Towers trotzen in Crailsheim allen Widrigkeiten

Benka Barloschky (Hamburg Towers) coacht seine Männer Archivfoto: Lobeca/Andreas Hannig

Crailsheim – Mit einem 11:0-Schlussspurt sicherten sich die Hamburg Towers zum Jahresabschluss einen 89:84-Auswärtssieg bei den Merlins Crailsheim. Mit dem achten Saisonsieg starten die Hamburger ins Jahr 2024. Aljami Durham (24) mit persönlicher BBL-Bestleistung Topscorer.

Dass Jonas Wohlfarth-Bottermann zum finalen Spieltag des Jahres 2023 nicht rechtzeitig fit wurde, war die erste schlechte Nachricht des Abends. Dass Center-Kollege Aleksander Dziewa nach 130 Sekunden bereits sein zweites persönliches Foul begangen hatten, eine weitere. Doch die Veolia Towers ließen sich in den Anfangsminuten weder davon noch von der durchaus druckvollen Defensive der HAKRO Merlins Crailsheim beirren. Stattdessen drückten die Hamburger mit hoher Intensität der Jahresabschlusspartie schnell ihren Stempel auf. In Vertretung seines Kapitänskollegen ging Seth Hinrichs mit gutem Beispiel voran, Will Christmas und Aljami Durham folgten. Nach einem Dreier von Mark Hughes lagen die Hanseaten Mitte des ersten Viertels zweistellig in Führung. Auch auf der anderen Seite des Spielfeldes gelang es der Mannschaft von Benka Barloschky, den Ton anzugeben – sodass die Zauberer mehr reagieren mussten, als agieren konnten. Die Folge waren lediglich vier Treffer bei 15 Versuchen (26,7%). Die deutliche 16:29-Führung nach den ersten zehn Minuten die weitere logische Konsequenz.

Nachlässigkeiten der Towers laden Crailsheim ein

Die Anfangsphase des zweiten Spielabschnitts verlief aus Hamburger Sicht dann weniger rund. Zwei Ballverluste in Serie, damit also doppelt so viel wie in den gesamten 10 Minuten, und ebenso viele Fehlwürfe ließen Crailsheim wieder aufschließen. Nicht einmal zwei Minuten waren vergangen, ehe Benka Barloschky zur Auszeit griff. Der erste kleine Ansturm der Merlins ließ sich damit zwar stoppen. Doch die Defensive der Veolia Towers griff lang nicht mehr so effizient wie noch zuvor. Was auch daran lag, dass die Hausherren nun immer wieder von den Nachlässigkeiten – mehr Ballverluste, weniger Rebounds – der Hanseaten profitierten. Immerhin waren die Towers zunächst weiterhin im Angriff erfolgreich. Was erst einmal genügte, um weiter in Führung zu bleiben. Doch je näher die Halbzeitpause rückte, desto mehr schmolz der Vorsprung. Denn zu den Nachlässigkeiten gesellte sich inzwischen auch eine Unsicherheit im Abschluss, die sich in Fehlwürfen von der Dreier- als auch von der Freiwurflinie äußerte. Zudem spitzte sich die Problematik beim Rebound weiter zu. In 25 Sekunden schnappte sich die Hexer aus Hohenlohe gleich drei Offensivrebounds, insgesamt waren es neun in der ersten Hälfte. Und konnten so bis zur Pausensirene auf 42:45 verkürzen.

