8:4! Ein Fußballfest in Reinfeld

Reinfeld/Kronsforde feiert Youngster

Die SG Reinfeld/Kronsforde und der ATSV Stockelsdorf lieferten ein echtes Spektakel. Foto: Lobeca/Niklas Runne

Reinfeld – Am Sonnabend stand für die SG Reinfeld/Kronsforde ein ganz besonderes Spiel an. Es war der erste „Super Samstag“ in Reinfeld, denn am Bischofsteicher Weg spielte zunächst die SG, dann die Oberliga-Mannschaft und zum Abschluss noch die SG II. Die Kreisligamannschaft traf dabei auf den ATSV Stockelsdorf, der keinen guten Start in die Kreisliga Südost hingelegt hat. Nun beim Tabellenführer war es eine Mammutaufgabe, die nochmals erschwert wurde.

Große Personalsorgen bei Stodo

Mit nur einem Sieg war der Start in die Saison für den ATSV Stockelsdorf alles andere als positiv. Zu viele Gegentreffer kosteten Punkte, sodass es nur gegen Eichholz II einen Dreier gab. Aus diesem wollte man Selbstvertrauen mitnehmen und nachlegen, doch es folgte direkt der nächste Dämpfer. Zu Hause gegen Kücknitz reichten gleich mehrere Führungen nicht, sodass spät mit 3:5 verloren wurde. Ein ganz bitteres Resultat, denn die Gegentore resultierten wieder aus zu einfachen Fehlern. Nun wartete ein Gegner, gegen den es solche auf keinen Fall geben darf. Die SG Reinfeld/Kronsforde legte mit sechs Siegen aus den ersten sechs Spielen den perfekten Start hin und vor allem die Offensive zeigt sich dabei als extrem stark. Mit einem 6:1-Sieg beim SV Azadi Lübeck II setzte die Mannschaft von Jan Fischer ein ganz dickes Ausrufezeichen, denn über 90 Minuten wurde eine enorme Dominanz ausgestrahlt. Man sprach vom besten Spiel der bisherigen Saison. Im Pokal machte die SG munter weiter und gewann deutlich und hochverdient beim SV Hamberge II. Ein kleiner Wermutstropfen war dabei die Sperre von Stürmer Ben Bäßler. Dieser sollte gegen Stockelsdorf also fehlen. Die Vorfreude auf das erste Spiel auf dem Rasenplatz in Reinfeld war bei den Verantwortlichen zu spüren. Die Gäste dagegen reisten mit großen Sorgen an. Zahlreiche Ausfälle beklagte das Duo aus Jörg und Jan Mehlfeld. Jüngst kamen kurzfristig einige dazu. Dementsprechend bat man um Verlegung am Abend zuvor, doch die Anfrage wurde abgelehnt. So standen gerade einmal 13 Mann zur Verfügung und für die Trainer galt es, aus dieser eine Elf zu formen. Diese war sehr offensiv, denn das „Material“ ließ nicht viel anderes zu. Ausfälle hatte allerdings auch der Gastgeber zu verkraften. Vor allem die Offensive war an diesem Tag stark ausgedünnt, denn neben dem gesperrten Bäßler waren Racko und Dankert im Urlaub, Schecke fehlte ebenfalls und Lie saß nur auf der Bank. Somit gab es eine Überraschung ganz vorne, denn Bengt Schulz erhielt das Vertrauen. Durch starke Trainingsleistungen belohnte er sich.

Munterer Start

Die SG Reinfeld/Kronsforde setzte auf ein frühes Anlaufen und dies sollte sich direkt als erfolgreich erweisen. Ecedeo Pereira setzte sich nach Balleroberung stark auf dem rechten Flügel durch, und in der Mitte drückte Julian Wenzel (1.) die Kugel nach wenigen Sekunden bereits über die Linie. Der perfekte Start für den Favoriten, der wenige Minuten später direkt die nächste Chance hatte. Mickeleit bediente Pereira, der allerdings an Keeper Marian Draguhn scheiterte. Stockelsdorf hatte also durchaus Glück, doch im Anschluss kamen die Gäste nach vorne. Reinfeld klärte nicht richtig und Marcel Dahm (6.) traf präzise ins Eck zum Ausgleich. Stockelsdorf überraschte den Favoriten und nur eine Minute später zappelte der Ball erneut im Netz. Thilo Wolff (7.) tauchte vorm Tor auf und schob den Ball ein. Plötzlich führten die Gäste, denn Reinfeld verteidigte nicht gut. Sie pennten komplett und liefen dem Rückstand hinterher. Es war ein wilder Beginn, denn keine zehn Minuten waren auf der Uhr, da sahen die Zuschauer bereits drei Treffer. Es war schwungvoll und die Hausherren machten das Spiel. Sie suchten die Lücken in der Defensive des ATSV, doch nach dem Führungstor verteidigte die Mehlfeld-Elf diszipliniert. Nicht viele zwingende Chancen kamen zustande. Das Spiel hatte sich beruhigt, war geprägt von Annäherungen, die allerdings nicht so richtig Gefahr erzeugten. Luis Mickeleit zog einmal knapp über den Querbalken, doch ansonsten tat sich das Heimteam schwer. In der 38. Minute kam dieses allerdings mal wieder durch, und schon fiel der Ausgleich. Bengt Schulz (38.) spitzelte die Kugel rein. Es war wieder alles auf Null und die Gastmannschaft sollte im Anschluss ganz bittere Minuten erleben.

