Daniel on Tour: Wenn die Fahne hängt, spielt der HSV

Interview mit HSV-Anhänger aus Stormarn

Auf dem Dachboden von HSV-Fan Daniel Bernhard findet man viele Sammlerstücke, wie Eintrittskarten, Wimpel, Schals, Bücher und mehr. Foto: Lobeca/Wolf Gebhardt

Zarpen – Wenn Daniel Bernhard aus Zarpen bei Lübeck seine blau-weiß-schwarze Fahne ausrollt und sie über die Brüstung in den Stadien hängt, dann wissen alle: Der HSV spielt. Seit 25 Jahren ist das Banner dabei, es ist Kult geworden. Daniel aber ist weit mehr als „der Mann mit der Fahne“ – er ist Fan durch und durch, Dauerkarte seit 1993, Auswärtsfahrer seitdem schon immer und inzwischen so etwas wie ein Symbol für Treue und Leidenschaft. Für HL-SPORTS hat er nach dem Pokalspiel in Pirmasens, bei dem er ausnahmsweise nicht vor Ort war, über seine Liebe zum HSV, den Aufstieg und seine Hoffnungen für die Bundesliga gesprochen.

Hochzeitstag statt Gästeblock

Dass er einmal nicht im Stadion war, kommt fast nie vor. Doch in Pirmasens fehlte er. „Es ist immer schwer, wenn man seinen Verein nicht live im Stadion erleben kann. Meine Frau hatte an diesem Tag Geburtstag und gleichzeitig haben wir auch dann immer Hochzeitstag. Dieser Tag ist ihr heilig – zum Glück fällt er nicht auf einen Wochenendtag.“ Mit einem Augenzwinkern ergänzt er: „Zum Spiel kann man nicht viel sagen. Hauptsache weitergekommen. Ab Sonntag wird es ernst, da müssen Punkte her. Vier Punkte aus den ersten zwei Spielen, dann können sie sich auch eine kleine Niederlage mit wenig Toren in München erlauben.“

Und an München denkt Daniel oft zurück – mit gemischten Gefühlen: „In München beim 2:9 damals war mein einziges Spiel bisher, wo ich schon vor dem Abpfiff aus dem Stadion gegangen bin – es war in der Halbzeit.“

Die Fans des Hamburger SV halten ihre Schals hoch – und die Fahne von Daniel on Tour hängt davor. Foto. Lobeca/Henning Rohlfs

Die Fahne als Lebensbegleiter

Sein Markenzeichen, die große Fahne, ist längst ein Stück Geschichte des Hamburger SV. „Es ist wie eine Sucht mit der Fahne. Eigentlich hatte ich schon mal überlegt, mit der Fahne früher aufzuhören. Doch dann hatte ich mir die 25 Jahre als Ziel gesetzt. Jetzt peile ich die 30 Jahre an. Sie ist ja nun mittlerweile schon Kult.“

Das erste Mal hing sie am 6. Februar 2000 beim 0:0 gegen Bayern München, damals noch auf der Südtribüne. Seitdem ist sie fester Bestandteil jedes Spiels, das Daniel besuchen kann. „Sie ist Teil von mir und Teil des HSV-Bildes im Stadion. Ohne sie fehlt etwas.“

Jubel nach dem Aufstieg

Als die Rothosen im Mai 2025 endlich zurück in die Bundesliga aufstieg, brachen bei Daniel alle Dämme. „Mein Jubel war sehr groß. Wir haben noch bis nach Mitternacht im Stadion gefeiert. Der Druck musste nach sieben Jahren 2. Liga so richtig raus. Auch wenn uns einige belächelt hatten, weil wir ja nur aufgestiegen sind und nicht die Champions League gewonnen haben… Das können andere nicht verstehen. Feiern kann nur der HSV.“

