Foto: Lobeca/Marcus Kaben

Hamburg – Die Hamburg Towers, geplagt von Verletzungssorgen, unterliegen nach hartem Kampf mit 69:73 in einem defensiv orientierten und sehr hart geführten Spitzenspiel in der Basketball-Bundesliga gegen ratiopharm Ulm.

Die Gäste überraschten zum Start nicht nur mit voller Kapelle, sondern zunächst auch mit vermuteten sieben Importspielern auf dem Spielberichtsbogen. Denn was bis dato nicht spruchreif war: Thommy Klepeisz besitzt wohl seit November eine deutsche Staatsbürgerschaft und belastet damit nicht mehr das Ausländerkontingent der Schwaben. So wurde die Aufgabe gegen die vor dem Spiel ebenfalls noch verlustfreien Gäste definitiv nicht einfacher. Von dieser Randnotiz unbeeindruckt starteten die Hamburg Towers stark in die Partie und sicherten sich eine schnelle Führung (8:0, 2.).

 Offensiv treffsicher und hinten alles dicht – so marschierten die Towers bis Mitte des ersten Viertels auf 16:5 davon. Mit mehr Tempo brachten die schwäbischen Gäste die Towers zunächst über die Teamfoulgrenze und fanden dann noch den Anschluss zum Ende der ersten zehn Minuten (25:20). Mit dem Start ins zweite Viertel verschwand das zuvor teils flüssige Spiel auf beiden Seiten fast gänzlich. Über zwei Minuten dauerte es, ehe Terry Allen wieder ein Treffer aus dem Spiel gelang (30:21, 13.). Auf beiden Seiten war die Bedeutung der Partie spürbar – jeder noch so kleine Lauf wurde mit einer Auszeit unterbunden. Nach einer Hamburger Unterbrechung nahm sich TJ Shorts ein Herz und baute die Führung kurzzeitig aus (40:28, 17.), ehe Ulm mit einem unbeantworteten 10:0-Run das Spiel zur Halbzeit fast wieder ausglich (40:38). Doch mit Start der zweiten Spielhälfte war dann der einstige Hamburger Vorsprung endgültig passé. Nach einer kurzen Führung der Gäste glich Jordan Swing zunächst wieder aus (42:42, 22.).

In der Folge konnte sich keine Mannschaft auch nur annähernd absetzen. Stattdessen wurde die Stimmung auf dem Court langsam hitziger. Davon unbeeindruckt sorgte Justus Hollatz per Dreier für ein kleines Towers-Punktepolster (50:46, 27.), dass die Ulmer bis zum Ende des dritten Abschnittes allerdings wieder einschrumpften. Zac Cuthbertson mit einem Tip-In und Justus Hollatz mit einem Monsteblock sicherten eine 54:53-Führung vor dem Schlussviertel. Nach einem Dreier von Swing kochten nach einem verpassten Foulpfiff erstmalig die Emotionen bei den Towers etwas höher (56:53, 31.). Die Unruhephase nutzten die Gäste um mit einem 13:0-Lauf das Spiel zu drehen – vier schnelle Punkte von Justus Hollatz sorgten aber für den Anschluss (61:66, 35.). Ein weiteres Mal kochten die Emotionen bei den Towers hoch. Nach einem folgerichtigen technischen Foul machte TJ Shorts die Partie bei 67:69 noch einmal knapp. Doch nach dem fünften Foul des Towers-Motors sorgte ratiopharm Ulm mit einer Serie von Freiwürfen für die Entscheidung.

Kurzer Schnack nach dem Spiel:

Pedro Calles: „Beide Teams haben hier heute extrem physisch gespielt – das Ergebnis war jedoch, dass ein Team fast 19 Mal mehr an die Freiwurflinie gehen konnte. Durch die Intensität der ersten Hälfte konnten wir in der zweiten Hälfte offensiv nicht so gut spielen, wie wir uns das gewünscht hätten. Meine Spieler haben alles getan, was ich von ihnen verlangt habe. Manchmal gewinnt man, manchmal muss man eine Niederlage hinnehmen. Ich bin sehr stolz auf meine Spieler und die Art und Weise, wie alle gekämpft haben.“

