Lübeck – Nachdem das fünfte und bisher letzte Wochenende in der Eishockey Oberliga Nord einige kuriose Geschichten zu bieten hatte, befinden sich die neun Teams aus der höchsten, norddeutschen Spielklasse nun in der wohlverdienten Länderspielpause auf Grund des Deutschland-Cups. Dies ist der perfekte Zeitpunkt für die Vereine und Trainer, um nochmal nachzujustieren und für uns, um zu schauen, wie sich die einzelnen Mannschaften bisher geschlagen haben. Wer hat überrascht? Wer ist gut? Wer schwächelt?

HL-SPORTS zieht ein Zwischenfazit.

1. Harzer Falken  – 9 Spiele – 21 Punkte – 55:21 Tore – Bilanz 7-0-0-2
Die Falken sind bisher die große Überraschung dieser Saison, wobei die Überraschung ist, dass die Falken die Tabelle anführen. Sowohl im Sturm wie auch in der Abwehr sowie im Überzahlspiel ist die Mannschaft von Bernd Wohlmann aktuell das Beste, was es in der Liga gibt. Die Mischung zwischen den etablierten Spielern wie Pipp oder Schock und den Neuzugängen scheint perfekt zu klappen. Die Investitionen scheinen sich zu lohnen, was auch von den Zuschauern honoriert wird. Der Schnitt liegt um fast 250 Zuschauer zahlende Gäste höher als im Vorjahr.

Die Neuzugänge haben bisher sehr gut eingeschlagen. Andrew Bailey und Tobias Schwab führen die interne Scorerwertung an und vor allem Semen Glusanok gibt der Defensive größere Stabilität.

2. Hannover Indians – 9 Spiele – 21 Punkte – 40:23 Tore – Bilanz 6-1-1-1
Die Indianer vom Pferdeturm sind aktuell das Team der Stunde in der Oberliga Nord. Nach einem eher schwachen Saisonauftakt mit lediglich vier Punkten in drei Spielen, stehen zuletzt sechs Siege in Serie in Folge auf der Haben-Seite, darunter der prestigeträchtige Heimsieg gegen den Rivalen aus Langenhagen. Offensiv, Defensive und Special Teams sind auf einem guten Weg und gehören zum Besten in der Liga. Die Meisterschaft kann also nur über den Pferdeturm führen.  Herausragend ist die Reihe mit Christoph Koziol, Oliver Duris und André Gerartz, welche für mehr als 50% der Indians-Tore verantwortlich ist. Ein ganz wichtiger Key-Factor ist dies, kann sich aber auch zum Nachteil entwickeln, wenn es mal nicht so läuft.

Auch bei den Indians haben die Neuzugänge weitestgehend eingeschlagen. Duris und Gerartz machen da weiter, wo sie in Königsborn bzw. Timmendorf aufgehört haben, Nick Anderson sowie Tobias Stolikowski geben der Defensive enorme Sicherheit und Boris Ackers ist die Zuverlässigkeit in Person im Kasten.

3. Hannover Scorpions  – 10 Spiele – 18 Punkte – 43:22 Tore – Bilanz 6-0-0-4
Der Nimbus der Unbesiegbarkeit ist bei den Scorpions weg. Selbst auf heimischem Eis musste man erstmals in der Oberliga Nord eine Niederlage hinnehmen und auswärts geht nach zuletzt drei Niederlagen in vier Spielen wenig zusammen. Defensiv können sich die Langenhagener auf die Goalies Korff und Hertel verlassen, offensiv ist man sehr von Andreas Morczinietz und Sebastian Lehmann abhängig. Mit 21 Toren sind nur die Beiden für die Hälfte der geschossenen Tore verantwortlich. Ansonsten sind die Mannschaftsstatistiken nicht schlecht, denn sowohl bei den Toren und Gegentoren wie bei den Special Teams gehören die Scorpions zum Besten was die Liga zu bieten hat.

Schwierig wird ein Urteil, wenn es um die Neuzugänge geht. Die Goalies sind über jeden Zweifel erhaben und auch die Defensivakteure Reiss, Gall und Knauf machen einen soliden Job. Allerdings sind die Stürmer (mit Ausnahme von Sebastian Lehmann) offenbar noch nicht ganz beim ehemaligen deutschen Meister angekommen. Der Kanadier Britt Ouellette, der die ersten beiden Wochenenden verpasste, scored zwar ganz gut, ist gegen die Topteams aber noch ohne Punkte. Und von Phil Hungerecker und den Keller-Brüdern dürften sich die Macher der Scorpions auch mehr versprochen haben.

