Güster – Das Skandal-Spiel der Verbandsliga Süd-Ost zwischen dem SSV Güster und der Reserve des VfB Lübeck geht in eine erste Verlängerung. Die Partie wurde in der Nachspielzeit abgebrochen. HL-SPORTS berichtete am Sonntagabend bereits und konfrontierte die Lauenburger mit dem Rassismus-Vorwurf, der von Lübecker Seite geäußert wurde.

Erst am späten Sonntagabend meldete sich SSV-Coach Uwe Brügmann (Foto) zu Wort und fiel aus allen Wolken, als er die Anschuldigungen gegen seinen Club vernahm. Gegenüber HL-SPORTS gab er seine Wahrnehmung der Partie preis.

„Der VfB kam selbstbewusst zu uns und musste unbedingt die Rettungswege Richtung Sportplatz befahren. Ein höfliches Bitten, woanders zu parken, war da wohl schon zu viel. Im Spiel hatten die Lübecker die ersten zehn Minuten alles unter Kontrolle. Meier (4.) erzielte die Führung und wir wurden etwas überrollt. Das Spiel kippte danach und Azad Er (33.) erhielt zu Recht die Rote Karte nach einem Foulspiel. Eigentlich war da noch gar nicht los, obwohl es hitziger wurde. Immerhin lagen wir zurück und wir spielten gegen die wohl beste Mannschaft der Liga“, sagt Güster-Trainer Brügmann.

Seine Mannschaft kam per Elfmeter durch Hendrik Wurr (35.) zum Ausgleich und ging nach der Pause in der 79. Minute durch Veysi Kurt in Führung. Die letzte Minute kochte es dann über. Der eingewechselte Rezan Almosa geriet mit SSV-Kicker Martin Edler aneinander. VfB-Coach Serkan Rinal sah einen ganz normalen Zweikampf. Zeugenaussagen zufolge soll Almosa seinen Gegenspieler in den Schwitzkasten genommen und gewürgt haben. Die SSV-Fans forderten einen weiteren Platzverweis gegen die Lübecker. Schiedsrichter Dennis Schröder verwarnte beide Heißsporne mit der Gelben Karte.

Daraufhin eskalierte die Situation anscheinend und Brügmann erzählt: „VfB-Spieler haben unsere Zuschauer als Nazis beschimpft, darunter sogar Tobias Willers, der als Geschäftsführer des Kreissportverbandes Lauenburg zugegen war.“

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Willers war in privater Natur bei der Partie, weil er sich das Spitzenspiel anschauen wollte. „Es war ein herrliches Grillwurst-Fußballwetter und ich schaue mir auch Spiele von anderen Clubs aus unserem Kreis an. Ich bin also, vorab gesagt, als neutraler Zuschauer dort gewesen und habe folgendes gesehen: Es war nicht mehr lange zu spielen und der Güsteraner Edler foulte den VfB-Spieler Almosa. Der Lübecker wollte einen Freistoß haben und streckte unglaubwürdig die Arme zum Himmel, als er diesen nicht bekam. Danach rannte er zähnefletschend auf Edler zu und ging ihm von hinten an den Hals. Eine unglaubliche Szene, die mich erschrocken hat. Beide bekamen die Gelbe Karte, wobei das in meinen Augen eine klare Rote Karte für den Lübecker war nach der Tätlichkeit. Der beruhigte sich auch gar nicht mehr und spuckte in Richtung Zuschauer, wo auch ich stand, streckte seinen Finger aus und schrie „Ihr seid alles Nazis“,“ so der Geschäftsführer der Lauenburger Sportler am Montag gegenüber HL-SPORTS.

Es ging weiter und ein Ball rollte ins Aus. Hier rückte Felix Brügmann (Spieler bei Hamburgs Oberligisten FC Altona 93) in den Fokus. Der 22-jährige Sohn des SSV-Trainers war als Zuschauer vor Ort und stand in einer Gruppe von Güster-Anhängern. Er ließ den Ball an sich vorbeirollen. Lübecks Almosa lief an ihm vorbei und wischte ihm über die Wange. Da kochte die Stimmung allseits hoch. Aus der Gruppe um Felix Brügmann gab es laut Lübecks Trainer Rinal mehrfach rassistische Äußerungen gegen seine Mannschaft, die auch Schiedsrichter Schröder mitbekam. Die VfBer versammelten sich zum größten Teil bei der Gruppe und Homan Said, der bereits in der ersten Hälfte ausgewechselt wurde, lief von der Ersatzbank in die Richtung des Geschehen und schlug laut Augenzeugen auf den Fußballer von Altona 93 ein. „Es war ein Kung-Fu-Tritt und ein Faustschlag, den Felix einstecken musste und ich muss an dieser Stelle betonen, dass er zwar mein Sohn ist, aber ich nicht verantwortlich für alle Dinge bin, die passieren“, erklärt sein Vater Uwe Brügmann und fügt hinzu: „Aber die Lübecker haben einfach nur genervt, von Anfang an! Das geht so nicht und ein Spieler kann nicht auf einen Zuschauer einschlagen. Wo sind wir denn? Wir haben auch Ausländer in der Mannschaft und diese Vorwürfe gegen uns kann ich nicht stehen lassen. Die Lübecker haben provoziert und sind gewalttätig geworden.“ Der Schiedsrichter brach die Begegnung ab.

Die Polizei wurde gerufen und nahm zwei Strafanzeigen gegen die Lübecker Said und Almosa auf, aber auch gegen Felix Brügmann soll eine Strafanzeige gestellt worden sein.

Nun wird sich nicht nur der Verband mit der Sache auseinandersetzen sondern auch die Staatsanwaltschaft. Und alles nur wegen eines Verbandsliga-Fußballspiels. Eine traurige Geschichte…

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