Rostock – Das Forum für die Neukonstituierung des Mitgliederbeirates beim FC Hansa Rostock ist nach Angaben des Vereins aufgrund der Lage bis auf weiteres verschoben. Ursprünglich war das Forum auf den 10.10. um 11 Uhr terminiert. In der Mitteilung an die Hansa-Mitglieder heißt es weiter, der Termin sei nicht abgesagt, sondern nur verschoben.

Der ehemalige Vorstandsvorsitzende des FC Hansa Rostock, Michael Dahlmann, hat sich in einer Erklärung an die Presse zu den Darstellungen des Aufsichtsratsvorsitzenden Harald Ahrens geäußert. Da HL-SPORTS die Erklärungen von Ahrens, Investor Elgeti und des LFV Mecklenburg-Vorpommern im Wortlaut veröffentlicht hat, folgt nachstehend – ebenfalls ungekürzt und unkommentiert – die Dahlmann-Erklärung:

„Harald Ahrens hat seine Räuberpistole auf Facebook und auf der Homepage unseres Vereins veröffentlicht. Diese "persönliche" Erklärung zeigt, dass der Mann bis heute nicht verstanden hat, worum es geht und was tatsächlich passieren soll! Das Schlimmste ist, dass er mit dieser Erklärung den Hauptgläubiger Herrn Elgeti und mich ja nahezu kriminalisiert. Harald Ahrens ist der Totengräber des Vereins!

Liebe Fans und Mitglieder,
bittet den Verein, die Aufzeichnung bzw. das Protokoll der außerordentlichen Mitgliederversammlung vom 10.05. online zu stellen. Dort könnt ihr dann sehen, hören und lesen, was versprochen wurde und was nicht. Ihr werdet dann nachvollziehen können, was die Ausgliederung und das Entschuldungskonzept bewirkt hätten.

Zu den Punkten im Einzelnen:
1. Die Darlehnsverträge
Genau wie Frau Dr. Bachmann kann Harald Ahrens den Unterschied zwischen dem Kaufpreis einer Forderung und ihrer nominellen Höhe offenbar nicht begreifen. Der Kaufpreis lag bei 7,5 Mio. € und die nominelle Höhe bei 20,393 Mio. €. Das heißt aber nicht, dass der Verein nur noch 7,5 Mio. € Schulden hat. Es wurde ihm zigmal erklärt. Harald Ahrens hat sogar am 16.07.2015 selbst den Aufsichtsratsbeschluss zum Forderungsverzicht unterzeichnet. Vereinbart ist – und daran wird Rolf Elgeti sich auch halten und nichts anderes hat er am 10.05. öffentlich versprochen-, dass er auf ungefähr die Hälfte der Forderung am Ende verzichten wird. Das Ganze funktioniert nach folgendem Plan, der zur Eigenkapitalbildung auch so umgesetzt werden muss: 

20,3 Mio. €
– 1 Mio. € Abtretung an den e.V.
– 3 Mio. € Einlage in die KGaA
= 16,3 : 2  = 8,2 Mio. Verzicht
Das Ganze ist aber eben in der Praxis nicht so einfach, da das Finanzamt eben auch immer mit am Tisch sitzt. Das musste vorher geklärt werden. Das Ganze ist aber nun geklärt, und ca. 2 Std. vor dem Spiel gegen Magdeburg haben Aufsichtsrat, Vorstand und Rolf Elgeti zusammengesessen und eine komplette Einigung zu allen noch offenen Punkten inkl. Verständigung zu meiner Vertragsverlängerung erzielt. Vom Aufsichtsrat dabei waren Uwe Neumann, Torsten Völker und Harald Ahrens. Warum Harald Ahrens jetzt mit Sachständen aus April und Mai argumentiert, erschließt sich mir nicht. Was ich dazu noch sagen möchte: Der Zinssatz für dieses Darlehen ist mit 4% absolut angemessen, zumal wir durch die Aussetzung von Zins und Tilgung momentan nichts zahlen. In der Endkonsequenz werden also 8,2 Mio. € zurückzuzahlen sein. Jetzt kann jeder seinen Taschenrechner selbst bedienen: 8,2 Mio. 4% Zins, Laufzeit 20 Jahre. Demgegenüber die DKB: 21,3 Mio., egal welcher Zins unter 4% ( rechnet ruhig mit 0,5%) Laufzeit 20 Jahre. Bei welchem Modell spart der Verein? Entscheidend ist der Gesamtaufwand in 20 Jahren. Ich habe ihm das so oft erklärt! Ich bin es leid!

