Hamburg – Gegen die NINERS Chemnitz bestreiten die Hamburg Towers am Sonntag (15 Uhr) ihr letztes Heimspiel vor dem Jahreswechsel. Das Duell mit dem Aufsteiger ruft Erinnerungen wach. Magenta Sport überträgt ab 14.45 Uhr live aus der edel-optics.de Arena.

Die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens bescherte Hauptfigur Ebenezer Scrooge ein Treffen mit den Geistern der Weihnacht, die beim einst griesgrämigen Protagonisten für die eine oder andere einschneidende Veränderung sorgten. Der Spielplan der easyCredit-Basketball-Bundesliga dagegen beschert den Hamburg Towers nur einen Tag nach dem Weihnachtsfest ein Wiedersehen mit den NINERS Chemnitz und damit eine Art Rückkehr des Geistes der zweiten Liga.

In der 2. Basketball-Bundesliga ProA lieferten sich die Hanseaten und Sachsen zwischen 2014 und 2019 15 spannende Duelle – darunter das entscheidende fünfte Halbfinale in den Playoffs 2019, das die Hamburg Towers knapp mit 78:72 gewannen und sich damit das sportliche Aufstiegsrecht in die Bundesliga sicherten.

„Ich weiß, es ist ein bedeutendes Spiel für beide Organisationen aufgrund der gemeinsamen Geschichte beider Clubs. Ich gehe davon aus, dass Chemnitz hochmotiviert hierherkommen wird, mit einer offenen Rechnung“, so Head Coach Pedros Calles, der die besondere Bedeutung nicht nur in der Vorweihnachtswoche, sondern bereits beim Vorbereitungsspiel Mitte Oktober, das die Towers ebenso knapp (84:79) gewannen, gespürt hat.

Strahlende Gesichter, Sektduschen, Partystimmung – so die teils verschwommenen, aber nicht vergessenen Erinnerungen der Towers-Family an den historischen Aufstiegsmoment. Die gleichzeitige Enttäuschung, traurigen Gesichter auf den Rängen und Tränen der damaligen NINERS-Akteure – die andere Seite der Geschichte – können Basketball-Interessierte seit dem 21.12. in der Dokumentation „Unfinished Business“ genauso wie die komplette Aufstiegsgeschichte der NINERS Chemnitz in die BBL noch einmal erleben.

Seit diesem für beide Vereine richtungsweisenden Moment sind 607 Tage vergangen. Doch während der Aufsteiger von 2019, die Hamburg Towers, in seinem zweiten BBL-Jahr aktuell mit nur einer Niederlage zur Spitzengruppe zählt, steht der Aufsteiger von 2020, die NINERS Chemnitz, mit derzeit nur einem Erfolg in der unteren Tabellenregion.

„Die Ergebnisse bisher sind wahrscheinlich nicht so, wie sie es sich vorgestellt haben. Aber wir dürfen an dieser Stelle auch nicht vergessen, dass sie direkt vor dem Saisonstart noch in Quarantäne mussten“, weiß Head Coach Pedro Calles um die schwierigen Startbedingungen der Chemnitzer.

Insgesamt sieben Spieler aus der letztjährigen Aufstiegsmannschaft, die sensationelle 25 Siege in 27 Partien feierte, gehören weiterhin zum Aufgebot des argentinischen Übungsleiters Rodrigo Pastore. Zwar mit kurzer Unterbrechung, aber dennoch am längsten – der 37-jährige Virgil Matthews bestreitet derzeit seine sechste Spielzeit für die Chemnitzer und hält alle clubinternen Rekorde. Einsätze, Steals, Assists – der Routinier hat fast alles gesehen und erlebt, mittlerweile zählt auch sein BBL-Debüt dazu. Damit ist er der wohl älteste Bundesliga-Rookie der Geschichte. Durch die ProA tingelte der Oldie seit 2006, da drückten die aktuellen Chemnitzer Leistungsträger Marcus Thornton (12,4 PpS), Isiaha Mike (12,0) und Terrell Harris (11,1) allesamt noch die Schulbank.

