Lübeck – Der Schleswig-Holsteinische Fußballverband (SHFV) gab in der vergangenen Woche eine mögliche Staffeleinteilung von der Oberliga bis zur Kreisklasse bekannt (HL-SPORTS berichtete). Die zu erwartende Diskussion nahm in den sozialen Netzwerken seinen Lauf und dabei gab es nicht viele Fürsprecher. HL-SPORTS hat bei einigen Clubs nachgefragt, wie sie das Ganze sehen.

Michael Rosenthal (Fortuna St. Jürgen, Lübeck): „Ich finde es eine absolute Katastrophe. Leider war ich bei dieser Abstimmung nicht dabei, da war ich zu diesem Zeitpunkt vereinslos war. Im Mai fing ich erst bei Fortuna an, da war der Drops schon gelutscht. Ich hätte wie Buntekuh auch nicht dafür gestimmt. Ein immenser Zeitaufwand für Spieler und Trainer. Auch Mehrkosten für anstehende Auswärtsfahrten, höhere Aufwandsentschädigungen für die Trainer… Das müssen wir in den Vereinen erstmal finanziell meistern. Höhere Ausgaben bei gleichen Einnahmen. Eine Beitragserhöhung wäre die einfachste denkliche Lösung, zumindest für den finanziellen Bereich. So etwas muss aber vorher erstmal durch die Mitgliederversammlung in den Vereinen beschlossen werden. In der Kreisliga habe ich damit schon gerechnet, dass alles unbequemer für Sportler und Vereine wird, aber der Hammer ist die A-Klasse: Drei Lübecker Mannschaften… Der Rest aus Lauenburg, Stormarn und ein Team aus Segeberg. Ich wäre froh, wenn die Kreisklassen von der Strukturreform nicht betroffen wären und wenigstens diese Mannschaften weiterhin in ihren Kreisen spielen könnten.“

Finn Hofmann (Ratzeburger SV, Lauenburg): „Die Einteilung für unsere 1. Herren in der neuen Verbandsliga ist wie wir sie erwartet haben und besteht nahezu aus denselben Landkreisen wie jetzt auch. Anders sieht es bei unserer 2. Herren aus. Hier muss man sich wirklich fragen, inwieweit ein Aufstieg tatsächlich für unsere Spieler noch attraktiv wäre, wenn man seinem Dunstkreis quasi komplett entrissen wird. Es fänden keinerlei Nachbarschaftsduelle mehr statt, es kämen noch weniger Zuschauer als ohnehin schon. Es besteht darüber hinaus überhaupt kein Reiz darin, jedes zweite Wochenende nach Lübeck oder Ostholstein zu fahren. Zumal der RSV II die einzige Lauenburgische Mannschaft weit und breit wäre! Angenommen Ratzeburg II schafft die Qualifikation und nimmt diese nicht an. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die nach uns stehenden Teams freudestrahlend nachrücken würden. Wir hoffen derzeit, dass das Ganze noch nicht der Weisheit letzter Schluss ist!“

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Björn David (TSV Pansdorf, Ostholstein): „Ich betrachte das Ganze ja momentan eher von außen, würde aus Erfahrung sagen, dass es für uns in Pansdorf eine schwierige oder gar schlechte Einteilung wäre. Man ist im Lübecker Randgebiet und muss überwiegend in den Kieler und Plöner Raum. Ich habe diese Geschichte damals mit dem SV Westerrade durchgemacht als die Bezirksoberligen in die Verbandsligen aufgeteilt wurden und es war der Anfang vom Ende. Es interessieren diese Spiele weniger Zuschauer und welches Argument spricht beispielsweise dafür einen Spieler ohne Geld für diese Klasse zu begeistern, wo er doch zehn Kilometer weiter in Lübeck ein paar Euro bekommt und entspanntere Auswärtsfahrten hat. Für manche Vereine wird diese Einteilung Gift sein…“

Dennis Jaacks (TSV Pansdorf, Ostholstein): „Ich kann da Björns Ausführungen nur untermauern! Für den TSV Pansdorf wäre diese neue Einteilung im Falle einer Verbandsliga-Qualifikation ganz sicher kein Zugewinn an Attraktivität für alle Beteiligten. Umso mehr ein Grund weiter Gas zu geben und bis zum letzten Spieltag für die Landesliga-Quali zu kämpfen!“

Hendrik Koch (TuS Tensfeld, Segeberg): „Für uns als kleiner Dorfverein hätte die Einteilung in die Kreisliga des Bereichs Lübeck erhebliche Nachtteile und Folgen! Bis auf zwei, drei Fahrten, wäre jedes Auswärtsspiel 40 Minuten Fahrzeit. Viele Derbys mit Nachbarvereinen gehen verloren (Wittenborn, Rickling, Wahlstedt, Bornhöved), somit auch ein Zuschauergarant! Wie viele Gäste-Fans werden wohl den weiten Weg aus Lübeck oder Ratzeburg nach Tensfeld finden? Ebenso wird auch die eigene Unterstützung weniger werden bei den weiten Fahrten! Thema Presse: Welches Medium wird ab dann über uns berichten? Mannschaftsfreundschaften, die über Jahre im Segeberger Bereich aufgebaut wurden, gehen verloren. Neue können schwer entstehen, wenn man möglicherweise jedes Jahr in einem anderen Bereich eingeteilt wird. Hat man überhaupt das Recht gegen die Einteilung Einspruch einzulegen? Könnte es dazu kommen, dass Vereine lieber eine Klasse niedriger Spielen und den Antrag auf Abstufung stellen, bevor sie in einen ungünstigen Bereich rutschen? Könnte es passieren das Mannschaften aus gleichem Grund eventuell auf den Aufstieg verzichten? Wäre dann sportliche Gedanke noch im Vordergrund? Im Großen und Ganzen wären wir klarer Verlierer dieser Reform! Bis jetzt habe ich niemanden getroffen, der dieser Reform irgendwas Gutes abgewinnen konnte! Hier wurden Entscheidungen getroffen, die überhaupt nicht dem Wunsch der Basis entsprechen! Und mit Basis meine ich nicht nur die Offiziellen der Vereine, sondern auch die Spieler, die in diesen Vereinen spielen und nun diese Problematik ausbaden müssen!“

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