Die 4 Mio. € sind relativ schnell erklärt. Wir haben zur Lizenzierung gegenüber dem DFB eine Deckungslücke von ungefähr 3 Mio. € gehabt. Diese musste geschlossen werden. Auch das habe ich im Aufsichtsrat besprochen und war jedem bewusst. Es gab dazu eine Vorlage und zwei Alternativen. Die 1. Alternative, die meines Erachtens abgelehnt werden musste und Gott sei Dank auch vom Aufsichtsrat abgelehnt wurde, war die Finanzierung dieser 3 Mio. über ein Sale-and-Lease-Back-Geschäft Ostseestadion durch die Firma, die schon die Geschäftsstelle gekauft hatte. Das hätte bedeutet, das Ostseestadion wäre für 3 Mio. verkauft worden und dann zurückgemietet. Ein Geschäft, welches man nicht machen kann! Während man sich problemlos neue Büroräume suchen kann, ist das beim einzigen Stadion in ganz MV schwierig. Wir wären riesig erpressbar gewesen. Die 2. Alternative war eine Aufstockung des bestehenden Sale-and-Lease-Back Geschäftsstelle durch Rolf Elgeti! Dazu hätte die vorgenannte Firma aber das bestehende Geschäft an Rolf Elgeti verkaufen müssen. Das wollte sie nicht und setzte uns zeitlich mit dem Ablauf der Lizenzierungsfrist am 28.5. unter Druck. Um diesem Druck auszuweichen und die Lizenz zu erhalten, schloss ich am 21.05. den Darlehensvertrag über 4 Mio. € mit Rolf Elgeti ab.

Warum 4 Millionen? 3 Millionen zum Lückenschluss und 1 Million, um das Sale-and-Lease-Back Geschäftsstelle selbst zurückkaufen zu können. Darauf hatten wir nämlich einen notariell abgesicherten Anspruch. Als die Leasingfirma merkte, dass ihr Druck ins Leere ging, verkaufte sie schließlich Anfang Juni für 1 Mio. an Elgeti. Der Verein zahlte umgehend 1 Mio. € an Elgeti zurück, die ja eigentlich für die Übernahme durch den Verein geplant waren. Derzeit reden wir also über 3 Mio. bestehende Darlehen bei Elgeti zu einem Zinssatz von 10%. Der Zinssatz klingt hoch, ist aber für ein unbesichertes Darlehen bei unserer Bonität angemessen. Dazu muss man dann noch wissen, dass das Sale-and-Lease-Back nun aufgestockt wird auf 4 Mio. Davon bestand 1 Mio. schon bei der anderen Leasingfirma, 3 Mio. kommen hinzu. Die Verzinsung beim neuen Sale-and-Lease-Back liegt bei 8%. Beim alten Leasinggeber (da hatte der Aufsichtsrat im vergangenen Jahr zugestimmt) waren es 13% (sehr hoch, ich weiß, aber die Not war vergangenes Jahr sehr groß und der Schuldenschnitt hat das alles mehr als rentierlich gemacht. Am Ende hätte uns diese Million gefehlt, um die Lizenz zu erhalten und dadurch wäre der Schuldenschnitt nicht wirksam geworden.). Am Ende haben wir als Verein bisher ca. 130.000 € bezahlt. 13% Rendite für die Leasingfirma. All das wusste auch Harald Ahrens, aber möglicherweise war das alles zu komplex für ihn. Wir haben die 3 Millionen als Aufstockung auf das bestehende Sale-and-Lease-Back Geschäft geplant und nicht die Darlehen bei Rolf Elgeti bestehen lassen, da die Aufstockung bilanziell als Eigenkapitalposition berücksichtigt wird, während ein Darlehen natürlich als Fremdkapital bilanziert wird.

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Festzuhalten ist: Wir zahlen für 3 Mio. € 8%! Laufzeit 10 Jahre, dann gehört die Geschäftsstelle wieder uns! Auch dazu und zu den Konditionen gab es vergangenen Mittwoch die Einigung zwischen Aufsichtsrat inkl. Harald Ahrens, Vorstand und Rolf Elgeti!

Der Gesamtdeal hätte im Konzern Hansa Rostock zum ersten Mal nach über 10 Jahren wieder zu einem positiven Eigenkapital geführt und dies ist die Grundlage für jegliche Ausgliederung. Ohne positives Eigenkapital darf man gesetzlich nicht ausgliedern. Die Ausgliederung ist aber unser Versprechen an Rolf Elgeti. Nur dann wird aus dem Gläubiger ein Anteilseigner, aus dem Fremdkapitalgeber ein Eigenkapitalgeber, aus dem „verrückten“ Gönner ein Mitgesellschafter.

