Lübeck – Der VfB Lübeck lädt am Dienstag (22. September) zur außerordentlichen Mitgliederversammlung ein. In den VIP-Räumen der Tribüne soll um 19 Uhr die Zukunft des Vereins zu einem großen Teil beschlossen werden. Von den Kandidaten hört man eher weniger, darum dürfte ein großes Interesse bei den Grün-Weißen herrschen.

Der Club will in die 3. Liga. Zum 100-jährigen Jubiläum 2019 soll Profifußball in der Hansestadt existieren. Neben den Schauplätzen um dem neuen Aufsichtsrat, der mehr Schwung in die wirtschaftlichen Verhältnisse der Grün-Weißen bringen und auf der Versammlung am kommenden Dienstag bestätigt werden soll, ist auch das Stadion ein Thema.
Im Vergleich zu anderen Regionalligisten ist man mit der Lohmühle gut aufgestellt, doch für den Profifußball erwartet der Lübecker Fußballfan etwas mehr und auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat Kriterien, die beachtet werden müssen. Nicht nur eine Rasenheizung wird gefordert, sondern man will sich auch selbst herausputzen – etwas bieten.
Bei der „neuen“ Haupttribüne ist das vermutlich der Fall. Doch wie steht es um die restlichen Zuschauerbereiche? 
Eine Sanierung in den Kurven ist wohl nicht mehr lange zu verschieben und die ehrwürdige „Alte Holze“ ist inzwischen eine Rarität. Modern geht anders und andere Vereine machen es vor, bauen um oder neu.
Das Stadion Lohmühle ist in den 1920er Jahren erbaut worden. 1995 kam die neue Haupttribüne hinzu und seitdem finden maximal 17.869 Zuschauern ihren Platz (davon 5.048 Sitzplätze). Ausverkauft war das Stadion schon sehr lange nicht mehr.

Saskia Steingrüber, Architekturstudentin an der Fachhochschule Lübeck, nahm sich des Themas Lübeck für ihre Master-Arbeit an. Als Libero des SV Merkur Hademarschen, wo die 24-Jährige vor ihrem Studium in der Hansestadt selbst Fußball spielte, weiß sie, was es bedeutet, Übersicht zu haben und mit ihrer Kreativität war das Thema „Stadion Lohmühle“ wie für die junge Frau geschaffen. „Mit dem Bauingenieur und VfB-Aufsichtsratsmitglied Peter Behncke fand ich jemanden, der die Idee aufbrachte und unterstützte“, sagt Steingrüber zu HL-SPORTS und dabei hatte sie genau drei Monate Zeit, das gesamte Projekt fertigzustellen.

Einen ersten Bezug zur Lohmühle hatte die junge Frau bereits als Ballmädchen bei einem Frauen-Länderspiel vor einigen Jahren. Die Grundrisse des Stadions wurden besorgt, Besuche im Stadion zur Begehung, um sich einen genauen Überblick zu verschaffen und ein Live-Spiel für das „Feeling“, wurden in Angriff genommen. Dabei hatte sie zwar Unterstützung von Behncke, war aber dennoch auf sich alleine gestellt. Bei dem Projekt, was ihr betreuender Professor Stephan Wehrig anbot, wollte niemand anderes mitarbeiten. War doch das Thema Lohmühle für mehrere Studenten gedacht. „Ich habe mir andere Stadien angeschaut, doch keines war so, wie ich es mir vorstellte. Ich wollte etwas Offenes machen, das einlädt hineinzukommen, etwas was zu Lübeck passt und die Stadt widerspiegelt. Eben einen transparenten Baukörper schaffen“, erzählt sie. Behncke hatte der Fachhochschule das Thema „Neugestaltung der Lohmühle“ angeboten und war erfreut, dass nun jemand gefunden wurde.

Dabei legte Steingrüber bei ihrer Arbeit Wert auf die Möglichkeit „stückweise“ zu bauen. „In fünf Bauabschnitten kann es fertiggestellt werden. Jeder Teil ist absolut losgelöst von dem anderen und kann dann errichtet werden, wenn es gerade passt“, erklärt die 24-Jährige und erläutert dabei, welche Möglichkeiten sich darin verstecken:

Abschnitt 1 bis 3 ist das Kernstück des Neubaus. Die Pappelkurve wäre das Herz der neuen Lohmühle. Hier würden Sitz- und Stehplätze entstehen, die mit einem zusätzlichen Logenbereich weitere Unternehmen anlocken könnte. Die große Fensterfront schafft Neugier und lädt wieder ein.
Im Erdgeschoss Lobby und Empfang, Restaurant und Konferenzräume. Im Außenbereich Fan-Shop, Imbissbuden und die Möglichkeit, das Fan-Dorf zu integrieren.
Der angegliederte Hotelkomplex mit 75 Zimmern, funktionell für den „normalen“ Hotelgast oder in Mehrbettzimmer für ein Sportleistungszentrum umwandelbar, in den drei Etagen darüber.
Im Untergeschoss Büros, Reha-Bereich, Umkleidekabinen und der Übergang zur Sporthalle, die eine Höhe von sieben Metern hat.
Diese gehört zum dritten Bauabschnitt in Steingrübers Visionen einer neuen Lohmühle. Eine Trainingshalle, auch für Handball geeignet, die etwas aus dem Boden herausragt und so eine natürliche Sonnenbelichtung auf einer Seite bietet. Weitere Umkleidekabinen, die für die Kunst- und anderen Rasenplätze gedacht und durch einen separaten Eingang getrennt nutzbar sind.

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Abschnitt 4 und 5 wären der Gästebereich und die „Alte Holze“. Die jetzige Kurve zur Stockelsdorfer Straße würde in einen kombinierten Sitz- und Stehplatzbereich mit Überdachung umgebaut. Die „Alte Holze“ müsste natürlich gegen eine neue, in das Bild passende, Tribüne weichen. Eine Bühne inmitten der Sitzplätze für Open Air-Veranstaltungen wäre gleich mit vorhanden. Die optimale Möglichkeit für den VfB zusätzliche Einnahmen durch Vermietung solcher Events zu generieren.

Einzigartig ist der offene Bereich zwischen der Tribüne an den Pappeln und der Gegentribüne. Nicht nur, dass man hier einen großen Fluchtweg hätte, würde sich wieder das offene Stadion widerspiegeln.

Insgesamt ein Plan, wie gemalt für den Regionalligisten, der mit dieser neuen Arena bis zu 18.000 Zuschauern fasst.

Nutzt man die Chance zum Thema Zukunft und die aufgebaute Kooperation zur Fachhochschule oder verschwindet eine Vision in der Schublade?

Vorgestellt wird das Projekt auf der ordentlichen Jahreshauptversammlung am 15. Oktober. Dann spricht Steingrüber vor den Grün-Weißen Mitgliedern.

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