Marvin Ogunsipe (Towers Hamburg). Foto: Towers/Dennis Fischer.

Hamburg – Fernab der Towers-Family bestritt Marvin Ogunsipe seine nächsten beiden Spiele für die österreichische Nationalmannschaft. Trotz seines noch jungen Alters zählt er im Team von Nationaltrainer Raoul Korner bereits zu den erfahrenen Akteuren. Welche Herausforderungen die Reise mit sich bringt, was ihm an Hamburg am meisten gefällt und welchen Weg er diese Saison mit den Towers gehen will, hat er uns im Interview zwischen zwei Trainingseinheiten erzählt.

Marvin, du bist jetzt fast eine Woche mit der österreichischen Nationalmannschaft auf Reisen – hast du schon Heimweh nach Hamburg?

Marvin Ogunsipe: Ich vermisse die Jungs aus dem Team schon. Im Kreise der Nationalmannschaft fühlt es sich sehr nach Zuhause an, weil ich so viel Wiener Dialekte um mich herum höre und weniger Hochdeutsch. Aber klar vermisse ich meine Towers-Family. Die Jungs denken auch an mich, wenn ich jetzt nicht da bin. Wir sind ständig in Kontakt, man tauscht sich immer aus. Das ist wie eine kleine Familie.

Es ist ja bereits deine zweite Saison hier im Norden. Du bist gebürtiger Wiener, warst jahrelang in München – was schätzt du in der Hansestadt am meisten?

Hamburg ist eine unglaublich schöne Stadt. Ich bin sehr gern an der Alster. Rund um den Jungfernstieg ist so mein ‚Place to be‘ – hier gehe ich gern spazieren, entspanne mich oder hole mir einen Kaffee. Hier kann ich einfach meine Seele baumeln lassen. Dazu gibt es in Hamburg noch unzählige gute Restaurants, die man aktuell leider nicht besuchen kann.

Klingt so, als hättest du dich sehr gut eingelebt?

Auf jeden Fall. Ich habe auch sehr viele Freundschaften geschlossen. Ich glaube, der Anfang in Hamburg für mich war ungewohnt. Schon allein vom Wetter her. Aber ich habe mich schnell an das neue Leben hier gewöhnt, habe mich angepasst. Hamburgs schöne Seiten haben es mir dann auch schnell einfach gemacht. Nur mit dem Wetter bin ich nicht so schnell warm geworden. Aber mittlerweile stört mich das auch nicht mehr – ich habe gelernt damit zu leben.

Mit dem Flugzeug ging es für dich zunächst von Frankfurt nach Wien. Von dort aus mit der Nationalmannschaft im Bus nach Slowenien. Ist es ein komisches Gefühl, derzeit zu reisen?

Am Flughafen war so gut wie nichts los. Das ist schon sehr ungewohnt. Normalerweise muss ich immer etwas Extrazeit einplanen, zum Check-In oder für die Security-Kontrollen. Das ist mittlerweile aber ganz anders. Die Sicherheitskontrollen gehen sehr schnell. Der Flughafen und die Flugzeuge sind leer. Unsere Reise mit dem Bus war dagegen nicht wirklich anders.

Was würde es dir bedeuten, wenn du dich mit der österreichischen Nationalmannschaft für die EuroBasket 2022 qualifizieren würdest?

Für mich persönlich würde sich ein Traum erfüllen. Ich denke es ist für jeden Basketballspieler etwas Großes, bei einer Europameisterschaft mitzuspielen. Als Mannschaft ist das unser Ziel. Wir haben eine Menge Qualität im Team. Das gab es bisher in Österreich so noch nicht. Wir haben viele Legionäre, wie Rasid Mahalbasic, Tommy Klepeisz oder mich dabei. Wir sind sehr entschlossen.

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Gegen den Europameister Slowenien warst du mit 17 Zählern zweitbester Punktesammler der österreichischen Auswahl. Wie würdest du deine Rolle im Team von Raoul Korner beschreiben?

Ich bin schon einige Jahre dabei. Es wird von mir erwartet, dass ich auch als einer der Leader vorangehe. Ich bin auch ein Leistungsträger in der Mannschaft, weil ich bereits einige Erfahrung auf internationalem Parkett mit dem Team gesammelt habe. Ich bin zwar selbst noch ein junger Spieler, dennoch kann ich den Jüngeren einiges mitgeben.

Anders als im Februar ist jetzt auch Rasid Mahalbasic wieder dabei. Seit über drei Jahren ist er einer der dominantesten Center in der BBL. Kann er dir noch etwas mitgeben?

Rasid ist einer der spielintelligentesten Center, mit denen ich je zusammengespielt habe – eher gesagt, die es generell gibt. Er ist ein sehr smarter Spieler, der viele gute Entscheidungen trifft und das Spiel sehr gut lesen kann. Das ist auf jeden Fall etwas, dass ich mir im Training bei ihm anschaue und versuche in mein Spiel zu übertragen. Dennoch sind wir zwei unterschiedliche Spielertypen. Rasid ist eher ein klassischer Center, ich bin vielleicht ein etwas modernerer Big Man – undersized, aber dafür etwas mobiler.

Kommen wir zurück nach Hamburg. Zwei Siege aus den ersten beiden Spielen, darunter der erste Heimsieg in der BBL. Etwas, das letztes Jahr nicht geklappt hat. Wie hast du den Saisonauftakt erlebt?

Ich glaube, wir haben eine sehr gute Vorbereitung gespielt. Wir haben nur ein Spiel verloren. Deshalb mussten wir aufpassen, nicht zu übermütig in die Saison zu starten. Wir durften uns aufgrund der guten Ergebnisse nicht zu sicher fühlen. Wir sind aber bescheiden geblieben und haben uns als Mannschaft gesagt: Die Preseason ist vorbei, wir starten wieder bei null und greifen an. Im ersten Spiel war es vielleicht noch ein kleiner Nachteil, dass Bamberg mehr Spielpraxis hatte. Aber wir haben gut dagegen angekämpft und am Ende durch mehr Kampf und Herz verdient gewonnen. Das zeigt auch den Charakter unserer Mannschaft – wir wollen 40 Minuten kämpfen. Auch das Spiel gegen Würzburg hat uns noch mal einen Push gegeben. Wir wollen in der Liga ankommen, die Hamburg Towers in der BBL etablieren, das ist eines unserer Ziele in diesem Jahr. Mit dem Start haben wir einen Schritt in die richtige Richtung gemacht, aber wir sind noch lange nicht am Ziel.

Was hat sich im Vergleich zum Vorjahr verändert?

Ich denke, die größte Veränderung ist unsere neue Spielphilosophie. Der Fokus liegt ganz klar auf unserer Verteidigung. Pedro ist ein sehr fordernder Trainer, er verlangt sehr viel von uns – er will das Maximum aus uns herausholen. Ich denke vom Potenzial her, können wir eine der besten Defensivmannschaften in der Liga sein. Jeder von uns bringt seine eigenen Stärken mit, die größte allerdings ist die Chemie im Team und unser Zusammenhalt. Jeder stellt sich in den Dienst in der Mannschaft und ist mit hundertprozentigem Einsatz dabei.

Und eine Frage, die zum Abschluss eines jeden Interviews mit dir nicht fehlen darf – wie steht es aktuell um deine Kochkünste?

Sagen wir es mal so: Ich mache Fortschritte. Ich werde wohl nie der begnadetste Koch werden. Aber ich habe im Sommer begonnen, mich mehr mit dem Thema zu befassen und ein paar Dinge auszuprobieren. Und da sind schon ein paar gute Sachen bei herausgekommen. (PM Towers)

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