Anspannungen, Maßnahmen, Erwartungen: Zwischen Roland Kaiser und Merlin Polzin – Das Aufstiegs-Skript mit Hit-Ende

„Die Stadt und alle HSVer brennen auf dieses Spiel“ – Nur Ulm will da selbst feiern

Roland Kaiser und Merlin Polzin nur durch die Uwe-Seeler-Allee getrennt. Foto-Montage: Lobeca

Hamburg – Es wird gefiebert, es wird gehofft, es wird gewartet. Warten auf den Anpfiff des letzten Heimspiels des Hamburger SV gegen den SSV Ulm. Das letzte Heimspiel in der 2. Bundesliga überhaupt? Fast auf den Tag genau vor sieben Jahren stiegen die Rothosen ab. Es war der 12. Mai 2018 – Uhrzeit 17.36 Uhr. Trotz eines 2:1-Sieges gegen Borussia Mönchengladbach ging es zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte abwärts in Liga zwei. 6 Jahre, 11 Monate, 28 Tage ist es am kommenden Sonnabend her. Oder 365 Wochen, 2.555 Tage. 61.320 Stunden, 3.679.200 Minuten, 220.752.000 Sekunden. Für die Anhänger eine gefühlte Ewigkeit. Jetzt ist man so nah dran, wie zu Zweitliga-Zeiten noch nie in eigener Hand.

„Gut, dass ihr da seid“

Der Volkspark ist vorbereitet. Der Hamburger Hafengeburtstag wartet mit dem Feuerwerk und Roland Kaiser, selbst bekennender Fan von Bayern München und Preußen Münster, singt gegenüber in der Barclays Arena. Karma, dass der Schlagerstar in der Stadt ist? Hits wie „Stark“, „Es ist alles ok“, „Kein Problem“ und „Das Beste am Leben“ wird dann vor über 10.000 Fans zu hören sein. Beim Schlusspfiff auf der anderen Straßenseite könnte es dann sogar in der Halle ein Beben geben. Ein verrücktes Wochenende steht bevor, denn am Sonntagvormittag können die HSV-Frauen ebenfalls aufsteigen. „Gut, dass ihr da seid“ wäre der krönende Abschluss der beiden “Konzerte“.

Ein Rookie macht es?

Schwenk zum Fußball und zum Spiel des Jahres: Merlin Polzin übernahm als Rookie ohne Fußball-Lehrerlizenz einen Tag vor Weihnachten des vergangenen Jahres nach der Hinrunde. Da stand der Club mit 28 Punkten auf Platz drei. Zwei Spieltage vor Saisonende sind es 28 Zähler mehr. Sechs sind noch zu holen, aber drei reichen gegen den Tabellenvorletzten. Der Zauberer des HSV könnte der 34-Jährige werden. Alles fiebert dem Sonnabend und dem Schlusspfiff entgegen.

Spatzen-Trainer: „Wir wissen, dass der HSV die letzten drei Heimspiele nicht gewonnen hat“

Doch es gibt ein kleines Ulm mit knapp 130.000 Einwohnern, einen SSV, der den Party-Crasher spielen will. Robert Lechleiter, Coach der Spatzen, sagt: „Ich glaube, das bekommt man medial natürlich mit, was in Hamburg los ist. Das hast du als Tabellenführer dann zum jetzigen Zeitpunkt der Saison aber auch verdient. Ich glaube es ist ein Spiel, wo für beide ja viel Druck drauf ist, beim HSV auch und von dem her fahren wir nach Hamburg ganz klar mit dem Ziel das Spiel zu gewinnen. Das ist unser Anspruch, den ja, den wollen wir gerecht werden.“ Er weiß einen ganz wichtigen Fakt: „Wir wissen auch, dass der HSV die letzten drei Heimspiele nicht gewonnen hat.“ Sein Team steht auf Rang 17 und hat drei Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz. Ein Blick geht schon auf den Freitag, wo Konkurrent Preußen Münster gegen Hertha BSC vorlegen kann.

Funkel ist der Aufstiegsexperte

Auch an der Elbe schaut man um 18.30 Uhr auf das andere Spiel. Dort muss Hamburg-Verfolger 1. FC Köln zum 1. FC Nürnberg. Bei den Geißböcken wurde am vergangenen Montag Friedhelm Funkel als Retter geholt. Der 71-Jährige verhalf dem FC bereits 2003 zum Aufstieg in die Bundesliga. Vor vier Jahren rettete er den Club vor dem Abstieg von dort. Insgesamt schaffte Funkel es sechsmal mit verschiedenen Vereinen in die 1. Liga aufzusteigen. Er ist der Experte und nun soll Nummer 7 folgen.

Nur zwei wirklich gefährlich

Es gibt allerdings noch andere Mitbewerber um Platz eins, zwei und drei. SV Elversberg, SC Paderborn, 1. FC Magdeburg, Fortuna Düsseldorf, 1. FC Kaiserslautern, Hannover 96 und Karlsruher SC haben noch Chancen mindestens die Relegation zu erreichen. Dabei können Elversberg und Paderborn die Hamburger noch abfangen. Doch das soll die ab dem späten Sonnabend nicht mehr stören.

