Lübeck –  In exakt 29 Stunden ist es soweit, dann beginnen die ersten Spiele der neuen Saison in der Eishockey Oberliga Nord. Dann geht es auch für den EHC Timmendorfer Strand mit einem Heimspiel los, dann erwartet man die Hannover Scorpions. Die Euphorie ist durchaus vorhanden, aber was kann man von den Beach Boys erwarten?

Verein: EHC Timmendorfer Strand 06
Gründung: 2006
Erfolge: Meisterschaft Oberliga Nord 2013
Letzte Saison: Oberliga Nord Rang sieben, Nord-Playoffs Viertelfinale
Halle: Eissport- und Tenniszentrum Timmendorfer Strand (1900 Plätze)

Abgelaufene Saison
Angesichts der Voraussetzungen mit spätem und wirklich schlechtem eigenen Eis haben die Beach Boys fast das Optimum heraus geholt. Aber nur fast, denn oft waren die Leistungen einfach nur schlecht, so dass eine deutlich bessere Platzierung recht leichtfertig verspielt wurde. Natürlich hatten die Timmendorfer mit vielen Verletzungen zu kämpfen, aber das kann und darf keine Ausrede für eine handvoll Spiele sein, in denen nicht ein Feldspieler sein Leistungsvermögen abrief. Aber es ging ja am Ende noch einmal gut, die Beach Boys retteten sich am vorletzten Spieltag endgültig und dürfen ein weiteres Jahr Oberliga-Eishockey genießen. Im Sommer hat man viel anders, viel neu gemacht, aber reicht das, damit alles gut wird?

Goalies
Mit Jordi Buchholz und Kevin Beech hatte man in der letzten Saison ein überragendes Goalie-Duo zur Verfügung. Das nicht beide Spieler zu halten waren, ist angesichts der finanziellen Möglichkeiten in Timmendorf keine Überraschung. Mit Buchholz hat man aber eine hervorragende Nummer eins, der nicht nur auf dem Eis mit starken Leistungen überzeugte, sondern auch einer der Publikumslieblinge ist. Ihm steht als neue Nummer zwei ein blutjunger Spieler bei. Doch Leon Hungerecker, welcher im letzten Jahr in der DNL spielte, ist ein großes Talent und konnte dies in der Vorbereitung bereits zeigen. Man darf gespannt sein, wie er sich dauerhaft schlägt. Als Nummer drei sollte Fabio Alonso an die erste Mannschaft heran geführt werden.

HLS-Bewertung: drei Sterne

Defensive
Einen Umbruch gibt es in der Defensive. Mit Leader Marcus Klupp geht DER Timmendorfer Spieler der letzten 15 Jahre in seine verdiente Eishockeyrente. Er hinterlässt eine Lücke, die nicht so schnell zu schließen sein wird. Dazu gehören auch die Routiniers Christian Herrmann und Robert Busche nicht mehr der Mannschaft an, ebenso, wie Cory Melkert und Iven Rösch. Es bleiben nominell nur noch Jesper Delfs und Dennis Overbeck übrig. Allerdings wird Ersterer nur „Teilzeit“ auf dem Eis stehen und bei Overbeck ist die Vertragsverlängerung noch immer nicht offiziell. Daher wird man sich in der Abwehr auf viele neue Namen einstellen müssen. Neuer Abwehrchef soll Vitalij Blank werden, der nach beruflicher Auszeit auf das Eis zurückkehrt. Mit Dominik Steck und vor allem dem japanischen Nationalspieler Denis Akimoto hat man gleich zwei gute Verteidiger geholt, die offensiv und defensiv weiterhelfen. Dazu hat auch Yannick Henry in der Vorbereitung gute Vorstellungen gezeigt. Aber vielleicht macht ja Tjalf Caesar noch einen weiteren Schritt, nachdem er im letzten Jahr viele gute Ansätze gezeigt hat. Kompettiert wird die Defensive mit dem 19-jährigen Joe Timm. Man hat quantitativ und mit Sicherheit auch qualitativ aufgerüstet, auch wenn „Klupper“ nicht zu ersetzen ist. Aber die Last wird auf mehrere Schultern verteilt. Es bleiben aber Fragezeichen: wie fit ist Blank? Und wer soll die Abwehr führen, wenn der 34-jährige nicht mehr dabei ist. Und auch in der Vorbereitung zeigte sich die Defensive noch nicht immer sattelfest.

