Unna/Timmendorfer Strand – Auch das vierte Spiel der Oberliga-Endrunde ging für den EHC Timmendorfer Strand verloren. Am gestrigen Freitag unterlagen die Beach Boys bei den Königsborner Bulldogs mit 3:10 (1:0, 0:4, 2:6) und halten weiter die rote Laterne in der Gruppe A. Doch wie das Ergebnis letztlich zu Stande kam, gleicht auch mit zeitlichem Abstand einem handfesten Skandal.

Der Reihe nach: die Beach Boys mussten die Reise ins östliche Ruhrgebiet ohne die Saggau-Brüder, Christian Herrmann und Dennis Overbeck antreten, die beruflich verhindert waren. Dazu war Marcus Klupp erkrankt und fuhr ebenfalls nicht mit nach Unna.
Die Bulldogs mussten auf vier langzeitverletzte Spieler verzichten, konnten aber sonst auf eine volle Besetzung zurückgreifen.

Vor nur 172 Zuschauern in der Eissporthalle Unna begannen die Hausherren mit viel Zug zum Tor. Matthias Rieck bekam in den Anfangsminuten einiges zu tun, konnte aber sicher parieren. Nach exakt 100 Sekunden war der Timmendorfer Schlussmann geschlagen. Nach einem Abpraller konnte Robby Hein die Scheibe über die Linie drücken. Dem Treffer wurde von Hauptschiedsrichter Tony Engelmann, der im Verlauf des Spiels noch eine tragende Rolle spielen sollte, die Anerkennung verweigert, so dass es beim 0:0 blieb.
Dieser Treffer war der „Hallo-Wach-Effekt“ für die junge Timmendorfer Mannschaft, die defensiv nun konsequenter agierte und auch erste Schüsse auf das Tor von Bulldogs-Goalie Jan Kremer verzeichnen konnte. In Überzahl gingen die Beach Boys dann sogar in Führung. Tibor Uglar schoss von der blauen Linie, Kremer verirrte sich in seinem Torraum und Rob Labute bedankte sich in der achten Minute mit dem 1:0.

Die Bulldogs wirkten richtig gehend geschockt, während die Beach Boys direkt versuchten, noch einen Treffer nachzulegen. Doch André Gerartz und Marco Meyer hatten gegen den nicht immer sicheren Jan Kremer nicht das nötige Scheibenglück. In den Schlussminuten kassierten die Beach Boys einige unnötige Strafen und so kamen die Bulldogs wieder ins Spiel zurück. In der 17. Minute trafen sie in Person von Marius Schmidt nur den Außenpfosten. Ansonsten war Matthias Rieck ein sicherer Rückhalt und hielt das 1:0 aus Sicht des EHCT bis zur Pausensirene fest.
Bis dato war es ein ganz normales Eishockeyspiel.

Doch mit Beginn des Mitteldrittels rückte Hauptschiedsrichter Tony Engelmann immer mehr in den Mittelpunkt. Schon die erste Strafe des zweiten Drittels hatte einen faden Beigeschmack, denn das Haken von Moritz Meyer wurde geahndet, ähnliche Vergehen auf der Gegenseite allerdings, wie die 25. Minute zeigt.
Rino Schroeder führt die Scheibe hinter dem Eigentor, wird zwei, dreimal unfair angegangen und spielt dadurch einen katastrophalen Fehlpass. Marius Schmidt hat dann keine Mühe freistehend Matthias Rieck zum 1:1 zu überwinden.
Rino Schroeder ereifert sich zu sehr über diese Entscheidung und muss mit einer Disziplinarstrafe vom Eis.  Der Routinier kann sich auch nicht beruhigen, als 23 Sekunden später Marc Vorderbrüggen mit einer Zeitstrafe, welche eine komplette Fehlentscheidung war, vom Eis muss und kassiert in der Folge die zweite „Zehner“, was gleichbedeutend mit einer Spieldauerdisziplinarstrafe ist. Zu allem Überfluss muss auch Tibor Uglar mit einer Disziplinarstrafe vom Eis, weil sich der Hauptschiedsrichter gegenüber Timmendorfer Anmerkungen dünnhäutig zeigt.
Das Powerplay verwerten die Bulldogs durch einen abgefälschten Schuss von Bathgate schnell zum 2:1 in der 26. Minute.