4. Hamburger SV – 8 Spiele – 14 Punkte – 30:27 Tore – 4-1-0-4*
Der HSV präsentiert sich zu Saisonbeginn wie schon in den letzten Jahren unter Andris Bartkevics. Defensiv sind die Rauten top, offensiv hapert es für ein Topteam aber noch. Analog den Vorsaisons ist der HSV weiterhin für jede Überraschung gut, sowohl in positiver wie auch in negativer Hinsicht. Während man unter anderem gegen Scorpions und Indians gewann, gab es gegen Wedemark auf die Mütze. Angesichts der Tatsache, dass der HSV wieder zahlreiche junge Spieler eingebaut hat, sind diese Schwankungen aber normal. Es bleibt definitiv spannend zu beobachten, wie es sich in Stellingen entwickelt.

Auch beim HSV lohnt sich ein Blick auf die Neuzugänge. Sowohl Harry Matheson wie auch Sebastian Pigache geben dem Kader die nötige Qualität in der Offensive. Kein Wunder, dass sie mit dem dritten Neuen (Oertel) die interne Scorerwertung anführen. Definitiv eine Bereicherung ist der 19jährige Gino Blank in der Defensive, der sich auch schon in der DEL beweisen durfte.

5. Rostock Piranhas – 8 Spiele – 13 Punkte – 41:26 Tore – 4-0-1-3*
Zu Hause hui, auswärts pfui, so präsentieren sich die Rostock Piranhas als echte Wundertüte. Zu Hause konnte man 10 Punkte in vier Spielen holen und musste sich nur den Hannover Indians in einer packenden Begegnung geschlagen geben, auswärts läuft noch nichts zusammen. Vor allem die überraschende Derbyniederlage in Timmendorf wird die Raubfische ganz schön wurmen. Wenn man die reinen Statistiken sieht, dann passt das in Rostock eigentlich so weit, einzig die „nur“ 13 Punkte stören etwas. Wenn man aber die Bilanz sieht, dann ist der Begriff „Wundertüte“ mit Sicherheit nicht so falsch. Problematisch gestaltet sich auch die hohe Anzahl an Strafzeiten. 251 (!) Strafminuten sind ein ganz schönes Brett.

Anzeige
Anzeige

Die Neuzugänge geben bisher ein gemischtes Bild ab. Während Goalie Florian Neumann und Stürmer Igor Bacek eine gute Saison bisher spielen, dürften sich die Verantwortlichen in Rostock vor allem von Artur Lemmer mehr versprochen haben. Die Verteidiger hingegen spielen sehr solide, dürften sich aber sicherlich offensiv mehr einbringen.

6. Crocodiles Hamburg – 8 Spiele – 12 Punkte – 34:47 Tore – 4-0-0-4
Wenn Rostock eine Wundertüte ist, dann trifft das auf die Crocodiles auf jeden Fall auch zu. Mit großen Erwartungen ist man in Farmsen in die Saison gestartet, bekommt aber oft nicht so wirklich ein Bein an die Erde. Die Spiele gegen die letzten Drei konnte man zwar gewinne, dafür kassierte gegen Rostock, Hannover und Braunlage bisher immer mindestens sieben Tore. Offensiv sieht das bisweilen richtig gut aus, was die Crocodiles zusammenspielen, aber defensiv sind die Crocodiles noch nicht auf dem hohen Niveau. Es macht sich bemerkbar, dass hinter Lang/Blank kein zweites Verteidigerpaar da ist, das höheren Ansprüchen genügt.

Bezouska, Bartanus, Varianov, Lang – die Top vier der Scorerliste sind allesamt Neuzugänge und es macht Freude, dieser Linie beim Spielen zuzuschauen. Vor allem Bartanus ist trotz seiner 36 Lenze noch ein Hochgenuss. Christoph Oster im Kasten hat den Crocodiles schon Punkte gesichert, aber auch verloren. Blank und Michalek können dem Crocodiles-Spiel ihren Stempel noch nicht aufdrücken.

