Foto: Lobeca/Kaben

Hamburg – Hätte, wäre, wenn. Die Hamburg Towers entwickeln sich zu den Königen der Konjunktiv-Siege in der easyCredit Basketball Bundesliga. Es waren erneut nur Details, die den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachten. Und abermals endete ein Heimspiel mit einer Pleite. Trotz langwieriger Führung und zwischenzeitlich deutlichem Vorsprung knickte die Auswahl von Trainer Mike Taylor gegen die zweitplatzierten MHP RIESEN Ludwigsburg noch ein und unterlag mit 92:98 (75:65, 57:48, 32:23).

Eine Hiobsbotschaft erreichte Taylor – seit Donnerstagabend frischgebackener Vater des kleinen Nick – am Samstagmorgen. Center Prince Ibeh war erkrankt und nicht einsatzfähig. Dafür stand erstmals Demarcus Holland zur Verfügung. Die Nachverpflichtung startete direkt neben Jorge Gutierrez, Heiko Schaffartzik, Beau Beech und Bogdan Radosavljevic. Der Name des Letztgenannten wurde von Hallensprecher Andreas Lindemeier in dessen 400. Spiel am Mikrofon direkt zu Beginn nach erfolgreichem Linkskorbleger, Dunking und Rechtskorbleger gleich dreifach angesagt. Anschließend verdiente sich der gegen seinen Ex-Klub völlig aufgedrehte Big Man noch zwei Zähler von der Freiwurflinie. Und Ludwigsburg? Zog indes munter von der Dreierlinie ab und blieb dadurch dran (8:6/3. Minute). Holland wiederum machte seinen Einfluss durch das Annehmen eines Offensivfouls spürbar und schloss unter großem Getöse der 3400 Zuschauer in der ausverkauften edel-optics.de Arena zum 17:13 (6.) ab. Stets mit drei Guards agierend, standen die Towers gegen eine extrem aggressive Ganzfeld-Verteidigung der Gäste inklusive Doppeln ihren Mann. Es war sogar der Aufsteiger, der das Gros an Ballverlusten erzwang und diese in spektakuläre Plays wie den Breakaway-Dunk von Marvin Ogunsipe ummünzte. Die 32:23-Führung nach zehn Minuten war ebenso überraschend wie verdient.

Die Partie bot einiges an Einsatz seitens der Norddeutschen, das Publikum besaß keinen Grund zur Beschwerde. Taylor schien den richtigen Mix zwischen spielfreudigen Akteuren wie Yanna Franke und Gutierrez sowie Kämpfernaturen wie Michael Carrera und Tevonn Walker gefunden zu haben. So setzten sich die Towers auf 40:29 (14.) ab. Für einen Moment schien es, als würden den von John Patrick gecoachten Riesen die Antworten ausgehen, einen Moment später waren sie wieder auf 37:44 (17.) herangekommen. Doch Hamburg ließ nicht einschüchtern. Oder besser: Radosavljevic ließ das nicht zu. Ihm gelang nicht nur ein höchst seltenes Vier-Punkt-Spiel (Dreier plus Freiwurf) – ihm gelang es wohlgemerkt als Center. Zur Halbzeit hatte der Deutsch-Serbe 22 Punkte angesammelt und sorgte fast im Alleingang für das 57:48. Die neun Vorlagen von Gutierrez trugen ebenfalls Anteil daran.

#Towers_Live: Wir müssen eine ganz bittere Pille schlucken und knicken schlussendlich gegen die MHP RIESEN Ludwigsburg doch noch mit 92:98 ein.Spielbericht: twrs.me/9672#HamburgTowers I Foto: MSSPPosted by Hamburg Towers on Saturday, February 8, 2020

Das Offensivrebounding der Schwaben bereitete den Hansestädtern jedoch zunehmend Schwierigkeiten. Einer davon ging dem Dreier von Khadeen Carrington zum 55:59 (24.) und einer Auszeit von Taylor voraus. Ein Mitteldistanztreffer von Gutierrez sowie unmittelbar aufeinanderfolgende Blocks von Carrera und Radosavljevic (der Name ist inzwischen für Copy & Paste gespeichert) sorgten für die dringend nötige Entlastung. Dennoch ließ sich das überfällige Ausgleich (61:61/27.) nicht verhindern, und nun zeigten die Hausherren Nerven. Aber nur kurz. Justus Hollatz und Franke zeichneten für einen Mini-Spurt zum 68:63 (28.) verantwortlich. Eine komplette Bank-Formation baute den Vorsprung vor Augen von Innen- und Sportsenator Andy Grote sogar wieder auf 75:65 aus. Ein Zeichen für die interne Entwicklung der Mannschaft während der Saison.

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Besonders beeindruckend: Wann immer der Tabellenzweite zwei erfolgreiche Aktionen aneinanderreihte, brachte dies den Liga-Neuling keineswegs aus dem Konzept. Durch die starke Verteidigung, die den Favoriten bei einer schwachen Dreierquote (7/25) hielt, war es möglich, auch die eigene Ladehemmung aus 6,75 Metern (5/21) unbeschadet zu überstehen. Auf die bis dato kritischste Phase, nachdem die Süddeutschen auf 75:79 (33.) herangekommen waren, antworteten die Towers mit einem Alley-Oop von Schaffartzik auf Radosavljevic, der trotz Fouls verwandelte. Später zeigte sich Holland bei ablaufender Wurfuhr nervenstark (86:82/36.). Einen drauf setzte Carrera – nachdem Ludwigsburg die Führung übernommen hatte, konterte er per Dreier aus der Ecke nach schönem Gutierrez-Anspiel zum 89:87 (37.). Die Fans holten nun wie ihr Team alles heraus. Dreier Ludwigsburg zum 92:89, Dreier Holland zum Ausgleich. Doch dann lässt sich die fleischgewordene Bowlingkugel Marcos Knight nicht stoppen, während die Wilhelmsburger gleich mehrfach vergeben.

„Glückwunsch an JP und seine Mannschaft. Ich bin stolz auf mein Team, wir haben sehr stark angefangen, viel Energie aufgebracht. Die Jungs waren hungrig, dazu war die Atmosphäre wunderschön. Ludwigsburg hat eine starke zweite Hälfte gespielt. Dennoch war offenkundig, dass wir Fortschritte gemacht haben. Der große Unterschied heute war, dass wir mit einer Führung das Spiel diktiert haben, daran gilt es weiter zu arbeiten, die Spieler müssen lernen, ein Match dann auch zu gewinnen“, sagte Taylor.

Hamburg Towers: Franke (13 Punkte), Holland (7), Beech (5), Walker (3), Gutierrez (6/12 Assists), Schaffartzik (3), Radosavljevic (25), Hollatz (3), Carrera (21/7 Rebounds), Ogunsipe (6.

Die übliche Sonntagspause muss diesmal ausbleiben. Stattdessen steht Training auf dem Plan. Denn schon am Dienstag, 11. Februar, sind die Towers wieder gefordert. Es geht ins schöne Frankenland zu Brose Bamberg, wo der Sprungball um 19.30 Uhr erfolgt.

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