Max DiLeo: „Ulm ist ein sehr gutes Team, wir haben dennoch alles gegeben und hatten einen guten Start ins Spiel. Aber Basketball ist ein Spiel der Läufe, also wussten wir, dass Ulm auf jeden Fall noch heiß laufen würden. Wir haben bis zum Ende gekämpft und unser Bestes gegeben, am Ende hatte Ulm die Nase vorn.“

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Marvin Willoughby: „So wie die Mannschaft hier heute aufgetreten ist, und wenn man bedenkt, dass es ein Doppelspieltag war, war das auf jeden Fall ein gutes Spiel und wir sind stolz auf die Leistung des Teams. Wir haben auf keinen Fall Grund dazu, den Kopf hängen zu lassen oder traurig zu sein, wir lernen daraus für die Zukunft. In solchen Topspielen zählt jede Possession, jeder Rebound, jeder Lay-up, jede Verteidigung, du kannst außerdem Pech damit haben, ob du den Pfiff bekommst oder nicht. Jeder Angriff zählt, so müssen wir darangehen und es schaffen für den Rest der Saison, vierzig Minuten lang Intensität zu bringen.“

Das Spiel im Detail:

Während die Hamburg Towers auf drei Stammspieler verletzungsbedingt verzichten mussten, meldeten sich bei den Gästen aus Ulm pünktlich zum Spitzenspiel die angeschlagenen Akteure wieder zurück. Dennoch, der Auftakt gehörte den Hausherren. Erst Terry Allen für Drei, dann Justus Hollatz mit einem starken Drive und wieder Allen per Triple besorgten die erste schnelle Towers-Führung (8:0, 2.). Auf die ersten zwei Ulmer Zähler setzen erst Max DiLeo aus der Distanz und dann der in den Anfangsminuten überaus aktive Justus Hollatz per And One die nächsten Ausrufezeichen (13:2, 3.). Weiterhin stand die Defensive der Towers sicher und zwang ratiopharm ulm zu einer Serie von Fehlwürfen und Ballverlusten. Davon angetrieben verbuchte Jordan Swing per Dreier die zwischenzeitlich höchste Führung (16:5, 5.). Ulm versuchte mehr aufs Tempo zu drücken und brachte die aktiv verteidigenden Hamburger über die Teamfoulgrenze. Fünf Freiwürfe der Gäste beantwortete TJ Shorts mit vier Zählern – Jürgen Osaro Rich setzte einen weiteren Treffer drauf (23:12, 8.). Mit einem Drei-Punkt-Spiel suchte Ulms Philipps den Anschluss, doch Shorts behielt die Nerven an der Freiwurflinie (25:15, 9.). Mit einem 5:0-Lauf zum Ende der ersten zehn Minuten stellte ratiopharm Ulm den Spielstand auf 25:20.

Der zweite Abschnitt begann zerfahren – Punkte fielen zunächst nur von der Freiwurflinie (28:12, 12.). Beide Teams gingen defensiv noch aktiver zu Werke. Mit einem Drive arbeitete sich Terry Allen in die Zone vor und erzielte mit Ablauf der Shotclock den ersten Feldkorb (30:21, 13.). Nach einer Unachtsamkeit von Ulms Osetkowski verwandelte Jordan Swing einen Dreier und provozierte neben einem grimmigen Blick bei Jaka Lakovic auch die Auszeit der Gäste (33:21, 13.). Auf die Zähler von Conger hatte Terry Allen mit seinem bereits dritten Dreier noch eine gute Antwort, weitere fünf Zähler von ratiopharm ulm später musste aber auch bei den Towers eine Auszeit her (36:28, 15.). Die brachte wieder mehr Ordnung ins Hamburger Spiel und erfreulicherweise auch vier schnelle Punkte von TJ Shorts (40:28, 17.). Nach zwei weiteren Freiwürfen der Gäste erarbeitete Justus Hollatz seinem Team gleich zwei zweite Wurfchancen in Folge – doch statt den nächsten Towers-Punkten machte Ulm das Spiel mit zwei Dreiern wieder knapp (40:36, 19.). Auch in der letzten Minute vor der Halbzeit war den Hamburgern das Wurfglück nicht hold, stattdessen powerte sich Caupain durch die Zone und brachte das Spiel bei 40:38 in die Pause.