Der ATSV Stockelsdorf drehte den frühen 0:1-Rückstand schnell. Foto: Lobeca/Niklas Runne

Bittere Nachspielzeit für die Gäste

Nur wenige Minuten nach dem 2:2 gingen die Stormarner erneut in Führung. Pereira glänzte mit einer überragenden Übersicht und Luis Mickeleit (41.) traf zum 3:2. Nun war die Oberliga-Reserve auf Kurs und noch vor dem Pausentee sollte es deutlich werden. Nach einem Foul an Finn-Ole Neumann gab es einen Freistoß aus halblinker Position. Ein Fall für Mickeleit (45.), der sah, dass Draguhn nicht gut stand, und den Ball ins kurze Eck verwandelte. Ein sehenswerter Freistoß, der für das 4:2 sorgte. Eine Minute später zog der Offensivspieler aus der zweiten Reihe ab und schnürte den lupenreinen Hattrick. Binnen acht Minuten traf der Mann mit der Trikotnummer 92 dreifach. So ging es mit einer 5:2-Führung in die Pause. Es war eine furiose erste Hälfte, die schwungvoll begann, im Anschluss etwas verflachte, doch sich zum Ende nochmal richtig hochfuhr. Die Zuschauer sahen ein echtes Fußballfest.

Mickeleit trifft fast von der Mittellinie

Stockelsdorf ging nach zwischenzeitlicher 2:1-Führung also mit einem 2:5-Rückstand in die zweite Hälfte. Eine absolute Mammutaufgabe für den ATSV, der es trotz des stark ausgedünnten Kaders alles andere als schlecht machte. Schwere individuelle Fehler waren dennoch das große Manko. Zur Pause blieben die Gäste personell unverändert, anders als die Hausherren. Diese brachten mit Florian Horn einen neuen Verteidiger und für vorne Dennis Lie. Dieser sollte die Qualität in der Offensive nochmals erhöhen. Er brachte sich direkt ein und hatte seine Füße in den ersten Chancen nach Wiederbeginn im Spiel. Zweimal war es Bengt Schulz, der freistehend den Ball über den Querbalken schoss. Der ursprüngliche Mittelfeldspieler war enorm bemüht, zeigte ein starkes Engagement mit und gegen den Ball, doch verpasste es, dies mit weiteren Toren zu krönen. Der sechste Treffer der Reinfelder lag in der Luft, gejubelt wurde allerdings auf der anderen Seite. Thilo Wolff (54.) traf sehenswert. Sollte es nochmal spannend werden? Es war schwer vorstellbar, denn die Platzherren machten direkt wieder Druck. Lie traf nur die Latte, zuvor war es Schulz, der knapp verpasste. Doch auch „Stodo“ bekam die Chance, doch Ivan Dervejanko verpasste das 4:5. Stattdessen bewies Mickeleit (73.) ein gutes Auge und einen genauen Schuss. Er sah, dass Draguhn zu weit vor dem Tor stand, und zog wenige Meter vor der Mittellinie einfach mal ab. Der Ball segelte tatsächlich über den Torhüter und schlug ein. Es war das 6:3, der Vierpack des Reinfelders und die endgültige Vorentscheidung.

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Dennis Lie erzielte das Tor zum 7:3 (hier im Bild). Foto: Lobeca/Niklas Runne

Lie-Jelonnek-Kombi

Kurz nach dem Traumtor war der Tag für den vierfachen Torschützen beendet, denn er wurde ausgewechselt. Luca Rhein kam rein. Ebenfalls gekommen war ein Spieler, der an diesem furiosen Sonnabendmittag noch in den Fokus rückte. Tjark Jelonnek aus der A-Jugend verpasste zunächst sein erstes Tor, legte kurz darauf allerdings für Dennis Lie (80.) quer, der nur einschieben musste. Da war er, der Scorerpunkt des Youngsters, und keine 120 Sekunden später legte er noch einen drauf. Reinfeld/Kronsforde steckte durch zu Lie, der das Auge hatte und Jelonnek (82.) traf tatsächlich. Es war das 8:3 und dieses „irre“ Spiel schrieb eine weitere Geschichte. Elf Tore in etwas mehr als 80 Minuten sahen die Besucher der Sportanlage und es war noch nicht Schluss. Das letzte Wort hatte nämlich die Gastmannschaft. Lubecco Behrens (84.) tauchte vor dem Tor auf und schob ein. Es war das 4:8 und gleichzeitig der Endstand. Ein höchst unterhaltsames Spiel entschied die SG hochverdient für sich.

