Lübeck – Michael Mond vom TSV Siems beendet nach dieser Saison seine aktive Schiedsrichterkarriere. Der langjährige Schleswig-Holstein-Liga-Schiedsrichter hat bereits seit dieser Serie das Amt des Lehrwarts für den SHFV-Nachwuchskader (LK III) übernommen. Im Interview mit SHFV-Öffentlichkeitsmitarbeiter Dajinder Pabla erzählt er, was ihn dazu bewogen hat und was diesen Kader auszeichnet.

Pabla: Warum hast du das Amt des verantwortlichen Lehrwarts der Leistungsklasse III des SHFV übernommen?

Mond: „Ich habe mich sehr gefreut, als Norbert Richter bei der Vergabe dieses Amtes an mich gedacht hat. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich gerade entschlossen, meine aktive Schiedsrichterlaufbahn am Ende der Serie 2015/16 zu beenden. Dadurch eröffnete sich für mich die Möglichkeit, meine Erfahrungen als langjähriger LK-1-Schiedsrichter jüngeren Schiedsrichtern mit auf den Weg zu geben. Und bei einer derart motivierten Schiedsrichtergruppe wie bei der derzeitigen LK 3 macht Lehrarbeit einfach richtig Spaß.“

Pabla: Du gehörst jetzt zum Lehrstab des SHFV – welche Aufgaben kommen da auf dich zu?

Mond: „Du hattest den Bereich der LK 3 ja bereits angesprochen, hier leite ich mit Holger Becker zusammen die Stützpunkte beziehungsweise Lehrgänge. Diese Schiedsrichter sammeln ihre ersten Erfahrungen in der Verbandsliga, hier begleiten wir sie mit Beobachtungen und fordern sie auch auf den Stützpunkten, um sie für höhere Aufgaben vorzubereiten. Neben der Abnahme der DFB-Prüfung in den Kreisen der Region Süd-Ost kommen auch andere Aufgaben hinzu. So hatten wir beispielsweise den Berliner Talentkader in Malente zu Besuch, den ich als SHFV-Lehrwart unterstützte. Anfang April steht der SHFV-Schiedsrichter-Lehrgang für Schiedsrichter der Kreise an, den ich ebenfalls mit Holger Becker zusammen leiten werde.“

Pabla: Welche Rolle hat die LK 3 im SHFV-Schiedsrichterwesen?

Mond: „Wie bereits erwähnt, handelt es sich um die Schiedsrichter, die ihre ersten Verbandsligaspiele im SHFV leiten. Hier gilt es natürlich möglichst frühzeitig zu erkennen, welcher Schiedsrichter das Potential für höhere Aufgaben erkennen lässt. Die Anforderungen an die Schiedsrichter beim Übergang von der Kreisliga in die Verbandsliga sind deutlich höher, das Spiel ist schneller. Da geht es den Schiedsrichtern nicht anders als den Spielern, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Fehler dürfen passieren, aber die Motivation und Lernbereitschaft muss einfach stimmen. Und da kann ich nur sagen, dass mir da um den Schiedsrichternachwuchs im SHFV überhaupt nicht bange ist.“

Pabla: Wenn du die drei wichtigsten Ziele der LK 3 nennen müsstest, welche wären es?

Mond: „Ganz oben steht für uns natürlich die Weiterbildung der Schiedsrichter als Spielleiter auf dem Platz. Spielsituationen richtig einzuschätzen und zu bewerten – das schulen wir auf jedem Stützpunkt anhand von Videoszenen. Den zweiten wichtigen Punkt bildet die Unterstützung der LK-3-Schiedsrichter in ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Wenn man als Schiedsrichter nach ganz oben möchte, so ist dies nur in jungen Jahren zu erreichen. Der mediale Druck wird damit für junge Leute sehr schnell größer. Hier versuchen wir sie in Körpersprache, Persönlichkeit und Auftreten zu schulen, damit sie dem standhalten können. Die Bedeutung dieses Bereiches hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Last but not least: Motivation und Leistungsbereitschaft. Wer als Schiedsrichter weiterkommen will, muss dies auch zeigen. Das bedeutet, dass man sowohl im regeltechnischen als auch im konditionellen Bereich auf die Stützpunkte vorbereitet ist. Auch die persönliche Integrität ist von herausragender Bedeutung, als Schiedsrichter hört man nie auf Schiedsrichter zu sein und hat auch außerhalb des Spielfeldes somit vorbildlich aufzutreten.“

Pabla: Hast du dir vor deinem Amtsantritt ein genaues Konzept zur Förderung und Ausbildung der Schiedsrichter überlegt? Oder ist diese Arbeit eher kurzfristig ausgelegt?

Mond: „In erster Linie möchte ich die sehr gute Arbeit von Rüdiger Rieck der letzten Jahre zunächst einfach mal fortsetzen. Ich kenne Rüdiger noch aus Lübecker Lehrwartzeiten und weiß, auf welch hohem Level er Lehrarbeit ausübt. Zu Beginn der Saison hatten wir auch in der LK 3 bei den Schiedsrichtern viele neue Gesichter. Von 30 Schiedsrichtern sind 24 aus den Kreisen nachgerückt, da ein Großteil der LK-3-Schiedsrichter am Ende der letzten Saison den Weg in die LK 2 einschlagen konnte. Bei den Stützpunkten setzen wir verschiedene Schwerpunkte, um die Schiedsrichter zu fordern, auszubilden und ein Leistungsbild neben den Beobachtungen bei den Spielen zu ermitteln.“

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Pabla: Seit ungefähr einem halben Jahr bist du im Amt. Wie liefen die ersten Monate? Wurdest du überrascht oder hast du alles genau so erwartet?

