
Lübeck – Am Dienstagabend kam es in der Kreisliga Südost zu einem Nachholspiel. Dabei ging der Blick in den Tabellenkeller, denn es duellierten sich zwei Mannschaften, bei denen die Punkte im ersten Saisondrittel noch auf sich warten ließen. Am Ende war es ein spannendes Flutlichtspiel, in dem die Heimmannschaft sich mit einem Mann mehr über die Ziellinie zitterte.
Krisenduell
Der ATSV Stockelsdorf blickt alles andere als positiv auf das erste Saisondrittel. Es gab nur einen Sieg, zudem zahlreiche Gegentore, sodass man in der Tabelle tief unten drinsteckt. Am vergangenen Sonntag war man dem ersten Sieg seit einigen Wochen sehr nahe, nur wenige Momente fehlten bis zur Erlösung, doch dann fiel doch noch der Gegentreffer. Wieder kein Sieg, sodass erneut die Enttäuschung überwog. Dies war auch beim VfL Vorwerk der Fall, denn trotz früher Führung gab es am Ende eine 2:6-Niederlage. Der TSV Schlutup bestrafte jeden Fehler der Mannen aus dem Teichstadion eiskalt, sodass das Warten auf den ersten Dreier weiter anhielt. Nun in Stockelsdorf sollte der berühmte Knoten endlich platzen, denn es war schon ordentlich Druck auf dem Spiel. Man konnte von einem echten Krisenduell sprechen, bei dem Verlieren schon fast verboten war. Personell sah es beim ATSV erneut sehr düster aus. Marcel Dahm, Ivan Dervejanko, Noah Lingstädt oder auch Marc Zimmermann fehlten allesamt, sodass der Kader ausgedünnt war. Auf der Gegenseite gab es ein paar Optionen mehr und dennoch fehlte im Vergleich zum Schlutup-Spiel der ein oder andere. Vor allem Sjad Barbari wurde an diesem Tag mit seinem Tempo schmerzlich vermisst. In den ersten Minuten gab Stockelsdorf direkt den Ton an. Sie hatten mehr den Ball und näherten sich an, doch es fehlte unter anderem beim Distanzschuss von Dudek ein gutes Stück. Der VfL war primär mit Verteidigen beschäftigt, machte dies besser als noch zuletzt und ging vorne sogar in Führung. Ein langer Ball hebelte die Stodo-Abwehr einfach aus, sodass gleich zwei Angreifer durch waren. Ramadan Al Selaivany (12.) zeigte sich dabei kaltschnäuzig und beförderte den Ball über den herauseilenden Keeper ins Tor. Die Führung für Vorwerk, die aus Sicht des ATSV viel zu einfach fiel. Im Gegenzug musste sich allerdings auch der Gast ankreiden lassen, dass sie nicht aufmerksam genug waren. Luis Fricke (13.) glich direkt aus und es folgten Chancen auf die Führung.
Vier Minuten nach dem Ausgleich war der Rückstand dann komplett gedreht. Thilo Wolff (17.) schlenzte ins lange Eck. Nun schien es, als hätte die Mannschaft von Jan Mehlfeld alles im Griff, denn Sascha Koch (29.) sorgte mit einer direkten Ecke zum Tor hin für den 3:1-Pausenstand.
Vorentscheidung?
