Lübeck – Bei dem Angriff der St. Pauli-Chaoten vor dem Regionalliga-Spiel zwischen dem VfB Lübeck und dem FC St. Pauli II (HL-SPORTS berichtete) wurden mindestens drei Menschen verletzt. Bei der Partie kam es zu einem Block-Sturm von rund 80 teilweise vermummten Hamburger Anhängern.

Eine Verletzte sagte bei HL-SPORTS: „Ich wurde über das Absperrgitter am Eingang gestoßen und habe mir dabei eine Prellung am linken Arm und eine Gehirnerschütterung zugezogen. Beides wurde im Krankenhaus untersucht. Es war wie 2011, als Kieler Fans über den Grandplatz liefen und Steine warfen. Dass die Polizei diese Aktion nicht mitbekommen hat, kann ich nicht verstehen.“
Eine 34-jährige Mutter, die unmittelbar in der Nähe stand, wurde ebenfalls verletzt. Sie schilderte den Vorgang so: „Die St. Paulianer sind einfach ohne Rücksicht durch den Einlass gelaufen. Ein Ellenbogen traf dann mein Gesicht – es ist eine Prellung des Jochbeins. Außerdem durfte ich den Zaun deutlich spüren, wogegen ich gedrückt wurde.“ Beide berichteten noch von einem älteren Herrn, der ebenfalls verletzt wurde. Genaueres ist hier nicht bekannt.

Keine gute Publicity für den FC St. Pauli und das bedeutet Ärger. Nicht nur die Polizei ermittelt gegen die eigenen Fans, sondern auch das Sportgericht des Norddeutschen Fußballverbandes (NFV) ist eingeschaltet, von dem der Bundesliga-Club demnächst womöglich Post erhält.
August-Wilhelm Winsmann (Vorsitzender der Sicherheitskommission beim NFV) bestätigte dieses gegenüber HL-SPORTS. „Die Vorfälle führten dazu, dass das Sportgericht unseren Bericht erhalten hat und nun tätig wird.“

Polizeipressesprecher Ulli Gerlach fasste am Donnerstag die polizeiliche Situation gegenüber HL-SPORTS wie folgt zusammen:

„Kurz vor dem Anpfiff näherten sich plötzlich ca. 80 teils vermummte Personen dem Stadion. Im Laufschritt überrannten sie zunächst die Einlasskontrollen am Haupteingang und stießen dabei mehrere Unbeteiligte um. Im Anschluss daran skandierte die Personengruppe Parolen in Richtung der VfB Lübeck-Fans und drang danach in einen Block auf der Haupttribüne ein. Die Polizei umstellte den Bereich und hatte die Lage schnell im Griff. Bei den Personen handelte es sich größtenteils um sogenannte Risikofans des FC St. Pauli.“

Im weiteren Verlauf sagte er: „Nach derzeitigem Ermittlungsstand wurden drei Ordner verletzt. Die Polizei geht zudem davon aus, dass auch Unbeteiligte verletzt worden sind. Hierzu gibt es jedoch noch keine genauen Zahlen.“ Augenzeugen berichten von weiteren verletzten Zuschauern.

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„Insgesamt wurden 83 Personen zwischenzeitlich in Gewahrsam genommen. Zu Beginn der zweiten Halbzeit wurden diese Personen in kleinen Gruppen aus dem Block gebracht, um sie weiteren polizeilichen Maßnahmen zu unterziehen. Es wurden Anzeigen wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs, Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch gefertigt. Nach erfolgter Personalien-Feststellung wurden die Fans mit der Unterstützung Hamburger Polizeikräfte im Konvoi zurück nach Hamburg begleitet“, meinte Gerlach weiter.  

Zur Taktik der Polizei sagte der Sprecher: „Das Sicherheitskonzept der Polizei ist aufgegangen. Das Spiel wurde im Vorfeld als Risikospiel eingestuft. Entsprechend wurde auch eine größere Anzahl an Einsatzkräften vorgehalten. Es gab eine friedliche Vorspielphase auf beiden Seiten, die auch entsprechend der Lage-Erkenntnisse verlief. Erst kurz vor Anpfiff wurde bekannt, dass die Gruppe aus Hamburg konspirativ angereist war. Trotz des spontanen und konspirativen Verhaltens der angereisten Fans aus Hamburg hatte die Polizei die Lage schnell im Griff.“

Christoph Pieper, Leiter der Medien-Abteilung beim FC St. Pauli sagte zu HL-SPORTS: „Wir haben Kenntnis von den Geschehnissen und werden diese nun mit unseren Fanbeauftragen und den verschiedenen Gruppen besprechen.“

Anhänger des Gastgebers waren an Aktionen nicht beteiligt. Das bestätigte Polizeipressesprecher Gerlach mit folgenden Worten: „Seitens der Lübecker Fans kam es nach derzeitigem Ermittlungsstand zu keinen größeren besonderen Vorkommnissen. Die Ermittlungen dauern jedoch an, entsprechende Sachverhalte werden von der Polizei geprüft.“

Für den Club von der Lohmühle ist zusätzlich ein wirtschaftlicher Schaden entstanden. Auf über 800 Euro beziffert VfB-Vorstandsmitglied und Geschäftsstellenleiter Florian Möller den Verlust, sagte über die eigenen Fans noch: „Wir sind froh, dass sich unsere Fans nicht provozieren ließen, wobei das als Selbstverständlichkeit anzusehen ist, ruhig zu bleiben.“
Sein Kollege Thomas Schikorra pflichtete ihm bei und ergänzte: „Die Strafverfolgungsbehörden sind ja schon tätig. Da bedarf es keiner Anzeigen unsererseits mehr. Ich kann ausschließen, dass wir zivilrechtlichen Ansprüchen wegen der vorenthaltenen Eintrittsgelder hinterhergehen. Weg mit Schaden. Wir waren davon überzeugt, dass unsere Fans sich ruhig verhalten werden. Das sollte aber selbstverständlich sein und ist jetzt kein Grund zu besonderer Freude.“

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