Lübeck – Langweilig wird es auf der Lohmühle nicht. Beim VfB Lübeck hängt momentan der Haussegen schiefer denn je. Während die Mannschaft wohl nur noch an das Landespokal-Finale denkt und sich in der Regionalliga der Abstiegszone nähert, versucht der Vorstand hart durchzugreifen. In der Vorwoche wurde das Team zur Unterredung zitiert. Das Ergebnis war ein Redeverbot für alle Spieler gegenüber Presse und Fans, außer dem Kapitän Moritz Marheineke. Beim Goslar-Spiel brachte das nicht den gewünschten Erfolg – der VfB kämpfte zwar, kam über ein Remis nicht hinaus (HL-SPORTS berichtete), steht in diesem Jahr noch ohne Sieg da.

Die Fan-Probleme holen die Grün-Weißen ebenfalls ein. Haus- und Stadionverbote für VfB-Fans kamen danach. Die aktive Fan-Szene wird sich dazu sicher am kommenden Freitag zum Heimspiel gegen den TSV Schilksee (19.30 Uhr) etwas einfallen lassen. Ganz auf sich sitzenlassen werden die treuen Anhänger das sicher nicht.

Vor dem vergangenen Wochenende dann der nächste Knaller an der A1. Maurice Maletzki wurde suspendiert. Was sich der Ex-Havelser zu Schulden kommen lassen haben soll, wurde nicht kommuniziert – ähnlich wie im Fall Marcello Meyer, der zu Beginn der Saison eine verordnete Pause erhielt. Auf Nachfrage bei Sportvorstand Wolf Müller, warum es diese Suspendierung gab und wie lange diese andauert, antwortete dieser bei HL-SPORTS: „Aus den bereits bekannten Gründen. Zunächst für ein Spiel. Wir sprechen nach dem Wochenende mit ihm.“ Man hält sich bedeckt. Auf die Zusatzfrage, was denn die bekannten Gründe sein sollten, gab es von Müller folgende Antwort: „Aus außersportlichen disziplinarischen Gründen.“ Inzwischen sickerte durch, dass es um die Wohngemeinschaft mit Andre Senger gehen soll. Der VfB hatte beiden Kickern eine Wohnung vermittelt. Näheres dazu ist nicht bekannt.

Wer denkt, dass es gegen den TSV Schilksee am Freitag eine klare Angelenheit wird, ist falsch gewickelt. Trainer Denny Skwierczynski fehlen nach wie vor die Verletzten Lukas Knechtel, Aleksandar Nogovic, Andre Senger, Marcel Dümmel und Cedric Szymczak. Zudem brummt Marc Lindenberg eine Gelb-Rot-Sperre ab. „Wir werden Schilksee nicht unterschätzen, denn sie haben gar nichts zu verlieren. In Goslar hat man eine weitere Steigerung unserer Mannschaft gesehen. Einzig und allein der Sieg fehlte uns am Ende“, so der 41-Jährige.

Vorstandssprecher Thomas Schikorra (Foto) gab im Interview bei HL-SPORTS vor dem Heimspiel Einblicke in die derzeitige Gemütslage an der Lohmühle.

HL-SPORTS: Hallo Thomas, es geht in die heiße Phase der Saison. Mit welchen Eindrücken blickst du auf die bisherigen Spiele in der Regionalliga zurück?

Thomas Schikorra: „Mit gemischten Eindrücken, würde ich sagen. Auswärts spielen wir oft sehr ordentlich und auch erfolgreich. Überlagert wird das aber natürlich durch die doch sehr dünnen Heimleistungen.“
 
HL-SPORTS: Man darf nicht vergessen, dass ihr im zweiten Jahr nach dem Aufstieg seid, das meist schwerer ist. Was habt ihr euch von der Mannschaft vorgestellt und seid ihr damit zufrieden?

Thomas Schikorra: „Wir haben uns alle zusammen mehr vorgestellt, das gilt für den Vorstand genauso wie für die Trainer und die Spieler. Aber wir haben noch etliche Spiele und ein Pokalfinale, das wir gewinnen wollen. Die Saison kann auch noch sehr vernünftig ausgehen.“
 
HL-SPORTS: Zukünftig soll nur noch der Kapitän öffentlich sprechen. Warum habt ihr diesen "Maulkorb" für die restlichen Spieler verhängt?

Thomas Schikorra: „Wir wollen uns jetzt auf den Sport konzentrieren. Wenn das wieder so funktioniert, wie wir uns das alle vorstellen, kehren wir zum alten Stand zurück.“

HL-SPORTS: Die 3. Liga ist euer erklärtes Ziel zum 100-Jährigen Vereinsjubiläum. Wie wollt ihr dieses Ziel erreichen?