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Die drei Nordamerikaner zeichnen für mehr als ein Drittel aller genommenen Würfe und erzielten Punkte im Team der Sachsen verantwortlich. Unterstützung bekommen sie vom BBL-erfahrenen Joe Lawson (11,0 PpS), der bereits von 2016 bis 2018 in Chemnitz aktiv war und nach Stationen in Crailsheim und Braunschweig seit Dezember wieder zum Team gehört, und dem europaerfahrenen und letztjährigen polnischen Topscorer George King (10,7). Die deutschen Big Men Jan Niklas Wimberg und Johannes Richter sorgen für die nötigen Zentimeter und Präsenz unter den Körben.

Genau dort, nämlich in der Zone, könnte es im zuletzt bereits verletzungsgeplagten Towers-Kader weitere Engpässe geben. Denn bei Marvin Ogunsipe, der bereits vor dem letzten Spiel angeschlagen war – aber auf eigenen Wunsch nicht aussetzen wollte –, und Maik Kotsar, der beim 98:94-Auswärtserfolg unsanft auf dem Ellenbogen landete, stehen derzeit noch Fragezeichen hinter dem Einsatz. Auch bei Topscorer Kameron Taylor, der zwar laut Head Coach Pedro Calles „bereits kurz vor der Rückkehr steht“, ist ein Einsatz aber weiterhin fraglich, da „wir nichts überstürzen wollen“.

Dass Center Kotsar, der unter der Woche seinen 24. Geburtstag feierte, beim letzten Heimspiel im Jahr 2020 dabei sein will, unterstrich der leise Riese im #InsidetheTeam-Interview. „Wir haben von unseren Coaches an Heiligabend frei bekommen. Aber ansonsten, also auch an den Weihnachtsfeiertagen, trainieren wir ganz normal und werden unser Bestes geben, um uns perfekt auf Chemnitz vorzubereiten. Wir sind also jeden Tag in der Halle und arbeiten hart“, so der 2,11-Meter-Koloss.

Während die Profis also entweder an Heiligabend oder am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertages mit ihren Familien und Partnerinnen ein paar besinnliche Stunden genießen konnten, wird das Weihnachtsfest bei Familie Calles erst nach dem Jahreswechsel gefeiert. „In der spanischen Tradition startet die Weihnachtszeit am 24. Dezember mit der Geburt von Jesus und reicht bis zum 6. Januar. In traditionellen Familien wird dann am Dreikönigstag gefeiert, modernere Familien feiern Weihnachten in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember. Wir möchten uns die Traditionen bewahren, die mir meine Eltern nähergebracht haben, und die möchte ich auch an meine Kinder weitergeben“, so Coach Calles, der trotz der vorweihnachtlichen Stimmung voll fokussiert auf den kommenden Spieltag hinarbeitet.

Kurzer Schnack vor dem Spiel:

Pedro Calles: „Als Aufsteiger spielen sie immer mit Extramotivation und dem Willen, sich auf dem BBL-Level zu beweisen. Die Ergebnisse bisher sind wahrscheinlich nicht so, wie sie es sich vorgestellt haben. Aber wir dürfen an dieser Stelle auch nicht vergessen, dass sie direkt vor dem Saisonstart noch in Quarantäne mussten. Ich habe großen Respekt vor der Arbeit von Coach Rodrigo Pastore, die Art wie sein Team Basketball spielt. Daher erwarte ich ein schwieriges Spiel.“

„Die Besonderheit des Duells ist bei den Spielern wahrscheinlich nicht so spürbar. Aber bereits in der Vorbereitung im Sommer und auch jetzt in dieser Woche habe ich eine besondere Bedeutung wahrgenommen. Ich weiß es ist ein bedeutendes Spiel für beide Organisationen aufgrund der gemeinsamen Geschichte beider Clubs. Ich gehe davon aus, dass Chemnitz hochmotiviert hierherkommen wird, mit einer offenen Rechnung.“

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