Bremen – In den Jubel beim HSV über den Sieg im Nord-Derby gegen Werder Bremen mischt sich Besorgnis: Pierre-Michel Lasogga (Foto) wird für längere Zeit ausfallen. „Wir haben bereits fünf Ausfälle zu kompensieren. Das ist eine Menge, wenngleich wir das zuvor in der Öffentlichkeit nie thematisiert haben und immer wieder die richtigen Alternativen gefunden haben“, sagte Trainer Bruno Labbadia nach dem 3:1-Sieg im 103. Derby mit den Bremern.

Lasogga hatte sich die Schulter ausgekugelt und musste noch während des Spiels ins Krankenhaus Bremen-Mitte gebracht werden. „Es sieht nicht gut aus, es ist das zweite Mal, dass die Schulter raus ist. Normalerweise sagt man, dass es dann auch operiert werden müsste. Wenn das der Fall wäre, würde das drei Monate Pause für ihn bedeuten“, erklärte Labbadia. Lasogga war bei einem Zweikampf in der 23. Minute unglücklich auf die Schulter gefallen und wurde wenig später vom Platz geführt.

Zu diesem Zeitpunkt führte die Hamburger 1:0 – nach dem Traumtor-Schlenzer von Ivo Ilicevic in der 3. Minute. Für Lasogga kam Sven Schipplock ins Spiel – und nur drei Minuten später führten die Rothosen 2:0: Michael Gregoritsch zimmerte einen 30-m-Freistoß aufs Tor, der in der Mauer abgefälscht wurde und einschlug. Werder schon k.o.?

Nein, so schnell ging es dann doch nicht. Im Gegenteil: In der 62. Minute kamen die Gastgeber zurück ins Spiel – 1:2 nach dem Treffer von Anthony Ujah, volley aus fünf Metern.

Aber die Antwort der Hamburg kam prompt – mitten in der Werder-Drangperiode: Nicolai Müller läuft von der Mittellinie allein auf Bremens Torart Felix Wiedwald zu, läßt ihm keine Chance – versenkt den Ball zum entscheidenden 3:1!

Bremens Trainer Viktor Skripnik: „Glückwunsch an die Hamburger. Die Atmosphäre von den Fans war großartig, aber unsere Spieler haben nicht mutig genug aufgespielt. Dass wir dann mit der ersten Chance des Gegners früh in Rückstand geraten, hat da natürlich nicht geholfen. Wenn Vestergaard den Kopfball in der ersten Minute besser trifft, dann geht das Spiel vielleicht in eine komplett andere Richtung. Positiv ist, dass wir nach der Pause eine Reaktion gezeigt haben, aber auch das 1:3 ist aufgrund eines fahrlässigen Fehlers passiert. Als Trainer stehst du dann an der Seitenlinie und kannst es nicht wahrhaben.“

Zum ersten Mal seit 2007 hat der HSV wieder das Nord-Derby in Bremen gewonnen – und Torschütze Nicolai Müller freute sich: „So ein Derbysieg fühlt sich geil an. Wir funktionieren schon seit Wochen als Mannschaft. Jeder hilft dem anderen. Aktuell tut uns es natürlich gut, dass wir endlich die Chancen nutzen. Wir haben gegen Dortmund und Bremen jetzt jeweils drei Tore erzielt, darauf lässt sich aufbauen. Beim 3:1 habe ich auf meine Chance gelauert, dann Vollgas gegeben, den Weg meines Gegenspielers gekreuzt und dann wohlüberlegt eingeschoben. Das Europa-Gerede interessiert mich überhaupt nicht, sondern mich interessieren die 21 Punkte und die Tatsache, dass wir die Ausfälle von Kacar und Hunt kompensiert haben.“

Und was sagte der HSV-Kapitän dazu? Johan Djourou: „Die Mannschaft hat das heute sehr gut gemacht. Wir waren gut in den Zweikämpfen, hatten viel Ballbesitz und haben im entscheidenden Moment die Ruhe bewahrt.“

Das letzte Wort soll der Trainer haben, bitte Bruno Labbadia: „Der Derbysieg hat für uns eine richtig hohe Bedeutung – das haben wir auch schon unter der Woche gesagt. Wir wollten unbedingt an das erfolgreiche Spiel gegen Dortmund anknüpfen und haben dies gerade in der ersten Hälfte überragend gemacht. Dass sich der Druck nach der Pause erhöhen würde, war uns klar. Da hat es zwischenzeitlich auch gebrannt, aber wir haben Bremen dann im richtigen Moment den Gnadenstoß verpasst. Es ist schön, dass wir die 20-Punkte-Marke geknackt haben, denn aktuell interessieren mich nur die Punkte und nicht die Tabelle.“

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So spielten sie:

Werder Bremen: Wiedwald – Gebre Selassie, Lukimya, Vestergaard, Garcia – Bargfrede, Bartels (84. Eggestein), Grillitsch, Junuzovic – Ujah, Pizarro (77. Öztunali)

Hamburger SV: Adler – Sakai, Cleber, Djourou, Ostrzolek – Jung, Holtby – Müller (82. Olic), Gregoritsch, Ilicevic (90. Arslan) – Lasogga (25. Schipplock)

Tore: 0:1 Ilicevic (3.), 0:2 Gregoritsch (26.), 1:2 Ujah (62.), 1:3 Müller (68.)

Zuschauer: 42.100, darunter mehr als 4.000 HSV-Fans

Schiedsrichter: Knut Kircher (Rottenburg)

Gelbe Karten: Bartels (30.), Lukimya (54.) / Sakai (18.)

 

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