Eine Minute nach Wiederbeginn hatte Leo Westermann die Partie wieder ausgeglichen. Mit dem nächsten Wurf gingen die Merlins zum ersten Mal seit fast 20 Minuten wieder in Führung. Die Veolia Towers dagegen kamen über zwei Minuten zu keinem einzigen Feldwurfversuch – auch weil die ersten beiden Angriffe in zwei Zeitüberschreitungen endeten. Ein Spielfluss wollte sich auf beiden Seiten nicht einstellen. Auch wenn der Spielstand immer wieder wechselte, waren es vor allem die vielen Fehler, die das Geschehen prägten. Sowohl Lukas Meisner als auch Nico Brauner verpassten zwei aussichtsreiche Positionen im Fastbreak – im Gegenzug brachte Maurice Stuckey sein Team mit einem Dreier wieder in Front. Und dazu auch noch die Arena Hohenlohe ins Spiel. Die Atmosphäre – irgendwas zwischen Autoscooter, Festzelt und Dorfdisco – legte sich wie ein Nebel über das Geschehen. In einer unübersichtlichen Sequenz erhielt Mark Hughes zunächst ein Offensivfoul, in vergleichbarer Aktion auf der Gegenseite Nico Brauner dann ein Defensivfoul, Aleksander Dziewa in verwunderter Reaktion darüber ein technisches. Die Viertelpause (61:59) brachte ein wenig Ruhe hinein.

Anzeige
Anzeige

Feuerwerkartiges Finish bringt den Sieg

Allerdings nicht bei Maurice Stuckey. Der 33-jährige Routinier blieb im Modus – nachdem er in der ersten Hälfte noch genullt hatte – und traf zu Beginn des Schlussviertels seinen dritten Dreier. Positiv aus Hamburger Sicht, dass sich Aljami Durham davon anstacheln ließ und mit einem And One ausgleichen konnte. Ein weiteres Unentschieden gelang Kapitän Seth Hinrichs etwa 80 Sekunden später. Es war jedoch mehr hart erkämpftes Stückwerk bei den Hamburgern, die gegen die mehr als ungestüm verteidigenden Merlins nichts unversucht ließen. Es gelang sogar, wieder in Führung zu gehen. Aleksander Dziewa verwandelte in großer Bedrängnis am Korb, ließ sich auch von einem der unzähligen Fouls nicht stoppen. Allerdings musste der einzige Center im Hamburger Aufgebot postwendend nach seiner fünften persönlichen Verwarnung die Partie vorzeitig beenden. So konnte Crailsheims Galin Smith nun seine Größenvorteile ausspielen und die Merlins direkt wieder nach vorn bringen. Obwohl es mittlerweile überall auf dem Feld an einer klaren Linie mangelte, ließen sich die Nerven bis zum Anschlag spannen: für ein feuerwerkartiges Finish. Angeführt von Topscorer Aljami Durham, der eine persönliche BBL-Bestleistung erzielte, legten die Veolia Towers einen 11:0-Schlussspurt hin und holten sich so entgegen allen Widrigkeiten den Sieg zum Jahreswechsel.

Benka Barloschky: „Ich bin super glücklich mit diesem Auswärtssieg. Es war ein ganz, ganz schwieriges Spiel. Wir haben zwar gute Würfe herausgespielt, aber unsere Trefferquote war nicht hoch. Und dann ist es sehr schwer, unter so einer Atmosphäre – die Fans hier waren wieder überragend – einen Weg zu finden, am Ende weiter zu verteidigen. Dass wir zum Ende hin wieder die Stopps bekommen haben, war der Schlüssel zum Erfolg. Wir haben immer an uns geglaubt, dadurch letztlich auch die Big Plays gemacht. Wie gesagt, es war unglaublich schwer. Und ich bin mir sicher, dass hier noch einige Teams verlieren werden.“

Aljami Durham: „Das war ein guter Abschluss des Jahres 2023. Es war sehr schwer hier. Uns haben nach dem zweiten Viertel hier und da Kleinigkeiten gefehlt. Wir wussten, dass sie ins Laufen kommen können, sie sind ein gutes Team. Umso wichtiger war es aber, dass wir immer dran geblieben sind, uns davon nicht haben entmutigen lassen. Das war heute der Schlüssel zum Sieg. Der aktuelle Tabellenstand ist erstmal nicht so wichtig. Wir schauen von Tag zu Tag, arbeiten jeden Tag an unserer Entwicklung. Und dann werden wir am Ende sehen, wo es hingeht.“

Gefällt Dir unsere journalistische Arbeit?

Dann unterstütze uns hier mit einem kleinen Beitrag. Danke.

- Anzeige -