Zu den Emails:
Ich möchte mal festhalten, dass mir diese privaten Emails gestohlen wurden! Es gibt ein grundgesetzlich geschütztes Post- und Fernmeldegeheimnis und dieses wurde hier massiv gebrochen. Es ist sicherlich nicht schön, was in den Emails steht, aber auch hier muss ich mal einiges richtig stellen. Ich habe Harald Ahrens zu keiner Zeit bedroht! Es gab die Äußerung „vogelfrei“, allerdings nicht von mir und auch wurde diese innerhalb von wenigen Stunden zurückgenommen und mit einer Entschuldigung versehen. Mittlerweile ja auch online nachzulesen im Originalchatprotokoll von Roman Päsler.

Und ja, ich habe eine besondere Nähe zur Ultraszene! Und das ist gut so… Dort findet man neben den 50-80 unverbesserlichen Gewalttätern, nämlich nur Leute, denen Hansa so wichtig ist, dass sie den Verein als Lebensinhalt verstehen. Deshalb alle zu verteufeln, ist eine große Frechheit und dient einzig und allein der medialen Kommerzialisierung! Tausende Gewalttäter verkaufen sich halt besser als 50. Ich würde es immer wieder so machen, weil die Fans und Mitglieder diejenigen sind, die die einzige Konstante in diesem Verein sind. Unbestechlich und im Vereinsinteresse handelnd.

Warum bin ich zurückgetreten?
Weil ich diese mediale Hinrichtung einfach nicht mehr ertragen habe! Bachmann, Ostsee-Zeitung, Norddeutscher Rundfunk, Strafanzeige, der eigene Aufsichtsratsvorsitzende, der einem in den Rücken fällt, Innenminister und Polizeichef, ein weiteres Aufsichtsratsmitglied und ein ehemaliger Freund, der Aufsichtsratsvorsitzender war sowie der ehemalige Wahlausschussvorsitzende. Das war am Ende zu viel. Dann an diesem Tag die auf Grund einer mutmaßlichen Strafanzeige von Harald Ahrens vorgenommene Beschlagnahmung der Geschäftsstelle. Die Beschlagnahmung der Geschäftsstelle ist auch so ein Highlight im Wirken des Harald Ahrens. Er hat mutmaßlich Strafanzeige gegen mich erstattet. Die Beschlagnahmung erfolgte jedenfalls unter einem völlig anderen Aktenzeichen und durch einen völlig anderen Staatsanwalt als die Untreueanzeige der Frau Dr. Bachmann gegen mich. Das Ganze hatte meines Erachtens System. Und wenn Harald Ahrens was anderes behauptet, dann lügt er. Dass ich nicht versucht habe, Akten zu entwenden oder zu vernichten, können mindestens drei völlig unabhängige Zeugen bestätigen (Eidesstattliche Versicherungen liegen vor.). Fünf Kollegen saßen mit mir im Nachwuchstrakt und tranken ein Bier, als plötzlich der Aufmarsch des Wachschutzes begann. Harald Ahrens hatte dort in der Leitstelle und dann bei der Polizei mobil gemacht. Ich wurde wie ein Verbrecher des Platzes verwiesen.

Am Morgen darauf war die Beschlagnahmung nicht aufgehoben und es fand sich sehr viel Presse ein. Ich wurde vor der Geschäftsstelle mit Polizisten im Hintergrund abgelichtet. Im Internet kursierten die ersten Meldungen, dass es sich um die Anzeige wegen Untreue handeln müsse. Durchsuchungen und Beschlagnahmungen wurden vermeldet. Der Aufsichtsrat fand sich in Teilen ein und Harald Ahrens sowie Uwe Neumann teilten mir mit, dass ich beurlaubt würde. Stimmenverhältnis 5:0! Das wäre einem öffentlichen Schuldspruch gleichgekommen. Ich habe mich mit Hilfe der Rechtsanwälte der Kanzlei Diestel dagegen gewehrt und in einem darauffolgenden Gespräch wurde ich wieder mit der Beurlaubung bedroht. Ich sah keinen anderen Ausweg, um eine einigermaßen annehmbare Rechtsposition und Ruhe für den Verein zu erhalten, als dass ich meinen Rücktritt anbot.

Michael Dahlmann“

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