
Lübeck – Die gemeinnützige Sparkassenstiftung zu Lübeck unterstützt mit der Trainerbank Coaches, die sich mit Leidenschaft und Verantwortung engagieren. Im Bronze-Team ist auch der 19-jährige Alexander Weiß, Cheftrainer der C1 des JFV Lübeck in der Oberliga. Er erzählt, wie er zum Fußball kam, welche Philosophie er verfolgt – und welche Ziele er hat.
Vorgeschichte
„Ich bin durch, bzw. mit vier Freunde an den Trainerjob gekommen, da die Mannschaft Trainer benötigt hatte, einer dann mit dem Sohn unseres Trainers in der B-Jugend gefunden wurde und wir drei daraufhin seine Co-Trainer wurden. Ich war schon immer ein ambitionierter Typ auf dem Platz und habe mein Bestes gegeben, um jegliche Strukturen voranzutreiben und besser zu werden, wodurch ich dann auch das ein oder andere Mal mit meinem Trainer in den Diskurs und in Diskussionen gegangen bin. Besonders motivieren tut mich die Tatsache, meine Mannschaft, sowie jedes Individuum in der Mannschaft, Woche für Woche weiterbringen zu können und einen Platz für sportliche und gemeinschaftliche Weiterentwicklung zu schaffen. Ich bin in der Analyse meines Auftretens – ohne Selbstzweifel zu haben – ein recht selbstkritischer Typ, da mein Ziel ist, das Bestmögliche aus jedem Training und Spieler rausholen zu können, was ich dann dementsprechend aber natürlich auch ebenso von ihnen erwarte.“
Tugenden
„Ich nehme meine Spieler in die Pflicht, eigenverantwortlich handeln zu können – sowohl auf als auch neben dem Platz. Mein Ziel ist es, ihnen einen Rahmen zu schaffen, in dem das Was geklärt ist, aber das Wie in ihren Händen liegt. Ich möchte kein Marionettenspieler sein, sondern meine Mannschaft bestärken, alleine stark sein zu können. Resistent gegen Widerstände zu sein, allerdings ohne sie auf und neben dem Platz alleine zu lassen. Das Was ist immer der grundsätzliche Plan Fußball zu spielen samt allen Komplexitäten und das Wie das Finden von spielerischen Lösungen, um die Pläne durchzusetzen. Zudem lege ich großen Wert auf Wertevermittlung. Jede kleinste Aktion, die nicht gewinnbringend für unsere Entwicklung sowie unseren Erfolg als Gruppe ist, ist fehl am Platz. Wir beeinflussen das, was wir beeinflussen können: Der Schiri hat aus unserer subjektiven Wahrnehmung falsch gepfiffen, haben wir keinen Einfluss drauf, wir spielen weiter. Vielmehr: Wenn wir denken, dass wir darauf Einfluss durch beispielsweise Meckern hätten, gefährden wir den Erfolg unserer Gruppe, da der Schiri nicht positiv darauf reagieren wird. Der Schiri ist unser Freund und auch nur ein Mensch. Außerdem ist mir wichtig, dass die Spieler auf und neben Platz selbstbewusst auftreten, weil nur dann Erfolg möglich ist – und so gehe ich auch mit ihnen um. Eine grundlegende Wohlfühlatmosphäre mit integrierter positiver Fehlerkultur muss gegeben sein, um überhaupt gemeinsam erfolgreich sein zu können. Genauso wie aber auch Regeln, an die sich jeder zu halten hat.“
Erfolge
„Ich bin fest davon überzeugt, dass die größten Highlights erst noch bevorstehen. Allerdings würde ich Stand jetzt behaupten, der ungeschlagene Quali-Sieg mit, glaube ich, Saison- und Wettbewerbsübergreifend zehn Siegen in Serie und der damit verbundenen Qualifizierung zur E-Jugend-Meisterstaffel 24/25. Das war in meinen Augen einfach auch das Resultat einer guten Trainingsphilosophie, da wir es dann, zu dem Zeitpunkt bereits in einer veränderten Konstellation im Trainerteam, geschafft haben, das vorhandene Potenzial der Mannschaft unheimlich voranzutreiben. Als ‚Athlet‘ – obwohl man das in den Spielklassen nicht wirklich behaupten kann – war ich mindestens genauso ambitioniert, wie heutzutage als Trainer. Allerdings hat es in den höheren Ligen nie so wirklich gepasst, weshalb ich nach zwei Anläufen beim JFV Lübeck und dessen Vorreiter JFV GPE immer wieder bei meinem Heimatverein, dem 1. FC Phönix Lübeck, gelandet bin, bei dem ich dieses Jahr mittlerweile auch bereits seit zehn Jahren aktiv bin.“
Unterstützung durch den Förderkader
„Die Unterstützung der Trainerbank hilft mir schon enorm, da ich es wichtig finde, seine Lehren aus verschiedensten Sportarten zu ziehen und sich somit seinen Horizont zu erweitern, um verschiedenste Facetten eines Spielers und der Mannschaft beleuchten zu können – wofür der Förderkader natürlich prädestiniert ist. Beispielsweise engagiert sich jetzt Mentaltrainer Lennart Kempke bei uns, den ich durch seinen Workshop bei der Trainerbank näher kennenlernen konnte.
Zudem ist es eine Ehre für mich, Teil eines solchen Projekts sein zu dürfen, und ich freue mich dadurch auch das erste Geld mit dem Sport generiert haben zu können, was ich vielmehr als Wertschätzung erkenne als den finanziellen Wert – obwohl der natürlich ebenfalls definitiv förderlich ist.“
Ziele für die Zukunft
„Wir haben erst vor Kurzem mit der Mannschaft über Wünsche und Ziele gesprochen und diese gemeinsam erarbeitet. Mein Wunsch ist es, dass auch jeder Spieler Individualziele hat, um weiterhin bestmöglich wachsen zu wollen. Ohne sportliche Ambitionen ist das nur schwierig möglich. Mein Ziel mit der Mannschaft ist, zum Winter den Oberliga-Klassenerhalt zu schaffen sowie in den Pokalwettbewerben Erfolge feiern zu können und gut abzuschneiden. Außerdem ist mein Ziel, die Mannschaft so gut es meiner Person gelingt, weiterzuentwickeln und sie zu ihrer Bestleistung zu führen. Meine persönlichen Ziele als Trainer sind ähnlich: Ich nehme mir vor, zu versuchen, das Bestmögliche rauszuholen. Was das dann sein mag, steht in den Sternen. Mein Traum wäre natürlich, das mal hauptberuflich machen zu dürfen, aber ob das gelingt, geschweige denn realistisch ist, sei mal dahingestellt. Ich bin jung, gesund und mache das Ganze voller Leidenschaft. Das ist bereits viel wert. ‚Gute‘ Arbeit zahlt sich früher oder später aus – in welcher Form auch immer.“

Bildquellen
- Alexander Weiß: Alexander Weiß/oH
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