
Lübeck – „Ich bin absolut fassungslos, nicht wegen der Bestätigung des Urteils durch das Verbandsgericht gegen uns, sondern immer noch wegen der unfassbaren Entscheidung des Sportgerichtes in erster Instanz. Diese ganzen Aktionen und Kampagnen sind nichts wert, wenn sie nicht auch gelebt werden. Was soll ich einem 19-jährigen Spieler erzählen, der als Ölauge bezeichnet wird, dass er sich gleich noch eine zweite Beleidigung abholen soll?“
Enttäuschung pur
Kordo Mohammad ist Sportlicher Leiter beim SV Azadi Lübeck und zutiefst getroffen. Nur er sprach über das Urteil in zweiter Instanz (HL-SPORTS berichtete) aus dem Aufstiegsspiel gegen den VfR Horst vom vergangenen Monat. Der Vizemeister der Verbandsliga Süd entschied sich nach diversen rassistischen Beleidigungen das Spiel nicht fortzuführen, trat nach der Pause den Rückzug an. Der Schiedsrichter brach die Partie ab. Das Verbandsgericht entschied 5:0-Tore und drei Punkte für die Horster. Bei Azadi war und ist man erschüttert.
Geht der Fall jetzt vor das DFB-Gericht?
Mohammad weiter zu HL-SPORTS: „Wir prüfen jetzt, ob wir weitermachen, vor das DFB-Gericht ziehen oder nicht. Unser Anwalt hat den Fall auf dem Tisch liegen. Heute sind wir nur noch enttäuscht und können uns mit den Werten, die uns vorgegaukelt werden, absolut nicht identifizieren. Das macht alles schwerer, wenn der Sport nicht für Gerechtigkeit sorgt, wer dann?“
„Wie kann ich da einen Verband noch ernst nehmen“
Dabei wäre sein Club sogar vielleicht einverstanden gewesen, wenn die Urteilsbegründung klarer gewesen wäre, doch aus seiner Sicht ist es ein „weg ducken“ und ein Skandal. Niemand wurde bisher bestraft, außer die Lübecker, die laut Schiedsrichterbericht von klaren Beleidigungen ausgesetzt waren. Mohammad: „Es gibt unabhängige Zeugenaussaugen, Foto- und Videomaterial, wo klar erkennbar ist, wer diese unmenschlichen Sätze von sich gab. Doch nichts ist passiert. Wie kann ich da einen Verband noch ernst nehmen, der sich hinstellt und öffentlich gegen Rassismus und Diskriminierung propagiert?“
Verein feiert im kommenden Jahr Jubiläum
Wie es weitergeht, ist nun erst einmal klar. Der SVA wird in der kommenden Saison definitiv in der Verbandsliga Süd antreten, dort erneut versuchen in die Landesliga aufzusteigen. Am 20. November 2016 wurde der Verein gegründet, genießt als Integrationsstelle großes Ansehen. Mit einem Jubiläum in der Oberliga wird es nun erst einmal nichts. Strebt man eine weitere Instanz an, kann das sogar Jahre dauern.

Bildquellen
- Mohammad: Lobeca/Niklas Runne
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