Anzeige

Thomas Schikorra: „Dazu werden wir uns in den nächsten Wochen erklären. Nach dem Lüneburg-Spiel würde  das dann doch etwas komisch wirken.“
 
HL-SPORTS: Mit den neuen Köpfen im Aufsichtsrat ist auch eine neue Kompetenz dabei. Was erhofft ihr euch dadurch?

Thomas Schikorra: „Wir haben vier erfolgreiche Unternehmerpersönlichkeiten dazu gewonnen, die natürlich neue Impulse geben. Ganz wichtig ist das damit verbundene Zeichen. Es hat in der Vergangenheit nicht sehr viele Unternehmer gegeben, die an den VfB geglaubt haben.“

HL-SPORTS: Die Infrastruktur im Verein und Stadion müssen verbessert werden. Ein Anfang war die Anzeigentafel zum Heimspiel gegen Lüneburg. Wie geht ihr an das Thema, dass es diesen Service zukünftig permanent gibt?

Thomas Schikorra: „Da gilt das Gleiche wie für alle anderen Entscheidungen im Verein. Es muss solide finanziert sein und wir können nicht alles auf einmal realisieren. Aber wir glauben schon daran, dass dieses Projekt umsetzbar ist. Wann genau kann ich aber heute nicht sagen.“
 
HL-SPORTS: Zurück zum sportlichen: Viele Verträge laufen aus und es sind noch Vakanzen dabei für die neue Saison. Wie wird der VfB 2016/2017 unter dem neuen Trainer aussehen?

Thomas Schikorra: „Wir werden weiter eine stark regional geprägte Mannschaft haben. Wenn wir die Jungs im Moment kritisieren, heisst das nicht, dass wir nicht an das Potential unsere Spieler glauben. Nur müssen sie es auch zeigen. Dazu wollen wir drei bis vier Spieler holen, die uns noch einmal richtig voranbringen.“
 
HL-SPORTS: Mit Rolf Martin Landerl habt ihr euch für einen Trainer entschieden, der sich in Lübeck aus seiner eigenen aktiven Spielerzeit auskennt. Warum und welche Qualitäten bringt er als Übungsleiter mit, die euch überzeugt haben?

Thomas Schikorra: „Rolf kennt sich im Fußballgeschäft aus, war bei uns ein absoluter Führungsspieler, verfügt über die höchste Trainerqualifikation, ist ehrgeizig und positiv fußballverrückt. Außerdem hat er bereits nachgewiesen, dass er junge Spieler entwickeln kann. Und er passt hierher.“
 
HL-SPORTS: Ihr steht im Landespokal-Finale, das ist eine tolle Leistung. Wen wünscht du dir als Gegner und was muss die Mannschaft beherzigen, dass ihr den Cup verteidigt?

Thomas Schikorra: „Ich freue mich riesig auf dieses Spiel, egal wer der Gegner sein wird. Natürlich wollen wir in unserem Stadion gewinnen und den Pokal hierbehalten. Wenn die Jungs die Leistung aus dem Halbfinale wiederholen, in dem wir eigentlich nie wirklich in Gefahr waren, haben wir sehr gute Chancen.“

HL-SPORTS: Der Zuschauerschnitt ist weit unter dem, was ihr kalkuliert habt. Welche Konsequenzen hat das für die Saisonplanung und was könnt ihr als Vorstand tun, damit die Lübecker wieder auf die Lohmühle strömen?

Thomas Schikorra: „Wir hatten gehofft, wegen der DFB-Pokaleinnahmen einen schönen Überschuss mit in die nächste Saison nehmen zu können. Das wird wegen der fehlenden Zuschauereinnahmen leider nichts. Das ist schade, ändert aber an unseren Planungen nichts. Letztlich ist uns klar, dass die Zuschauerzahlen erst dann deutlich steigen werden, wenn es uns gelingt, oben mitzuspielen. Es ist unsere Aufgabe, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen.“
 
HL-SPORTS: Die Freitags-Heim-Macht „VfB“ gibt es aktuell nicht. Nun kommt der TSV Schilksee als nächster Gegner auf die Lohmühle. Der Aufsteiger wird voraussichtlich wieder absteigen. Kommt diese Mannschaft zur rechten Zeit für euch und was muss passieren, damit die Fans danach zufrieden nach Hause gehen?

Thomas Schikorra: „Jede Mannschaft hat unseren Respekt verdient. Schilksee wird sich zerreißen und auch das wird kein einfaches Spiel. Aber es wird Zeit, dass wir anfangen, unsere Heimspiele zu gewinnen.“

Gefällt Dir unsere journalistische Arbeit?

Dann unterstütze uns hier mit einem kleinen Beitrag. Danke.

- Anzeige -