Die junge Timmendorfer Mannschaft ist nun völlig verunsichert und von der Rolle. Offensichtlich haben die Spieler Angst in die Zweikämpfe zu gehen, weil die Befürchtung da ist, dass sie wieder Strafen ziehen.
Die Bulldogs nutzen diesen Umstand geschickt aus und versuchen Matthias Rieck sturmreif zu schießen, der aber weiter glänzend hält, und lange einen höheren Rückstand verhindert. Doch in der 33. Minute ist auch er geschlagen, als Marius Schmidt einen sehenswerten Sololauf startet und dann locker zum 3:1 abschließen kann.
Eine Minute später folgt der nächste Auftritt von Schiedsrichter Engelmann: Marc Vorderbrüggen wird von Lars Gerike gefoult, was Engelmann auch mit einer Strafzeit belegt. Warum Vorderbrüggen allerdings eine Strafzeit wegen Simulierens bekommt, bleibt unergründlich.
Und weil es für den Hauptschiedsrichter noch nicht genug Mittelpunkt war, folgt der nächste Auftritt 49 Sekunden vor dem Drittelende. Aus spitzem Winkel schließt Königsborns Kapitän Kevin Thau und Matthias Rieck hat mit Glück die Scheibe. Der Hauptschiedsrichter zeigt sofort an, dass es kein Tor war, doch nach Rücksprache mit dem deutlich schlechter platzierten Linesman gibt er den Treffer dann doch und die Beach Boys liegen vorentscheidend mit 4:1 hinten. „Die Scheibe war drin“, sagte Goalie Rieck nach dem Spiel zu HL-SPORTS: „Aber sie ging nie im Leben auf regulärem Wege ins Tor.“
Die „Streifenhörnchen“ sahen es anders und so ging es mit dem 4:1 in die zweite Pause.

In der Kabine hatte Trainer Sven Gösch wohl die richtigen Worte gefunden, denn die Beach Boys kamen mit viel Elan in das letzte Drittel und versuchten das scheinbar Unmögliche noch möglich zu machen. Doch zwei gute Gelegenheiten durch Kenneth Schnabel und Moritz Meyer fanden nicht den Weg ins Tor, so dass in der 45. Minute kam was kommen musste. Die Beach Boys fingen sich einen Konter und Routiniert Milan Vanek schloss zum 5:1 ab.

In der 46. Minute explodierte dann die Stimmung auf dem Eis und Tony Engelmann zeigte erneut, dass er die Partie überhaupt nicht im Griff hatte bzw. wieder mal eine einseitige Regelauslegung fahren wollte.
Nach einem Save von Matthias Rieck stocherten die Bulldogs nach und die Beach Boys verteidigten naturgemäß ihren Goalie. Jesper Delfs und Bulldogs-Stürmer Denis Forminych entschlossen sich dazu die Handschuhe sowie die Helme abzulegen und eine abendliche Boxeinlage zu starten.  Die Linesman gingen zunächst nicht dazwischen, verpassten es aber dazwischen zu gehen, als Jesper Delfs sich nicht mehr wehren konnte. So ging Kapitän Moritz Meyer dazwischen um die Streithähne zu trennen. Korrekterweise mussten in der Folge sowohl Delfs wie auch Forminych mit 2+2+10 Minuten vom Eis.
Ein handfester Skandal war dann aber die Spieldauerdisziplinarstrafe gegen Moritz Meyer, denn der Schlichter wurde von Tony Engelmann vom Eis geschickt und wird den Beach Boys nun am Sonntag fehlen. Vor allem diese Entscheidung sorgte für kollektives Kopfschütteln bei vielen Beobachtern der Partie. Die rund 25 mitgereisten Timmendorfer Fans forderten Sven Gösch mit lauten Gesängen dazu auf, seine Jungs vom Eis zu nehmen.