Erneut verspielte der VfL eine Führung, doch die Hoffnung, dass man nochmal zurückkommen würde, war da. Azan Malik (50.) verkürzte und plötzlich war die Elf von Benjamin Schramm wieder da. Kurz darauf gab es dann eine ganz knifflige Szene, die die Gemüter ordentlich aufhitzte. Der Ball war weg und Jan-Hendrik Froh rauschte in den Mann, kam mit einer Gelben Karte davon. Dies war eine der Kategorie „dunkelgelb“, denn die Chance, den Ball zu treffen, war kaum noch da. Glück für die Heimmannschaft und wenige Minuten später stand erneut der Schiedsrichter im Fokus. Nasim Hosseini trat von hinten, ohne Chance, den Ball zu treffen, in seinen Gegenspieler und sah direkt Rot. Der Vorwerker war außer sich, musste von seinen Mitspielern beruhigt werden. Einfacher sollte es also nicht gerade werden für die Mannen in Schwarz und Weiß, eher im Gegenteil. Joker Luis Laatz (83.), der eigentlich in der Zweiten spielt, erzielte das 4:2. Sollte es die Vorentscheidung sein? Die Antwort der Gäste war klar und deutlich. Im direkten Gegenzug war es nämlich Aziz Nikzad (84.), der das Spiel offen ließ. Mit zehn Mann warf der engagierte und leidenschaftlich kämpfende VfL alles rein, während Stockelsdorf das Spiel komplett aus der Hand verlor. Sie machten das Spiel unnötig spannend und standen letztlich in Überzahl mit einer Fünferkette vor dem eigenen Tor. Vorwerk lief an, kam zu Annäherungen, doch der Ausgleich fiel nicht. Somit gab es eine weitere Niederlage, doch der Auftritt macht absolut Mut. Ein Punkt wäre hier nicht unverdient gewesen, doch mit einem Mann weniger war es alles andere als einfach.
Stodo ist froh
Der ATSV Stockelsdorf atmet nach zuvor sechs Spielen ohne Sieg auf. Es ist der zweite Dreier in dieser Saison und es war ein hartes Stück Arbeit. Man hält die Kellerteams erst einmal auf Abstand. Trainer Jan Mehlfeld sagte zum Spiel am Dienstagabend: „Am Ende sind wir froh über drei Punkte, der Rest zählt nicht. Wir haben es uns unnötig schwergemacht, führen zur Halbzeit 3:1, das ist okay, bekommen dann schnell das 2:3 gegen dich. Dann ist das Spiel offen, bist in Überzahl, machst das 4:2, denkst, jetzt ist es durch, und bekommst direkt das Gegentor im Gegenzug. Am Ende haben wir gekämpft. Was zählt, sind drei Punkte, weiter geht’s.“ Der Sieg tut dem Team sicherlich gut, dennoch war nicht alles an diesem Abend rosig. Die Defensive bleibt eine große Baustelle, die dringend angegangen werden muss. Positives hat man dennoch gesehen: „Die Moral hat gestimmt, offensiv wieder vier Tore gemacht, das ist unsere Stärke. Defensiv müssen wir die Fehler abstellen.“
Vorwerk trotz Niederlage stolz
Auf Seiten des VfL Vorwerk ist die Entwicklung klar zu erkennen. Man hat sich gesteigert, wird mit jeder Woche besser, und der Prozess, von dem Benjamin Schramm sprach, trägt Früchte. Nur die Ergebnisse fehlen derzeit noch, denn es braucht Punkte. Der Auftritt an diesem Abend war allerdings ein Mutmacher, auf den es aufzubauen gilt. Michael Weiss, Sportlicher Leiter des VfL Vorwerk, sagte nach dem Spiel: „Wir haben kämpferisch super dagegengehalten, die zweiten Bälle tatsächlich alle geholt. Uns hat am Ende einfach nur der elfte Mann gefehlt, der leider mit Rot runter musste – und eben das Tor. Wir machen ein klasse Spiel und brauchen so gar keine Angst vor irgendeinem Gegner haben. Wenn wir so, mit diesem Kampf, weitergehen, dann können wir jeden schlagen.“ „Die Rote Karte spielt Stockelsdorf in die Karten und nicht uns, aber dadurch kommen wir nochmals mehr in den Kampf rein und wollten das Ding gewinnen. Wir kriegen das 2:4, eigentlich haben wir da schon verloren, aber die Mannschaft zeigt einen unglaublichen Kampf und kommt mit 3:4 wieder rein. Dann war der doppelte Kampf, den wir sonst nie gezeigt haben, auf einmal auf dem Platz da – und jetzt müssen wir uns nur nochmal irgendwann belohnen.“