Diese Themen gibt es aktuell beim HSV

Personal

Bei Dennis Hadzikadunic ist das Saisonende verletzungsbedingt klar. Tom Mickel hat sich beim Spielersatztraining an der Schulter verletzt. Ein Einsatz ist fraglich. Ebenfalls bei Immanuel Pherai, der am Freitag wieder ins Training kommen soll. Aboubaka Soumahoro hat am Donnerstag die komplette Einheit mitgemacht. Das Training war unter Ausschluss der Öffentlichkeit, ebenso am Freitag.

Das sagt Polzin zu…

…Anspannungen

„Wir haben der Mannschaft heute ganz klar gesagt, dass uns am Samstag nur diese 90 Minuten interessieren. Wir haben einen klaren Auftrag, den wir erfüllen wollen. Wir wollen weniger darauf schauen, was von außen kommt und wie viel Lärm dort vorherrscht. Wir haben zuletzt in unseren Heimspielen nicht das gezeigt, was uns ausmacht. Deshalb ist der absolute Fokus darauf, ein gutes Spiel zu machen. Wir sind für uns also relativ klar, wollen alles in die richtige Energiebahnen lenken. Die Mannschaft hat vergangene Woche gezeigt, dass sie bereit ist für Drucksituationen. Je härter der Rückschlag war, desto besser sind wir zurückgekommen. Das lässt mich sehr gut schlafen und gibt mir eine brutale Überzeugung für unsere Arbeit und diese Mannschaft. Wir haben absolut keine Angst vor etwas, sondern haben ab Tag 1 gesagt, dass wir an uns glauben. Dieser Glaube ist weiterhin maximal vorhanden.“

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…Maßnahmen

„Wir machen nichts Außergewöhnliches. Es ist jetzt auch nicht die Crunchtime oder irgendwas. Jeder Spieltag ist wichtig und es gibt immer drei Punkte zu holen. Natürlich stehen jetzt die Entscheidungen an, aber wir müssen jetzt keinen mehr anzünden oder extra motivieren. Bei diesem Heimspiel im Volksparkstadion muss nach all dem, was wir uns in dieser Saison erarbeitet haben, niemand mehr angezündet werden. Es geht darum, richtig zu kanalisieren und die Mannschaft in ein gutes Energielevel zu bringen. Es geht nicht darum, ein Spektakel abzuliefern, sondern darum, mit Kopf, Herz und den Beinen bereit zu sein. Und das sind die Jungs. Das ist das Schöne und deshalb ist die Vorfreude groß.“

…Erwartungen

„Die Stadt und alle HSVer brennen auf dieses Spiel. Uns ist wichtig, allen, die das Stadion betreten dürfen, klarzumachen, dass das am Samstag wahrscheinlich kein Spektakel wird. Dafür spielen die Ulmer auf eine positive Art einen sehr ekligen Fußball. Sie sind sehr giftig in den Eins-gegen-eins-Duellen und schaffen es immer wieder, den Gegner vor Probleme zu stellen. Es wird kein Spiel, in dem 90 Minuten alles für uns funktioniert, weil es für beide Mannschaften um extrem viel geht. Mir ist wichtig, dass jeder Fan die Aufgabe hat, die Mannschaft maximal zu pushen. Für 90 Minuten ist der Auftrag für jeden, dafür zu sorgen, dass wir ein Heimspiel haben, das der Volkspark in dieser Lautstärke noch nicht erlebt hat.“

Finale in blau

Alles ist gesagt. Jetzt kommt es darauf an, dass Davie Selke & Co. es auf den Platz bekommen. Drei Punkte braucht der Spitzenreiter der 2. Bundesliga – gegen einen Gegner, für den es ebenfalls um eine Menge geht. Alles ist vergessen, was bisher war. Nur diese 90 Minuten zählen im ausverkauften Volksparkstadion. Der Aufruf der Fans: Alle in blau!

Werden die Lübeck Cougars besser abschneiden als in der vergangenen Saison?

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Der 33. Spieltag (9. – 11.5.2025)

Nürnberg – Köln (Fr., 18.30 Uhr)
Münster – Berlin
Düsseldorf – Schalke (Sa., 13 Uhr)
Paderborn – Magdeburg
Elversberg – Braunschweig
Hamburg – Ulm (20.30 Uhr)
Hannover – Fürth (So., 13.30 Uhr)
Kaiserslautern – Darmstadt
Regensburg – Karlsruhe

Die Tabelle

1.Hamburger SV3270 : 4056
2.1. FC Köln3247 : 3755
3.SV 07 Elversberg3259 : 3652
4.SC Paderborn 073254 : 4252
5.1. FC Magdeburg3259 : 4850
6.Fortuna Düsseldorf3253 : 4850
7.1. FC Kaiserslautern3254 : 5050
8.Hannover 963239 : 3449
9.Karlsruher SC3252 : 5348
10.1. FC Nürnberg3255 : 5445
11.Hertha BSC3248 : 4843
12.SV Darmstadt 983252 : 5239
13.FC Schalke 043251 : 5838
14.Greuther Fürth3241 : 5635
15.Eintracht Braunschweig3237 : 5735
16.SC Preußen Münster3236 : 4132
17.SSV Ulm 18463233 : 4029
18.Jahn Regensburg3220 : 6624
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