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Lübeck – Es war eine große Überraschung, ja fast ein Schock im Nest der Raubmöwen, als am letzten Wochenende bekannt wurde, dass Kreisläuferin Lena Reich Travemünde und auch Schleswig-Holstein verlassen wird. Die 24-Jährige wird in ihre nordrhein-westfälische Heimat zurückkehren und die Raubmöwen werden ihr dabei keine Steine in den Weg legen. Doch mit den auch bei HL-SPORTS zu lesenden Gründen hat das zunächst erst einmal wenig zu tun.

„Das mit den beruflichen Gründen ist völliger Schwachsinn“, reagiert Reich deutlich auf die Berichte vom Wochenende: „Es hat rein gar nichts mit meinem Arbeitgeber Axel Kröger zu tun!“ Viel mehr haben die zahlreichen Verletzungen des letzten halben Jahres den Ausschlag gegeben: „Ich möchte mich beruflich neu orientieren, weil ich merke, dass ich nicht mehr richtig fit werde und weitere Verletzungen meinem Beruf als Physiotherapeutin schaden.“ So will sie nun die Prioritäten anders und neu setzen.  Reich, die sich selbst als „Pechmöwe“ bezeichnet, schleppte sich in der Hinrunde von Verletzung zu Verletzung und kam nur in wenigen Spielen zum Einsatz. Dass sie kaum persönliche Bindungen nach Lübeck hat, kommt bei der gebürtigen Wuppertalerin hinzu und erklärt auch ihre Entscheidung: „Meine Familie hat mich in allem unterstützt und ich merke immer mehr, wie wichtig es für mich ist, Bezugspersonen in der Nähe zu haben.“

Die Zeit in Lübeck und bei den Raubmöwen will Reich aber nicht missen, kann aber nicht verhehlen, dass es allein auf Grund des Altersunterschiedes nicht immer einfach war, einen Anschluss aufzubauen – was auch am „norddeutschen Temperament“ liegt, wie sie augenzwinkernd sagt: „Bei uns in NRW ist man nicht so verschlossen.“ Sie wird aber gleich wieder ernst: „Die Mädels habe ich alle ins Herz geschlossen, aber mir hat einfach mehr verletzungsfreie Zeit gefehlt. Dennoch habe ich viele tolle Menschen kennen gelernt.“ Dass der Abschied von „ihrer Raubmöwen-Mutti“ (Mitspielerin Lina Pooch) nicht einfach ist, bestätigt Teammanager Christian Görs: „Als sich Lena von den Mädels verabschiedet hat, sind einige Tränen geflossen.“

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Über die „Chef-Möwe“ findet Reich im Übrigen nur gute Worte: „Christian ist ein toller Teammanager, der alles getan hat und alles tut. Er hat immer versucht, mich positiv aufzubauen. Ihm habe ich hier am Meisten zu verdanken. Und er hat wie mein Arbeitgeber super reagiert und mir den „Abgang“ echt leicht gemacht.“

Beruflich wird nun in der Heimat ein Neuanfang gemacht, wie es sportlich weiter geht, darüber macht sich Lena Reich keine Illusionen. Ein halbes Jahr Pause wird es auf jeden Fall geben, danach wird sie nach dem Motto handeln „Sage niemals nie“. Sie schränkt aber ein, dass es keinen Leistungshandball mehr geben wird: „Wenn ich die Schuhe nochmal anziehe, dann wird es eine lockere Hobbytruppe.“

Sportlich mag der Abgang von Reich zu kompensieren sein, auch wenn eine Bewertung des halben Jahres auf Grund ihrer Verletzungen schwer fällt. Menschlich ist der Verlust aber immens, vor allem Abseits des Feldes und in der Kabine. Nun müssen die Raubmöwen ohne „Mutti“ flügge werden.

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