Realität und Emotionen bei Schlusslicht HSV

Drei Gelb-Rote Karten und ein Platzverweis: Hamburgs Tugenden werden zum Problem

Schiedsrichter Daniel Schlager nahm sich viel Zeit um sich die Gewissheit zu holen. Foto: Lobeca/Henning Rohlfs

Hamburg – Der Hamburger SV sorgt nicht nur mit intensiven Spielen, sondern auch mit seiner Kartenstatistik für Schlagzeilen. Nach neun Bundesliga-Partien führt der Aufsteiger die Fairplay-Tabelle an – allerdings von hinten. Mit 20 Gelben Karten, drei Gelb-Roten Platzverweisen und einer Roten Karte sowie fünf Verwarnungen für Offizielle ist der HSV derzeit das unfairste Team der Liga.

Emotion statt Kontrolle

Das Spiel des HSV steht für Leidenschaft, Tempo und Mut – doch die Balance fehlt. Trainer Merlin Polzin lässt sein Team früh anlaufen, Zweikämpfe suchen und Gegner unter Druck setzen. Diese Intensität macht Hamburg stark, führt aber immer wieder zu überharten Aktionen oder unglücklichen Szenen. Man könnte es Missverständnisse nennen, denn die beiden Ampel-Karten in Köln waren einmal Wegrutschen und einmal Reklamation. Dennoch mussten die Spieler vorzeitig zum Duschen. Fabio Vieira erwischte es sogar schon zum zweiten Mal in dieser Saison.

Vor allem im defensiven Mittelfeld und in der Viererkette häufen sich taktische Fouls und spätes Einsteigen. Viele Karten entstehen aus Frust oder im Versuch, Konter zu stoppen.

Polzin: „Leidenschaft ist unsere Stärke, aber sie darf uns nicht schwächen“

Trainer Polzin hat das Thema längst erkannt: „Wir dürfen uns nicht durch Emotionen aus dem Spiel nehmen. Leidenschaft ist unsere Stärke, aber sie darf uns nicht schwächen.“

Die Ansage ist deutlich. Polzin fordert weiter Mut und Aggressivität, will aber, dass seine Mannschaft klüger agiert. Denn in drei Spielen kassierten die Rothosen Unterzahlen – und holten daraus keinen Punkt.

Disziplin kostet Punkte

Rechnet man die Platzverweise gegen, ergibt sich ein klares Bild:

  • Drei Gelb-Rote Karten und eine Rote in neun Spielen,
  • kein einziger Punkt nach Unterzahl,
  • Gegentore in dieser Phase.

Das kostet nicht nur Ergebnisse, sondern auch Substanz. Gerade in engen Spielen machte die Unruhe den Unterschied.

Fazit: Cool bleiben, statt heißlaufen

Der HSV spielt emotional, engagiert und mitreißend – das ist sein Markenzeichen. Doch wer in der Bundesliga bestehen will, muss lernen, Emotionen zu kanalisieren. Leidenschaft ist erlaubt, Naivität nicht.

Wenn Hamburg seine Energie besser steuert, kann die Mannschaft ihr Potenzial ausschöpfen – ohne sich selbst zu schwächen.

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Der HSV braucht keine neuen Tugenden – nur mehr Kontrolle über die alten. Aggressivität ja, aber mit Plan. Denn wer ständig am Limit spielt, steht schnell drüber – und genau das hat Hamburg zuletzt Punkte gekostet.

Poulsen hält sich zurück

Yussuf Poulsen sagte nach dem Spiel in Köln im Interview bei DAZN: „Wir bekommen zwei unglückliche Platzverweise. Gerade beim Zweiten muss man mal aufpassen. Wir haben die Regel, dass man nicht mit dem Schiri sprechen darf, um ihn zu schützen. Aber wenn der Schiedsrichter die Regeln ausnutzt. Fabio sagt zu ihm, dass Schwäbe Zeit von der Uhr nimmt. Ich muss aufpassen, was ich sage, weil ich sehr emotional bin.“

„Mit den beiden Gelb-Roten-Karten bin ich nicht einverstanden“

Sportvorstand Stefan Kuntz: „Wir verlieren nicht den Fokus, müssen aber schauen, dass wir die Kleinigkeiten, die wir noch nicht gut machen, allmählich abstellen. Am Ende helfen uns die grundsätzlich schönen Spiele nur bedingt weiter, denn wir benötigen Punkte. Und davon hatten wir zuletzt dreimal in Folge keine. Wie die heutige Niederlage zustande gekommen ist, ist natürlich maximal bitter, weil ich beispielsweise auch mit den beiden Gelb-Roten-Karten nicht einverstanden bin und auch nicht ganz verstehe, warum bei unserem ersten Treffer der VAR eingegriffen hat, denn meiner Meinung nach hätten wir das Tor zugesprochen bekommen müssen. So stehen wir am Ende mit leeren Händen da, und das ist die Realität, der wir uns stellen müssen.“

Zeit, dass sich was dreht

Und so steht der HSV nun auf einmal als “Treter-Truppe“ da. Zeit also, das Ansehen zu ändern. Die Tabelle lügt nicht, auch wenn die Entscheidungen dem einen oder anderen nicht gefallen. Sie sind in der Statistik festgemacht.

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