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Die Bulldogs nutzten ihre fünfminütige Überzahl glänzend und erhöhten durch Sven Linda (47. Minute) sowie Oliver Duris (51.) auf 7:1. Die Beach Boys gaben sich nun mehr oder minder auf und kapitulierten, vor allem vor dem Hauptschiedsrichter, der in der 54. Minute seinen letzten, unrühmlichen Auftritt haben sollte.
Zunächst hatte Andy Bathgate auf 8:1 erhöht und 33 Sekunden später ließ Matthias Rieck einen Schuss von Pierre Wex durch die Beine rutschen. Doch selbst aus 50 Metern Entfernung konnte man erkennen, dass die Scheibe nicht über die Linie rutschte, sondern klar auf der Torlinie lag. Erneut war es Engelmann egal, er gab einen nicht regulären Treffer zum 9:1.
Die Bulldogs ließen nun die Zügel schleifen und so kamen die Beach Boys noch zu zwei Ehrentreffern.  André Gerartz und Yannick Mund trafen in der 57. Minute zum 9:3.
Den Schlusspunkt unter dieses „Eishockeyspiel“ setzte Oliver Duris 76 Sekunden vor dem Ende.  Mit der Sirene nach 60 Minuten ließen die Beach Boys teils lautstark, aber auch mit fliegenden Schlägern ihrem Unmut freien Lauf.

Unter dem Strich geht der Sieg der Königsborner Bulldogs natürlich in Ordnung. Selbst Trainer Sven Gösch stellte in Frage, ob seine Mannschaft das Tempo über 60 Minuten hätte gehen können, machte aber klar: „Es wäre ein deutliche engeres Spiel geworden, aber ein Mann hatte offensichtlich was dagegen.“
Gegenüber HL-SPORTS wurde Gösch noch deutlicher: „In über 25 Jahren als Spieler, Trainer und Schiedsrichter hab ich sehr viel erlebt, aber so eine Schiedsrichterleistung wie heute hab ich auch noch nicht gesehen. Das war eine gewollt einseitige Regelauslegung.“
Wie Hohn klingen da die Worte von Bulldogs-Coach Frank Gentges, der die Schiedsrichterleistung „jetzt nicht so schlecht“ fand. 
Aber selbst neutrale Beobachter bezeugten, dass die einseitige Regelauslegung dafür sorgte, dass die Partie in Unna kippte.

Unter dem Strich nutzt aber alles lamentieren nichts und die Beach Boys müssen auf die kommenden Aufgaben schauen. Denn schon am Sonntag (18 Uhr) geht die Endrunde weiter, dann werden die Icefighters Leipzig im ETC erwartet. Moritz Meyer und Rino Schroeder fehlen dann gesperrt.

Statistik:
0:1 Labute (8./ÜZ), 1:1 Schmidt (25.), 2:1 Bathgate (26./ÜZ), 3:1 Schmidt (33.), 4:1 Thau (40.), 5:1 Vanek (45.), 6:1 Linda (47./ÜZ), 7:1 Duris (51./ÜZ), 8:1 Bathgate (54.), 9:1 Wex (54.), 9:2 Gerartz (57.), 9:3 Mund (57.), 10:3 Duris (59.)

Strafen: Königsborn 14 + 10 Forminych – Timmendorf 20 + 10 Delfs + 10 Uglar + 10 Schroder + Spieldauer Schroeder + Spieldauer Mo. Meyer
Zuschauer: 172

Weitere Ergebnisse:
Endrunde Gruppe A
Hamm – Frankfurt 2:10, Leipzig – Hannover Indians 8:4

Endrunde Gruppe B
Herne – Rostock 2:4, Duisburg – Kassel 2:5, Hannover Scorpions – Erfurt 4:3

Oberliga Nord-Pokal
Hamburger SV – Nordhorn 12:1 (Serie 2:1, damit bestreitet der HSV das Finale gegen die Harzer Falken)

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