Saisonziele: Klassenerhalt über allem

Daniel bleibt trotz der Euphorie realistisch. „Ich will einfach nur, dass der HSV oberhalb der schwarzen Linie am Ende der Saison landet. Der Klassenerhalt ist das große Ziel.“ Besonders stark sieht er das Team im Tor: „Die größten Stärken in der Mannschaft sehe ich aktuell im Torwartteam.“

Aber er weiß auch um die Unwägbarkeiten: „Ich hoffe, Stefan Kuntz hat bei der Kaderplanung den richtigen Fang gemacht… und wir werden noch positiv überrascht.“

HSV-Fan Daniel Bernhard hält sein bekanntes Banner “Daniel on Tour“ fest. Acht Meter ist es lang und es kennt jeder Fußballfan. Foto: Lobeca/Wolf Gebhardt

Pflichttermine und Erinnerungen

So oft wie möglich ist er dabei. „Ich versuche viel zu schaffen. Zwei, drei Spiele muss ich ab und zu mal passen. Die Kinder sind schon schulpflichtig und wollen in den Ferien mit dem Papa auch mal in den Urlaub. Aber im Großen und Ganzen schaffe ich schon sehr viel.“

Dass er dafür alles gibt, hat er schon bewiesen: „Von 2000 bis 2005 habe ich fünfmal die 34 Spiele der Saison live im Stadion geschafft. Dazu ganz viele Champions-League-, UI-Cup- und Europapokalspiele. Und sämtliche Länderspiele.“

Auch Trainingslager in aller Welt hat er besucht: „Dubai, Österreich, Schweiz, Tokio, Shanghai, Chicago… Internationale Spiele nach Rumänien, Bulgarien, Irland, Slowenien, Mazedonien, Ukraine, Russland usw.“

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Auf besondere Auswärtsspiele freut er sich in dieser Saison in München, Dortmund, Freiburg und Augsburg. Eine spezielle Aktion mit der Fahne ist nicht geplant – „Es ist zur Zeit nichts Besonderes geplant. Hängen wird sie in Mönchengladbach aber.“

Fahnenklau nach Derby

Und dann war auf einmal die Fahne weg. Daniel war beim Amateur-Derby 2003 zwischen seinem HSV und dem FC St. Pauli am Millerntor. Er erinnert sich: „Ich war mit meinem Freund, der die “Lübeck“-Fahne immer dabeihat. Wir haben das Auto am Tropeninstitut geparkt. Nach dem Spiel lag die Fahne im Rucksack wieder im Auto und wir sind noch auf den Kiez. Als wir wiederkamen, war das Auto aufgebrochen, das Radio rausgerissen und mein Rucksack. Das war natürlich ein Schock. Ungefähr drei oder vier Wochen später bekam ich einen Anruf von der HSV-Kneipe “Tankstelle“, die hatten meine Fahne vor der Tür liegen. Das war natürlich alles eine blöde Geschichte mit Ärger und allem Drum und Dran. Aber am Ende war meine Fahne wieder da. Das war die Hauptsache.“

Wünsche und persönliche Bindung

Seine Wünsche für die Saison sind klar: „Ich freue mich, viele Freunde wieder im Stadion zu sehen… Volle Stadien und den Klassenerhalt rechtzeitig eintüten.“

Und was bedeutet ihm der HSV persönlich? „Der HSV ist und bleibt immer in meinem Herzen. Egal ob erste oder zweite Liga. Meine Familie akzeptiert mein Hobby. Meine beiden Kinder sind seit der Geburt Mitglieder im Verein. Meine Frau hat mich ja so kennengelernt.“

30 Jahre Fahne als Ziel

Seit 1993 hat Daniel eine Heimdauerkarte, seit 15 Jahren auch eine Auswärtsdauerkarte. Er lebt den HSV – Woche für Woche. Sein nächstes Ziel ist klar: 30 Jahre Fahne.

Welches Team wird Meister der Verbandsliga Süd?

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Bildquellen

  • Bernhard: Lobeca/Wolf Gebhardt
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