Leif Möller (Foto: Dennis Fischer/oH)

Hamburg – Leif Möller (17) hat im vergangenen Sommer seinen ersten Profivertrag unterschrieben. Neben Einsätzen in der NBBL und für Kooperationspartner SC Rist Wedel sollte der talentierte Nachwuchsprofi auch mit den Hamburg Towers trainieren. Doch Corona machte einem der spannendsten Talente auf der Point Guard Position zunächst einen Strich durch die Rechnung. Doch pünktlich zum Saisonendspurt ist Leif Möller im Trainingskader des Basketball-Bundesligisten angekommen.

Leif, am vergangenen Wochenende warst du zum U18-Lehrgang des Deutschen Basketball-Bundes in Ludwigsburg eingeladen. Wie können wir uns so einen Nationalmannschafts-Lehrgang in Corona-Zeiten vorstellen?

Leif Möller: Es hat sich für mich eigentlich wie ein normaler Lehrgang angefühlt. Wir waren zwar die einzigen im Hotel. Dort mussten wir außerhalb unserer Zimmer überall eine Maske tragen, aber auch das gehört ja mittlerweile schon fast zum Alltag. Pro Tag hatten wir zwei Trainingseinheiten, dazu standen noch ein paar Teammeetings auf dem Programm. Außerhalb der Halle galt es aber, die Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren, wir waren also in unserer eigenen kleinen Bubble – regelmäßige Testungen auf das Coronavirus gehörten auch dazu. Dennoch war es etwas Besonderes, mal wieder herauszukommen. Ich habe mich gefreut, die Jungs – von denen ich viele bereits gut kenne – wiederzusehen.

Deine erste komplette Saison mit Kooperationspartner Rist Wedel ist im März zu Ende gegangen. Wie hast du die Spielzeit erlebt?

Persönlich war ich mit der letzten Saison im Großen und Ganzen zufrieden. Ich konnte sehr viel Erfahrungen sammeln, habe viel Spielzeit bekommen und hatte das Vertrauen von Head Coach Benka. Auch wenn vielleicht nicht alles so funktioniert hat, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich hätte gern offensiv mehr Verantwortung übernehmen wollen, das habe ich in der letzten Saison aber noch nicht geschafft. In diesem Bereich möchte ich mich definitiv noch verbessern. Ich habe nächste Saison erneut die Chance, mich zu beweisen.

Gerade zum Saisonende konntest du deinen Punkteschnitt noch einmal deutlich steigern, hast gegen Düsseldorf mit 22 Punkten eine persönliche Bestleistung aufgestellt. Was hat sich zum Saisonende verändert?

Nachdem festgestanden hatte, dass es keinen Absteiger geben wird, habe ich mir vorgenommen, mich mehr zu trauen. Und dann habe ich schnell gemerkt, dass es möglich ist, mehr zu scoren – ich brauchte nur mehr Selbstvertrauen. Dazu kam, dass Tucker Haymond, der bis dahin Topscorer war, nach Tschechien gewechselt ist. Dann haben seine zwanzig Punkte gefehlt, die mussten verteilt werden. Davon habe ich ebenfalls profitiert.

Du hast letzten Sommer deinen ersten Profivertrag unterschrieben. Geplant war, dass du in der NBBL, ProB spielen und zeitgleich auch sporadisch mit dem BBL-Team trainieren solltest. Das hat pandemiebedingt allerdings nicht funktioniert. Hast du das Gefühl, es war ein verlorenes Jahr?

Nein, absolut nicht. Ich hatte das Glück, dass ich mit der ProB auf einem hohen Niveau und mit viel Intensität trainiert habe. Natürlich hätte ich mich gefreut, wenn ich auch in der BBL ein paar Einblicke bekommen hätte. Aber ich kann mich glücklich schätzen, dass ich während der letzten Saison überhaupt Sport treiben durfte. Anderen ist das derzeit leider nicht möglich.

Seit dem Saisonende in Wedel bist du in das Towers-Training eingestiegen, befindest dich deswegen auch in der regelmäßigen Testung. Wie groß empfindest du den Leistungsunterschied zwischen dem ProB- und BBL-Training?

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Der Unterschied ist schon deutlich. Im BBL-Training ist alles viel schneller. Bei jedem Spieler muss man darauf gefasst sein, dass er gut werfen und attackieren kann. Es ist nicht so wie in der ProB, wo man weiß, dass jeder Spieler doch noch die ein oder andere Schwäche hat. Gefühlt gibt es bei den BBL-Profis keine Schwächen.

Zuletzt gab es in der BBL Siege gegen Berlin, München, Bamberg – wie verfolgst du die Spiele der Profis?

Ich verfolge alle Partien im Livestream. Zum einen, weil ich dem Team die Daumen drücke, aber auch weil ich beim Zuschauen noch sehr viel lernen kann. Die letzten Jahre war ich ab und zu in der Halle – wenn ich das aufgrund der Jugendspiele nicht geschafft habe, dann habe ich mir die Profipartien im Re-Live angesehen.

Ist es komisch, die Profis einerseits im Fernsehen gegen die deutschen Topteams zu sehen und am nächsten Tag mit ihnen auf dem Parkett zu stehen?

Ja das kann man so sagen. Es ist schon eine Ehre, mit den Stars zu trainieren. Aber auf dem Parkett gibt sich das dann auch relativ schnell wieder. Am Ende ist es Basketball – und da haben wir alle einfach unglaublich viel Spaß dran.

Du bist 1,95 Meter groß, spielst auf der Point Guard Position – einen großgewachsenen Guard, der es bei den Towers über die Jugend in den Profikader geschafft hat, gibt es bereits. Ist Justus Hollatz dein Vorbild?

Wenn ich das geschafft habe, was Justus jetzt geschafft hat, dann wäre das optimal. Ich will jetzt nicht sagen, dass er mein großes Vorbild ist, eher ein Vorreiter – der den Weg, den ich gehen möchte, schon genommen hat. Ich kenne Justus eine Weile, wir sind gut befreundet, ich probiere jeden Tipp und Ratschlag von ihm – und auch von den anderen Spielern – mitzunehmen. Mein Vorbild ist und bleibt D’Angelo Russel – ich bin total fasziniert von seinem offensiven Skillset. Der härteste Gegenspieler bisher war wohl aber TJ Shorts, der ist einfach unglaublich flink.

Im Training stehst du Justus im direkten Duell gegenüber. Wie oft hast du schon gegen ihn gescored?

Ich muss zugeben, in den letzten Wochen ist das gar nicht so oft vorgekommen. Die letzten Jahre haben wir aber auch viel individuell zusammen trainiert. Und ganz klar, habe ich ihm da reihenweise Punkte eingeschenkt – ist doch logisch. (PM Towers – Foto: Dennis Fischer)

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