
Mit einem beeindruckenden 6:1-Sieg gegen Ulm sicherte sich das Team von Trainer Merlin Polzin nach einer langen Wartezeit den Sprung zurück ins Oberhaus. Doch trotz dieses Erfolgs betont Sportvorstand Stefan Kuntz, dass der aktuelle Kader nur zu etwa 50 Prozent bundesligatauglich ist. Um in der kommenden Saison konkurrenzfähig zu sein, müssen gezielte Verstärkungen in allen Mannschaftsteilen erfolgen.
Angriff: Potenzial vorhanden, aber Verstärkungen nötig
Die Offensive des HSV war in der vergangenen Saison das Prunkstück des Teams. Mit 76 erzielten Toren vor dem letzten Spieltag stellte man die beste Angriffsreihe der Liga – ein Fakt, der nicht nur sportlich, sondern auch in anderen Bereichen auffällt. Wer regelmäßig auf Spiele der Hamburger setzte, dürfte insbesondere bei Torwetten gut gefahren sein – nicht wenige dürften sich angesichts der Trefferfreude an keine Limits beim Tippen erinnert fühlen. Davie Selke war mit 22 Treffern in 30 Spielen der treffsicherste Spieler und verlängerte seinen Vertrag automatisch bis 2026. Allerdings strebt er einen längerfristigen Vertrag an, was derzeit noch verhandelt wird.
Ransford-Yeboah Königsdörffer (14 Tore in 32 Spielen) und Robert Glatzel (9 Tore in 14 Spielen) ergänzten die Offensive effektiv. Dennoch besteht Handlungsbedarf, insbesondere auf den Flügelpositionen. Jean-Luc Dompé überzeugte als Topvorlagengeber (14), doch hinter ihm fehlt es an Erfahrung und Konstanz. Bakery Jatta, Emir Sahiti sowie die Talente Fabio Baldé und Alexander Rössing-Lelesiit konnten nicht konstant auf hohem Niveau performen.
Für die Bundesliga ist daher die Verpflichtung eines erfahrenen Flügelspielers mit Durchsetzungsvermögen und Torgefahr essenziell. Zudem sollte die Tiefe im Sturmzentrum erhöht werden, um bei möglichen Ausfällen gewappnet zu sein.
Viele Unklarheiten im Mittelfeld
Im Mittelfeld verfügt der HSV über eine solide Basis, doch es gibt einige Unsicherheiten. Ludovit Reis, der als Antreiber und Vizekapitän fungiert, ist bis 2026 gebunden und steht im Fokus anderer Klubs. Sein Verbleib wäre für die Stabilität des Teams von großer Bedeutung.
Adam Karabec, der über weite Strecken der Saison zum Stammpersonal zählte, könnte den Verein verlassen, da die Kaufoption über 4,2 Millionen Euro noch nicht gezogen wurde. Marco Richter kehrt nach seiner Leihe zu Mainz 05 zurück, und Lukasz Poreba steht aufgrund mangelnder Einsatzzeiten vor einem Wechsel.
Diese potenziellen Abgänge erfordern gezielte Verstärkungen im zentralen Mittelfeld. Ein erfahrener Spielgestalter sowie ein defensivstarker Sechser würden dem Team guttun, um in der Bundesliga bestehen zu können.
Dringender Handlungsbedarf in der Defensive
Die Abwehr war in der vergangenen Saison die Achillesferse des Teams von Merlin Polzin. Zwar überzeugte Linksverteidiger Miro Muheim mit 13 Vorlagen, doch insgesamt kassierte das Team 41 Gegentore. Kapitän Sebastian Schonlau zeigte Schwächen in der Geschwindigkeit, die in der Bundesliga noch gravierender zum Tragen kommen könnten.
Die Verpflichtung eines schnellen und zweikampfstarken Innenverteidigers ist daher unerlässlich. Zudem sollte die rechte Abwehrseite verstärkt werden, da hier bisher keine konstante Lösung gefunden wurde. Auch die Position des Torhüters sollte überprüft werden, um sicherzustellen, dass man auf dieser Schlüsselposition gut aufgestellt ist.
Fazit: Gezielte Verstärkungen sind ein Muss!
Der Wiederaufstieg des HSV markiert zweifellos einen Meilenstein – doch die eigentliche Arbeit beginnt jetzt. Damit der Traditionsklub in der Bundesliga nicht erneut in den Abstiegskampf gerät, muss der Kader gezielt und mit Weitsicht verstärkt werden. In der Offensive ist die Ausgangslage dank Selke, Königsdörffer und Dompé vielversprechend, doch vor allem auf den Flügeln und in der Tiefe besteht Handlungsbedarf. Im Mittelfeld drohen schmerzhafte Abgänge, die durch Qualität und Erfahrung kompensiert werden müssen.
Die größte Baustelle bleibt jedoch die Defensive, wo Tempo, Stabilität und Konstanz fehlen. Es liegt nun an Sportvorstand Stefan Kuntz und dem Trainerteam, einen bundesligatauglichen Kader zu formen – mit klugen Transfers, klarer Linie und dem Mut, auch unbequeme Entscheidungen zu treffen. Nur so kann der HSV das Comeback im Oberhaus nachhaltig gestalten.

Bildquellen
- Schonlau: Lobeca/Henning Rohlfs
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