Auch der direkte Beginn in die zweite Halbzeit gehörte ratiopharm Ulm, die kurzzeitig in Führung gingen, ehe Jordan Swing postwendend unter dem Korb für den Ausgleich sorgte (42:42, 22.). Das Spiel blieb verbissen, beide Teams schenkten sich keine freien Zentimeter. Nach einem Dreier von Jordan Swing arbeitete sich Ulm zweimal durch die Zone (45:46, 25.). Aus dem Setplay egalisierten sich beide Mannschaften fast vollständig. Nach einem Rebound von Cuthbertson schaltete TJ Shorts den Turbo und bediente Swing noch bevor sich die Defensive der Ulmer sortieren konnte (47:46, 26.). Unbeeindruckt von den unzähligen Nicklichkeiten, die sich die Spieler nach jeder Aktion zuriefen, blieb Youngstar Hollatz in der linken Ecke cool und sorgte per Dreier für ein kleines Punktepolster (50:46, 27.). Nach dem erneuten Ausgleich, den Ulms Osetkowski von der Freiwurflinie besorgte, brachte Jordan Swing die Towers mit einem starken Drive wieder in Front (52:50, 29.). Nach dem Anschlusstreffer von Günther an der Freiwurflinie bediente der Ulmer Kapitän Osetkowski im Fastbreak. Um einem Ulmer Momentum entgegenzusteuern, nahm Pedro Calles sofort die Auszeit. Aus der Unterbrechung heraus sorgte Zac Cuthbertson per Tip-In wieder für die Führung – Justus Hollatz untermauerte das knappe 54:53 vor dem Beginn des Schlussabschnittes noch mit einem Monsterblock.

Genauso wach starteten die Towers in den Schlussabschnitt – Jordan Swing streute zum Start der letzten zehn Minuten einen weiteren Zweier ein (56:53, 31.). Weniger aufmerksam waren in dieser Situation die sonst mit wachen Augen meist sehr zügig agierenden Unparteiischen, die nicht nur ein Foul übersahen, sondern auch in der Folge einen halben Angriff brauchten, um das Spiel zu unterbrechen. Die Phase der Unruhe auf Seiten der Hamburg Towers nutzten die Ulmer, um mit einem 13:0-Lauf erstmals in dieser Partie deutlich in Führung zu gehen (57:66, 33.). Nach einem Dreier von Petrucelli sah sich Towers Coach Pedro Calles zur Auszeit gezwungen. Aus der Unterbrechung setzen die Towers durch vier schnelle Punkte von Hollatz zum direkten Gegenschlag an – und sorgten damit postwendend für das Timeout bei Ulm (61:66, 35.). Eine weitere strittige Aktion führte auf der Towers-Bank für viel – zu viel – Emotionen. Nach dem folgerichtigen technischen Foul und dem verwandelten Ulmer Freiwurf sorgte Jordan Swing im schönen Zusammenspiel mit Maik Kotsar für wieder kühle Köpfe auf dem Parkett (63:67, 35.). Nachdem Osetkowski, der sich erneut zu Ulms gefährlichstem Scorer mauserte, für die Schwaben traf, markierte TJ Shorts erst mit zwei Freiwürfen und dann mit einem toughen Korbleger den Anschluss (67:69, 39.). 98 Sekunden vor dem Ende war für den Towers-Antreiber mit fünf persönlichen Fouls dann Schluss. Das nutzten die Gäste um von der Freiwurflinie das Spiel für sich zu entscheiden – Jordan Swings letzter Treffer änderte am Ausgang des Spiel nichts, sorgte aber für den 69:73-Endstand.

Towers-Statistiken: Shorts (17 Punkte, 5 Reb., 5 Ass.), Haymond, Swing (19), DiLeo (3), Rich (1), Kotsar (5, 7 Reb.), Hollatz (11), Allen (11, 8 Reb.), Ogunsipe, Cuthbertson (2)

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