Hamburg – Nein, Fußball geht anders. – Egal, HSV hat endlich zu Hause gewonnen. – Nein, das war ein giftiges Spiel, eine Klopperei, eine Holzerei. – Egal, endlich hat einmal der Rasen gebrannt, haben die Rothosen tatsächlich bis zum Umfallen gekämpft. – Nein, solchen Rüpel-Fußball will keiner sehen. – Egal, beide haben sich nichts geschenkt. – Nein, es war das schlimmste Bundesliga-Spiel seit langem: neun gelbe Karten, mindestens 50 Fouls. Das sind schäbige Marken. – Egal, mit bedingungslosem Einsatz hat der Hamburger SV mit 1:0 (1:0) gegen Bayer Leverkusen seinen ersten Heimsieg seit sieben Monaten gefeiert.

Nun, die Meinungen der Beobachter gehen weit auseinander über dieses Spiel mit mehrmaliger Rudelbildung und zwei Ansprachen von Schiedsrichter Florian Meyer an die beiden Mannschaftskapitäne.

HSV-Kapitän Rafael van der Vaart erzielte das Tor des Tages durch einen Foulelfmeter in der 26. Minute, nachdem zuvor Marcel Jansen im Leverkusener Strafraum gefoult worden war.

53.000 Zuschauer trieben in der Imtech-Arena ihre Mannschaft leidenschaftlich an, feierten am Ende den ersten Heim-Dreier der Saison.

Das Team von Joe Zinnbauer trat sehr beherzt und aggressiv auf. Leverkusen hielt dagegen. Und nach dem Foulelfmeter ging es immer härter zur Sache. Auf beiden Seiten, die Mannschaften schenkten sich nichts.

In der Pause nahm sich Schiedsrichter Florian Meyer zum erstenmal beide Kapitäne zur Brust: So geht’s nicht weiter!

Aber spannend blieb es in der zweiten Hälfte – bis zur letzten Sekunde der fünf Minuten Nachspielzeit.

Ach ja, Hakan Calhanoglu, der vielgeschmähte Ex-HSVer, er lächelte Pfiffe und Hass der Fans förmlich weg, machte ein starkes Spiel – trotz einer Verletzung aus dem Mittwoch-Pokalspiel in Magdeburg.

Mit dem ersten Heimsieg der Saison hat der HSV den Lichtschalter im Tabellenkeller angeknipst – findet sich auf Rang 14 wieder. Auf dem Relegationsplatz: Borussia Dortmund nach dem 1:2 in München! Auf den Abstiegsrängen: Werder Bremen und SC Freiburg. 

Am kommenden Sonntag tritt der HSV beim Tabellenzweiten VfL Wolfsburg an.

Und was sagten Trainer und Spieler nach dem Spiel?

Rafael van der Vaart: Fußballerisch geht es natürlich besser, aber wir haben heute Kampf pur gezeigt. Bei dem Elfmeter war ich angespannt. Ich habe dann noch einmal die Augen geschlossen und mich voll darauf konzentriert, wo ich hin schießen will.

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Marcell Jansen: Das war ein Kampfspiel, das wir gewonnen haben. Wie die Fans uns heute angefeuert haben, war brutal. Wie das, unten bei uns auf dem Platz ankam war, Gänsehaut pur. Wir müssen uns auch weiterhin jeden Punkt erarbeiten. Schöner Fußball ist dann erst Schritt zwei oder drei.

Matthias Ostrzolek: Es war ein sehr hitziges Spiel, das sich teilweise hochgeschaukelt hat.
Heiko Westermann: Die erste Halbzeit war, glaube ich, die emotionalste, seit ich beim HSV bin. Der Rasen, die Fans, wir Spieler – einfach alles hat gebrannt. Uns war vor der Partie schon klar, dass wir nur über den Kampf eine Chance haben. Und wir hatten heute einfach das Glück des Tüchtigen.

Valon Behrami: Das war heute mehr Kampf als Spiel. Aller zwei Ballkontakte gab es ein Foul, aber Härte gewinnt manchmal Spiele. Und wie wir Fußball spielen ist völlig egal, die Hauptsache ist, dass wir die drei Punkte haben.

Joe Zinnbauer: Es war ein sehr umkämpftes und taktisch nicht sonderlich gutes Spiel. Was ungewöhnlich ist, weil Leverkusen vielleicht die taktisch beste Mannschaft ist. Vor allem im Umschaltspiel sind sie brutal stark, das kann man fast nicht verteidigen. Aber meine Mannschaft hat das gut gemacht, sich das Glück erarbeitet und mit drei Punkten belohnt. Valon Behrami hat heute ein überragendes Spiel gemacht. Er ist über die Schmerzgrenze gegangen und sich sensationell aufgeopfert.

Leverkusens Trainer Roger Schmidt: Hamburg war hyperaggressiv. Es war ein sehr spezielles Spiel, allerdings nicht wegen der Rückkehr von Hakan Calhanoglu, sondern weil das, was auf dem Platz zu sehen war, wenig mit Fußball zu tun hatte. Es war sehr hitzig und intensiv. Das Spiel bestand eigentlich nur aus Zweikämpfen. Die erste Offensivaktion der Hamburger führte gleich zum Elfmeter und der Führung. Wir haben zwar weiterhin nach vorne gespielt, waren aber vielleicht nicht zwingend genug. Was auch daran lag, dass 90 Prozent unserer Angriffe mit unlauteren Mitteln taktisch unterbunden wurden. Mit den Auslegungen der Fouls sind wir sehr unzufrieden und fühlen wir uns deswegen nicht gerecht behandelt. Dennoch Glückwunsch an den HSV zu diesem Sieg.

So spielten sie:

Hamburger SV: Drobny – Diekmeier, Djourou, Westermann, Ostrzolek – Behrami – Müller, Holtby (90+2. Kacar), van der Vaart (62. Arslan), Jansen – Lasogga (80. Rudnevs)

Bayer 04 Leverkusen: Leno – Donati, Toprak, Spahic, Wendell – Bender (85. Öztunali), Papadopoulos – Bellarabi, Calhanoglu, Son (70. Brandt) – Kießling (70. Drmic)

Tor: 1:0 van der Vaart (FE, 26.)

Zuschauer: 52.990

Schiedsrichter: Florian Meyer

Gelbe Karten: Holtby (6.), van der Vaart (35.), Behrami (42.), Drobny (45.), Diekmeier (Foto, 45.), Müller (52.)/Spahic (28.), Donati (45.), Toprak (88.)

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