Youngster wird gefeiert

Mit der maximalen Punkteausbeute aus sieben Spielen stehen die Stormarner an der Tabellenspitze. Jakob Finnern, Co-Trainer des Siegers, sagte nach dem Spiel im Gespräch mit HL-SPORTS: „Wir freuen uns über den Sieg und die drei Punkte. Ich denke, es ist absolut verdient. Was uns persönlich als Mannschaft – das hat man beim Applaus auch gemerkt – sehr freut, ist, dass Tjark sein erstes Tor für uns heute macht. Das als junger Spieler, der aus der eigenen Jugend hochkommt und dann so in den Herrenbereich reinkommt, das ist natürlich sehr geil. Ansonsten müssen wir daran arbeiten, dass wir aus den Chancen mehr Tore rausholen. Trotz der acht Tore hätte hier heute noch mehr passieren können. Die Gegentore waren ein bisschen zu einfach, aber das heißt, es unter der Woche aufzuarbeiten – da machen wir eine Videoanalyse, und dann finden wir da auch die Punkte, woran es gelegen hat.“

Tjark Jelonnek erzielte das 8:3 und ließ sich anschließend feiern. Foto: Lobeca/Niklas Runne

34 Tore in sieben Spielen

Man hat sich als klarer Titelfavorit herauskristallisiert, und die Torausbeute spricht ganz klar dafür. 34 Tore in sieben Spielen sind ein herausragender Wert. Im Schnitt treffen die Reinfelder fast fünfmal pro Partie. Halten sie diesen Schnitt über die gesamte Saison, dann könnte der ersehnte Aufstieg Realität werden. Doch was macht diese Mannschaft so stark? Finnern verriet es: „Ich würde sagen, wir haben einen verdammt geilen und breiten Kader. Wir haben 30 Leute, auf die wir uns voll verlassen können. Es sind viele dabei, die auch mal eingespannt sind, aber egal, wer reinkommt, egal, wer spielt – der gibt Vollgas. Und das ist das, was uns auszeichnet: dass wir da eine sehr breite Qualität in der Mannschaft haben. Und der Zusammenhalt ist einfach der Wahnsinn. Wir sehen es immer wieder – wir geben nie auf. Und es ist richtig geil. Ein großes Lob an die Mannschaft.“

Trotz Niederlage: Nicht alles war schlecht

Stockelsdorfs Saisonstart bleibt mit Blick auf die Punkteausbeute weiterhin enttäuschend. Aus den ersten sechs Spielen holte man nur einen Sieg, viermal ging man als Verlierer vom Platz. Nun gegen Reinfeld gab es zwar eine deutliche Niederlage, dennoch blickt man nicht unbedingt negativ auf diesen Auftritt. Es gab durchaus auch einige positive Erkenntnisse, die das Trainerteam sammeln konnte. Nach vorne sah es gut aus, der Einsatz stimmte ebenfalls, doch die Fehler in der Defensive waren eindeutig zu viele. Die personelle Situation erklärt dies allerdings durchaus. Jan Mehlfeld sagte: „Wir haben gestern (Freitag) noch um Verlegung gefragt, das wurde leider nicht zugestimmt, obwohl wir letztes Jahr zugestimmt haben. Das ist ein bisschen ärgerlich, ansonsten haben die Jungs super gekämpft, am Ende fehlte die Kraft ein bisschen. Wir hatten nicht viel Personal zum Wechseln, aber dafür war es okay. Damit müssen wir leben. Trotzdem: vier Tore vorne ist gut für uns. Hinten waren es zu viele Fehler. Im Endeffekt haben sie heute gut gekämpft, und mehr war heute nicht drin. Die individuellen Fehler müssen wir abstellen. Diese sind einfach zu groß. Wir laden den Gegner zu oft ein – sei es durch einen Freistoß nach einem unnötigen Foul oder ein Tor aus über 30 Metern. Da müssen wir dran arbeiten.“ Man hofft nun zeitnah auf Rückkehrer, sodass wieder mehr Optionen zur Verfügung stehen. In den nächsten zwei Wochen soll sich diese Situation entspannen. Dann warten allerdings auch echte Brocken: Lübeck 1876 (H), Pansdorf II (A) und Schlutup (H) heißen die kommenden Gegner.

ATSV-Trainer Jan Mehlfeld. Foto: Lobeca/Niklas Runne
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