Mond: „Ich hatte zuvor einige Gespräche mit Rüdiger Rieck, Norbert Richter und Holger Becker, so dass ich mir ein ziemlich genaues Bild von den anstehenden Aufgaben machen konnte. Außerdem habe ich zahlreiche Lehrgänge in den 28 Jahren als aktiver Schiedsrichter selbst erlebt, so dass ich nicht ganz so blauäugig in das Amt gestartet bin. Natürlich gibt es immer Punkte, die einen überraschen können, wo es dann gilt zu improvisieren. Gehofft habe ich natürlich, dass die Arbeit mit den Schiedsrichtern der LK 3 gut verläuft. Sie muss nicht reibungsfrei sein, das liegt im Wesen dieses Amtes. Am Ende können nicht alle in die LK 2 aufsteigen. Aber der Respekt und das tolle Miteinander macht mit diesen motivierten Schiedsrichtern richtig Spaß. Ich bin überzeugt, dass wir aus dieser Gruppe demnächst den einen oder anderen Schiedsrichter auch in der LK 1 wiedersehen werden.“

Pabla: Es kommen erfahrungsgemäß jedes Jahr viele neue Schiedsrichter dazu. Positiv oder negativ?

Mond: „Positiv natürlich, wenn es so viele Aufsteiger in die LK 2 gibt wie im letzten Jahr. Das freut einen natürlich, wenn möglichst viele der LK-3-Schiedsrichter ihren weiteren Weg gehen können. Aber auch das Ausscheiden vieler Schiedsrichter ist verständlich. Wir haben in der LK 3 ein Durchschnittsalter von 21 Jahren. In diesem Alter sind viele der Schiedsrichter an einem Scheidepunkt im Leben, entweder sind sie mit ihrem Schulabschluss beschäftigt oder haben gerade eine Ausbildung oder ein Studium begonnen. Hier muss die Schiedsrichterei klar zurückstehen, dafür habe ich vollstes Verständnis. Es ist dann nicht leicht, alles unter einen Hut zu bekommen, diese Erfahrung habe ich seinerzeit auch gemacht.“

Pabla: Holger Becker und Rüdiger Rieck waren viele Jahre das Bild der LKIII. Welche Tipps haben dir beide mit auf den Weg gegeben?

Mond: „Mit Holger und Rüdiger hatte ich diverse Gespräche, sie haben mir ziemlich genau beschrieben, warum sie was wie gemacht haben. Man muss das Rad nicht neu erfinden, aber natürlich gibt es immer wieder neue Aspekte, die es gilt mit in die Lehrarbeit aufzunehmen. Die Anforderungen werden auch bei den Verbandsligaschiedsrichtern höher, als Stichwort seien hier nur einmal Videostreams der Spiele im Internet genannt. Hier gilt es, die Schiedsrichter auch auf den Umgang mit solchen Medien vorzubereiten und zu schulen.“

Pabla: Was wird deiner Meinung nach das Schwierigste an deiner Aufgabe als Lehrwart der LK 3 werden? Wie möchtest du damit umgehen?

Mond: „Das Schwierigste ist natürlich, wenn man mit Enttäuschungen der Schiedsrichter umgehen muss. Sei es, dass ihr Spiel nicht wie erwartet gelaufen ist und die Beobachtungsnote nicht wie gehofft ausfällt oder wenn am Ende der Serie der Sprung in die LK 2 verpasst wurde. Hier gilt es authentisch zu bleiben, sich mit ihrer Enttäuschung auseinanderzusetzen und sie für die weiteren Spiele zu motivieren. Wir haben eine überaus motivierte Gruppe, da werden viele ihren Weg machen, Rückschläge gehören zu jeder Schiedsrichterkarriere dazu.“

Pabla: Du pfeifst deine letzte Saison in der SH-Liga. Wirst du anschließend Voll-Funktionär oder pfeifst du auf Kreisebene weiter? Wie geht es dir damit?

Mond: „Ich bin seit meinem 14. Lebensjahr Schiedsrichter und blicke auf eine tolle aktive Zeit zurück. Dabei möchte ich es belassen. Der Schiedsrichterei habe ich in meinem Leben sehr viel zu verdanken: unzählige Erlebnisse und Eindrücke. Ich glaube, dass ich am besten etwas zurückgeben kann, wenn ich meine Erfahrungen an den Nachwuchs weitergebe und mich voll den Aufgaben als Lehrwart und Beobachter stelle. Es wird sicher komisch sein, wenn ich im Frühjahr erstmalig nach 21 Jahren nicht am LK-1-Pflichtlehrgang teilnehmen werde oder wenn die Saison im August startet und man nicht am Samstagvormittag seine Sporttasche packen muss. Aber das ist der Lauf der Dinge, ich habe für mich den „perfekten“ Übergang von der aktiven zur passiven Zeit gefunden.“

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