7. EHC Timmendorfer Strand 06 – 9 Spiele – 9 Punkte – 31:46 Tore – 3-0-0-6
Quo vadis, EHCT? Das ist die große Frage, die sich viele Fans am Strand stellen. Nur drei Siege sind für die erfolgsverwöhnten Anhänger ein ungewohntes Bild und letztlich wird der EHCT aktuell für die späte Planung der Saison bestraft. Zwar waren grundsätzlich mehr Punkte drin (auch in Braunlage muss man nicht verlieren), aber noch ist das Fehlerquote zu hoch. Vor allem defensiv lässt doch vieles zu wünschen übrig. In der Offensive fehlt dazu oft das Selbstbewusstsein, zudem gehen die Beach Boys doch arg fahrlässig mit Konterchancen um. Es wartet viel Arbeit auf Trainer Henry Thom, der zudem die Chemie in seinen Angriffsreihen finden muss. Dazu kommen die Verletzungssorgen, denn stellenweise vier oder gar fünf Ausfälle zur gleichen Zeit kann sich der kleine Kader kaum erlauben.

Die Neuzugänge sind bei den Beach Boys extrem schwierig zu bewerten. Zobel, Turek und Suchomer deuten ihr Können zwar immer wieder an, aber einen „huge impact tot he game“ wie die Kanadier sagen, war bisher noch keiner. Dem Kanadier Aaron Scott fehlt noch die Bindung zum Spiel, Robert Busche hingegen macht aus seiner relativ geringen Eiszeit sehr viel.

8. GEC Ritter Nordhorn – 9 Spiele – 6 Punkte – 35:54 Tore – 2-0-0-7
Größer als in Timmendorf dürfte die Enttäuschung nur noch in der Grafschaft Bentheim sein. Die Ritter bekamen in den ersten sechs Spielen kein Bein an die Erde und verloren alle, wenn auch oftmals sehr knapp. Vor allem defensiv ist man noch nicht da, wo man hin will, kassierte man doch nur in einem Spiel (!) weniger als fünf Gegentore. Auch offensiv brauchten die Ritter ein paar Spiele um sich „einzugrooven“, aber das wird so langsam, so dass man davon ausgehen kann, dass nach der Pause auch bessere Ergebnisse abzuliefern.

Fünf Neuzugänge führen die Scorerliste der Ritter an, darunter mit Marc Hemmerich ein Verteidiger. Das sagt eigentlich alles. Wikström Vanek und Co sind also gut in Nordhorn angekommen. Defensiv fehlt aber weiterhin die Qualität, auch Hartmann und Wenter brachten bisher nicht den gewünschten Erfolg.

9. Wedemark Scorpions – 9 Spiele – 3 Punkte – 20:63 Tore – 1-0-0-8
Der Aufsteiger aus Mellendorf zahlt Lehrgeld, aber das war bei der jungen Truppe auch erwartet worden. Schlechteste Offensive, schlechteste Defensive und nur drei Punkte auf der Haben-Seite zeugen davon. Bei anderen Clubs wäre sicherlich schon Panik ausgebrochen, aber in Wedemark arbeitet man in Ruhe weiter. Es war ja auch allgemein erwartet worden, dass der Saisonstart zumindest schwierig werden würde. Und ab und an deuten die Scorpions ja auch an, was sie drauf haben. Bleibt nur abzuwarten, ob das Ende reicht und auch von den Zuschauern in der Wedemark angenommen wird.

Wie für die gesamte Mannschaft gilt auch bei den Neuzugängen, dass es sich meist um junge und unerfahrene Spieler handelt und sie entsprechend Lehrgeld zahlen müssen. Dabei haben sich besonders Luka Vukoja und Magnar Aaltonen in den Vordergrund gespielt.

Soweit ein erstes Zwischenfazit zur Oberliga-Saison. Man darf gespannt sein, welche Schlüsse die Trainer (insbesondere der Teams aus der unteren Hälfte) ziehen und welche Veränderungen man in den Wochen bis Weihnachten bemerken kann.

*Die Partie zwischen dem HSV und den Piranhas wurden wegen Nebels abgebrochen. Bis zu einer Entscheidung des DEB, wie es weitergeht, wurde das Spiel in der offiziellen Tabelle (Pointstreak) beiden Mannschaften als Niederlage angerechnet.

Gefällt Dir unsere journalistische Arbeit?

Dann unterstütze uns hier mit einem kleinen Beitrag. Danke.

- Anzeige -