
Lübeck – Der Boxclub Lübeck ist mehr als nur ein Verein, wo sich Menschen die Fäuste um die Ohren hauen. An der Katharinenstraße engagiert man sich aktiv für die Kinder- und Jugendhilfe, nimmt dabei die Rolle eines Trägers der freien Jugendhilfe ein. Dabei geht es um Förderung, Unterstützung und Bedürfnisse.
Wie klappt das, wer arbeitet dort und warum macht man das? Tolga Tanriverdi ist der Chef, auch wenn er diesen Begriff nicht so gerne hört – doch es ist so. Alles hört auf sein Kommando.
HL-SPORTS traf den Box-Trainer im Rahmen eines Termins mit Klaas Saße, Klub111-Vize des Netzwerkes Lübecker Sportfreunde, vor der großen Gala am kommenden Sonnabend (11.10.) ab 17 Uhr in der Hansehalle, wenn Deutschland gegen Dänemark antritt. Karten gibt es an der Abendkasse.
150 bis 200 Sportler pro Tag im Training
HL-SPORTS: Tolga, wie läuft das aktuelle Jahr für euch?
Tolga Tanriverdi: „In diesem Jahr hatten wir schon die Deutschen Meisterschaften der U17. Da gewannen wir Bronze. Für das Finale hat es leider nicht gereicht. Bei den Kickboxern gab es die Goldmedaille bei der Europameisterschaft der Erwachsenen sowie bei der U19-Weltmeisterschaft. Die U18 Deutsche Meisterschaft, die Elite-Meisterschaft – Männer und Frauen – sowie die Landesmeisterschaft der Männer und Frauen in Schleswig-Holstein stehen noch in diesem Jahr an.“
HL-SPORTS: Wie viele Sportlerinnen und Sportler trainieren hier pro Tag?
Tolga Tanriverdi: „Wir haben momentan insgesamt 590 Mitglieder. Davon sind über 430 Kinder und Jugendliche. Dazu sind wir ein großes Trainerteam, wovon einige fest angestellt sind. Sie leiten das Training gemeinsam oder alleine. Am Tag haben wir einen Durchfluss von 150 bis 200 Sportlern.“
HL-SPORTS: Wann geht es los und wann hört es auf?
Tolga Tanriverdi: „Die erste Einheit beginnt um 15 Uhr mit den Kindern der Altersgruppe sechs bis 13 Jahre. Dann kommen die 14- bis 17-Jährigen und im Anschluss die Leistungsgruppe, in der die Wettkämpfer aus unterschiedlichen Altersklassen stammen. Danach gibt es die Fitnessbox-Gruppen – Erwachsene ab 18 – sowie die Kickbox-Gruppen, die noch hinzukommen.“
„Das ist ein tolles Netzwerk“
HL-SPORTS: Wie lange seid ihr schon hier an der Katharinenstraße?
Tolga Tanriverdi: „Wir sind bestimmt schon gute 30 Jahre hier in der Halle. 2014 haben wir die Halle gekauft und durften dank der Possehl-Stiftung sanieren, sind seitdem also in eigener Regie. Kurz danach kam auch der Klub111 zu uns, der uns von dem Zeitpunkt an bis heute mit finanziellen Mitteln für die sportliche Arbeit unterstützt. Denen haben wir für die sportlichen Erfolge einen großen Dank auszusprechen.“
HL-SPORTS: Wie wichtig ist so eine Unterstützung?
Tolga Tanriverdi: „Sehr wichtig. Wir haben einmal den Klub111, der für uns auch medial Werbung macht. Aus deren Sponsoren- und Mitgliederpool haben wir auch noch den einen oder anderen Sponsoren für uns begeistern können. Beim Sommerfest haben wir die Möglichkeit aufzutreten und von unserer Arbeit zu erzählen und damit Werbung für uns und die Erfolge zu machen. Das ist ein tolles Netzwerk von Ärzten, Physiotherapeuten und Mental-Coachings. Wir profitieren auf jeder Ebene.“
HL-SPORTS: Der Boxclub Lübeck ist nicht irgendeiner – er hat einen sozialen Hintergrund.
Tolga Tanriverdi: „Genau. Wir sind seit vielen Jahren in der sozialen Kinder- und Jugendarbeit engagiert und werden auch diesbezüglich unter anderem von der Possehl-Stiftung seit vielen Jahren unterstützt. Gleichzeitig leistet auch der Klub111 dort seinen Beitrag, der gleich zur Seite stand, wenn wir mal Sport- oder Spielgeräte brauchten. Seit September 2024 sind wir freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe und hier im Stadtteil sehr engagiert. Wir haben selbstausgeschriebene Konzepte, an denen wir sehr erfolgreich arbeiten. Ich wurde unter anderem in der Arbeit zweimal ausgezeichnet – mit dem Volker-Kaske-Ehrenpreis und mit dem Günter-Harig-Preis für unermüdliches soziales Engagement in der Stadt.“
HL-SPORTS: Was bietet ihr den jungen Menschen?
Tolga Tanriverdi: „Für Kinder und Jugendliche bieten wir Hausaufgaben-Hilfe sowie Bewerbungstraining für Praktika und Ausbildung an, begleiten sie in Studiengängen und Hausarbeiten und bieten Hilfe zur Selbsthilfe. Zudem gehen wir in die Familien und schaffen Strukturen, wenn dort Bedarf ist. Von Ernährung über Arbeitsfindung hin zu Schulproblemen und Konfliktlösung in der Schule sowie im Verein sind wir sehr intensiv mit den Kindern und Jugendliche, auch mit den jungen Erwachsenen zugange und helfen, wo wir können.“
HL-SPORTS: Tolga, vielen Dank.

Bildquellen
- Tanriverdi: LOBECA
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