

Boris Hoffmann: „Meine Schiedsrichter sollen einfach Mensch bleiben und immer daran denken woher sie kommen! Behandeln sie die Menschen mit Respekt, bekommen sie auch diesen Respekt zurück. Jeder der sich mit der Schiedsrichter-Materie auskennt, weiß das und hat mittlerweile eine ganz andere Sicht der Dinge. Da sind mittlerweile sehr viele Trainer, Fußballer und Funktionäre bei, die unsere Arbeit forcieren und unterstützen!“

HL-SPORTS: Vielen Dank Boris, dass du dir die ganze Zeit für unserer Leser genommen hast und alles Gute für die Zukunft.

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