HLS-Bewertung: zwei Sterne

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Offensive
Was sich 2014/15 andeutete, setzte sich 2015/16 fort: die Beach Boys haben ein Torjägerproblem. Lediglich Jared Wynia erzielte 20 Tore und dieser ist nicht mehr dabei. Ebenso wie Pierre Kracht. Dazu steht Rino Schroeder endgültig nicht mehr im Kader und Thorben Saggau wird aus beruflichen Gründen wohl nur zum Einsatz kommen, wenn kadertechnisch nichts mehr geht. Auch Moritz Meyer tritt kürzer, so dass die beiden besten Bullyspieler der Beach Boys wohl nur selten auf dem Eis stehen werden. Dass Patrick Saggau nun alleine da steht, kann man aber nicht behaupten. Zum Einen scheint Kenneth Schnabel seine Form über den Sommer konserviert zu haben, zum Anderen deuteten der DEL2-erfahrene Tim May und der junge Gianluca Balla, dass sie echte Verstärkungen sind. Auch Tristan Möbius deutete sein Potential an. Von der reinen Qualität sind auch Matthias Oertel und Max Grassi sehr gute Spieler, zeigten dies in der Vorbereitung aber nur bedingt. Zu den Neuzugängen gesellen sich bekannte Gesichter wie Jason Horst, Marco Meyer und Tauno Zobel. Ein Gewinner der Vorbereitung dürfte übrigens Viktor Engert sein, welcher zeigte, dass er die schwere Verletzung der letzten Saison hinter sich gelassen hat. Es ist auf jeden Fall soviel Breite da, dass die Beach Boys beständig mit drei Reihen spielen können. Aber es bleiben natürlich auch in der Offensive, viel Fragezeichen: was machen die Timmendorfer, wenn Schlüsselspieler ausfallen? Und die wichtigste Frage: wer soll denn die Tore machen? Denn die Vorbereitung zeigte nicht unbedingt, dass es schon einen neuen Torjäger in Timmendorf gibt.

HLS-Bewertung: drei Sterne

Der Trainer
Der vierte Trainer in drei Saisons versucht sich nun in Timmendorf. Nach Henry Thom, Martin Williams und Andris Bartkevics ist seit dem Sommer Dave Rich der neue starke Mann an der Bande. Und dieser bringt nicht nur viel Erfahrung aus der Oberliga und zuletzt als Jugend-Koordinator in Hamburg mit. Rich weiß auch, wie man mit wenig Geld viel auf die Beine stellt, wie er in Sonthofen bewies. Und seine Mannschaft zeigt schon ein erste Handschrift, vor allem die Leidenschaft des Coaches hat sich schon auf das Team übertragen.

HLS-Bewertung: vier Sterne

Zusammenfassung: 12 von 20 HL-SPORTS-Sternen
Ja, liebe Lübeck-fremden Leser, mit Sicherheit bekommen die Beach Boys hier einen oder zwei Bonuspunkte. Das darf uns auch mal erlaubt sein. Aber letztlich haben die Beach Boys eine gute Truppe zusammen, welche die Lücke nach oben etwas kleiner werden lässt. Und letztlich ist die Oberliga im Mittelfeld enorm eng zusammen gerückt. Abgesehen von vier, vielleicht fünf Mannschaften und einem Team unten ist die Liga ungemein eng zusammen. Und da können Tagesform, Verletzungen, Sperren, Strafzeiten und viele andere Faktoren eine entscheidende Rolle spielen. Das soll jetzt nicht heißen, dass die Beach Boys ein Kandidat für die ersten Acht sind. Aber die Pre-Playoffs sind ebenso drin wie die Abstiegsrunde. Und das gilt für die halbe Liga! Und da können auch die Timmendorfer positiv überraschen.

Neuzugänge  
Name alter Verein
Matthias OertelHamburger SV
Gianluca BallaHamburger SV
Joe TimmHamburger SV
Dominic SteckHamburger SV
Max Grassiohne Verein
Vitalij BlankAuszeit
Tristan MöbiusHSV Young Freezers
Leon HungereckerHSV Young Freezers
Denis AkimotoNippon Paper Cranes
Tim MayRote Teufel Bad Nauheim
Yannick HenryEHC Freiburg
   
Abgänge  
Name Neuer Verein
Kevin BeechIcefighters Leipzig
Marcus KluppKarriereende
Pierre KrachtCrocodiles Hamburg
Robert BuscheHamburger SV
Jared WyniaUnbekannt
Cory MelkertUnbekannt
Martin WilliamsUnbekannt
Iven RöschBaden Rhinos Hügelsheim
Jan Niklas GebertUnbekannt
Christian HerrmannKarriereende
Thorben Saggauberufliche Auszeit
Rino SchroederKarriereende
   
Testspiele  
Gegner Ergebnis/Anstoß
Rostock Piranhas2:5
Rostock Piranhas3:5
Crocodiles Hamburg1:6
Crocodiles Hamburg4:6

Alle Vorschauen und das getippte Ranking
1. Füchse Duisburg 20 Punkte
2. Tilburg Trappers 18 Punkte
2. Saale Bulls Halle 18 Punkte
4. Herner EV 17 Punkte
5. Hannover Indians 16 Punkte
6. Moskitos Essen 15 Punkte
7. Wedemark Scorpions 14 Punkte
8. Crocodiles Hamburg 13 Punkte
9. Icefighters Leipzig 12 Punkte
10. ECC Preussen Berlin 12 Punkte
11. EHC Timmendorfer Strand 12 Punkte
12. Harzer Falken 12 Punkte
13. Rostock Piranhas 11 Punkte
14. Black Dragons Erfurt 11 Punkte
15. Hannover Scorpions 10 Punkte
16. FASS Berlin 8 Punkte

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