Lobeca/Michael Raasch
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Lübeck – Am kommenden Sonnabend gastiert der VfL beim Aufsteiger in Eisenach (Anwurf: 19.30 Uhr) Sommer 2018: Der Supergau für den ThSV Eisenach ist eingetreten, Platz 17 in der Abschlusstabelle der 2. Bundesliga. Das ist gleichbedeutend mit dem ersten Abstieg in die Drittklassigkeit. Glücklicherweise war es nur eine kurze Episode in der erfolgreichen Vereinsgeschichte, denn im Sommer 2019 war der Betriebsunfall 3. Liga bereits wieder behoben: Der ThSV kehrte nach nur einem Jahr der Abstinenz zurück in die 2. Bundeliga. Mehr als nur mit dabei: Sead Hasanefendic. Der Trainerfuchs, der das Amt 2018 übernahm, ist der Star der Wartburgstädter – und das zu Recht! Der 71-Jährige Kroate blickt auf eine eindrucksvolle Karriere als Trainer zurück, nahm an Welt- und Afrikameisterschaften teil, errang nationale Meisterschaften und Pokalsiege in Frankreich und Slowenien sowie europäische Titel mit dem VfL Gummersbach.

Aber nicht nur aufgrund seiner immensen Erfahrung ist der Titel Trainerfuchs gerechtfertigt. Der Mann beherrscht auch die komplette Klaviatur des Trainergeschäftes. Beispiel gefällig? Der Wikipedia-Eintrag von Hasanefendic weist folgende Anekdote auf: Im WM-Spiel zwischen Deutschland und der von Hasanefendic trainierten Schweiz 1982 stand es Sekunden vor dem Abpfiff 16:16. Deutschland war noch einmal in Ballbesitz. Trotz einer Zeitstrafe gegen seine Mannschaft schickte Hasanefendic einen sechsten Feldspieler mit nur einem Auftrag auf das Parkett: „Los, halt ihn fest.“ Und dieser gehorchte, verhinderte nicht nur den letzten Wurf von Erhard Wunderlich durch Klammern von hinten, sondern damit auch den Einzug der Deutschen in das Spiel um Platz drei.

Eisenach meistert schwierige Rahmenbedingungen
Aber das ist lange her. Allerdings erfordert auch die Gegenwart die komplette Kreativität des Trainers. Eisenach ist finanziell nicht auf Rosen gebettet. Manager Rene Witte sprach vor der Saison von einem negativen Eigenkapital im hohen sechsstelligen Bereich. Nur unter größter Anstrengung der Gesellschafter und diverser Sponsoren konnte die dritte Liga gemeistert werden. Aktuell steht Konsolidierung im Vordergrund. Und die soll mit einem runderneuerten Kader gelingen. Sechs Abgängen stehen sieben Neuverplichtungen gegenüber. Insgesamt vertraut der Verein auf viele junge Spieler, denen wenige erfahrene Kräfte (z. B. Duje Miljak oder Blaz Voncina) die notwendige Stabilität geben sollen.

In ihrer Spielphilosophie setzten die Thüringer wie auch andere Mannschaften, die ohne den großen Star auskommen müssen, auf eine solide Verteidigung und ein schnelles, konsequentes Gegenstoßspiel. Gepaart mit einem guten Zusammenhalt in der Mannschaft, in der jeder um jeden Ball kämpft, scheint das ein erfolgreicher Ansatz zu sein. Zuletzt mussten das die Favoriten Bietigheim (25:25), Hamm (29:24) und Essen (30:26) leidvoll erfahren. Übrigens: Essen und Hamm traten als jeweilige Spitzenreiter in der stimmungsvollen Werner-Aßmann Halle an. Da kommt einiges auf den VfL zu.

VfL Coach Piotr Przybecki über die Größe der anstehenden Herausforderung: „Eisenach hat sich in den letzten Spielen in einen Rausch gespielt. Das wird keine einfache Aufgabe für uns. Die Siege gegen Hamm und Essen sprechen eine deutliche Sprache. Insbesondere die aggressive 5:1-Abwehr hat in beiden Partien richtig gut funktioniert und war der Grundstein für beide Erfolge.“

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Unter dem Strich steht für Eisenach aktuell ein siebter Tabellenplatz zu Buche (9:5 Punkte). Einen gehörigen Anteil daran hat die bereits beschriebene Spielidee von Hasanefendic, die insbesondere im letzten Spiel gut ablesbar war: Mit einer starken Abwehr- und Torhüterleistung konnte die Torfabrik des TuSEM (durchschnittlich 32 Treffer pro Spiel) in Schach gehalten werden. Aber auch im individuellen Bereich haben die Eisenacher Überzeugungskraft: Neuzugang Ante Tokic, gekommen von Metalurg Skopje, erzielte bereits 42 Treffer. Der Favoriten-Schreck hat einen Lauf!

VfL will Wiedergutmachung
Der VfL Lübeck-Schwartau hingegen ist nach der Niederlage in Hamm wieder hart in der Wirklichkeit angekommen. „Das muss ich erst einmal sacken lassen“, sagte VfL-Trainer Piotr Przybecki unmittelbar nach dem Spiel. Hat er! „Wir haben das letzte Spiel in der ersten Halbzeit verloren. Nach 30 Minuten lagen wir bereits mit sechs Toren hinten und ehrlich gesagt, es hätten auch acht oder neun sein können, wenn Marino Mallwitz nicht noch ein paar Freie weggenommen hätte. So verrückt es aber klingt, so groß war der Unterschied eigentlich nicht. Wir haben fast mehr für den Rückstand getan als Hamm. Mit dem Blick auf Eisenach dürfen wir in keinem Fall wieder so viele Torchancen vergeben. Wir werden versuchen, von Beginn an wie in der zweiten Hälfte aufzutreten. Da stand unsere Abwehr wieder viel besser, wir haben Bälle geklaut, sind dadurch auch zu einfachen Toren gekommen. Daran wollen wir anknüpfen.“

Auch wenn es alles andere als leicht wird. Noch einmal Przybecki: „Neben der Tatsache, dass Eisenach aktuell gut drauf ist, wird auch die Atmosphäre in der Halle von entscheidender Bedeutung sein. Ich kenne die Stimmung aus eigener Erfahrung. Da wird einem als Gästespieler einiges geboten. Aber ganz ehrlich: Es macht auch wahnsinnig viel Spaß, gegen diese tolle Stimmung anzukämpfen. Und das werden wir tun. Wir sind seit Beginn der Trainingswoche im Eisenach-Tunnel, und ich werde meine Mannschaft gut vorbereiten. Wir werden von Beginn an überzeugend auftreten und am Ende hoffentlich mit zwei Punkten die Rückreise antreten.“
 

 

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