Schönberg – Für den FC Schönberg 95 ist es eine spannende Saison, die mit den beiden letzten Punktspielen in der Regionalliga Nordost und dem Pokalfinale am 28. Mai in Neustrelitz gegen den FC Hansa Rostock zu Ende geht. Viel Wasser floss die Maurine, die durch die Kreisstadt verläuft, hinunter und es war sicherlich nicht immer einfach für die Nordwestmecklenburger. Von vielen ruhmreichen Clubs etwas belächelt, schafften sie den Klassenerhalt und stehen im entscheidenden Spiel zur Qualifikation des DFB-Pokals. HL-SPORTS traf den Sportlichen Leiter Sven Wittfot (Foto) zum Interview, wobei viele interessante Dinge an den Tag kamen.

HL-SPORTS: Hallo Sven, ihr habt den Klassenerhalt lange vor Saisonende geschafft. Wie groß ist die Freude darüber in so einer starken Liga, wie der Regionalliga Nordost, zu bestehen?

Sven Wittfot: „Hallo erst einmal. Natürlich sind wir sehr froh und erleichtert, dass wir den Klassenerhalt frühzeitig unter Dach und Fach bringen konnten. Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle auch einmal beim Trainerteam um Chefcoach Axel Rietentiet und Co-Trainer Axel Giere sowie den Jungs um Kapitän Rainer Müller und allen die rund ums Team mitarbeiten für die tolle Arbeit in dieser Saison bedanken. Es hat wirklich großen Spaß gemacht mit diesem Team zusammenzuarbeiten.“

HL-SPORTS: Wie bewertet ihr den Erfolg, zu den Teams im Osten zu zählen, die für überregionale Aufmerksamkeit sorgen?

Sven Wittfot: „Das ist eigentlich schon Wahnsinn. Was hier in den letzten Jahren immer wieder erreicht wurde, kann den gesamten Verein und alle die daran mitgewirkt haben wirklich stolz machen. Bedenkt man nur, was für ein kleiner beschaulicher Ort Schönberg mit seinen knapp 5.000 Einwohnern ist und stellt man dann im Vergleich Städte wie Wismar oder Schwerin dagegen, dann ist die Arbeit, die hier von allen ehrenamtlichen Helfern, Eltern und unseren Sponsoren und Förderern immer wieder geleistet wird, gar nicht hoch genug einzuschätzen. Und damit meine ich nicht nur die Erfolge der Ersten Mannschaft sondern auch die Arbeit im Jugendbereich sowie die gesamte Vereinsarbeit. Wenn man sieht, wie sich zum Beispiel das Gelände am Palmberg-Stadion oder auch die Mitgliederzahlen im Jugendbereich im Laufe der Jahre entwickelt haben, dann ist das schon toll.“

HL-SPORTS: Ihr habt jetzt noch zwei Punktspiele, darunter eine mögliche Meisterfeier der Zwickauer Fans bei euch im Palmberg-Stadion. Wie geht ihr in diese Partien und welche Besonderheiten in puncto Sicherheit gibt es für das letzte Heimspiel?

Sven Wittfot: „Also zunächst einmal würden wir uns freuen, wenn es am letzten Spieltag hier bei der Partie gegen Zwickau vielleicht noch um ein mögliches Meisterschaftsendspiel gehen würde und wir unseren Zuschauern zum Abschluss der Saison noch einmal solch ein Highlight bieten könnten. Was das Thema Sicherheit angeht, stehen wir in einem guten Austausch mit dem FSV Zwickau und der Polizei und sind guten Mutes, dass wir, wenn es so kommt, am 21. Mai ein friedliches Fußballfest feiern werden. Aus sportlicher Sicht werden wir die beiden letzten Partien natürlich voll konzentriert angehen. Zum einen wäre es unfair dem Berliner AK gegenüber, wenn wir gegen Zwickau nicht alles versuchen würden, um zu gewinnen und zum anderen dürfen wir schließlich am 28. Mai noch das Landespokalendspiel bestreiten. Bis dato werden wir natürlich alles versuchen, um die Spannung bei den Jungs hochzuhalten. Ein Auslaufenlassen der Saison wird es also nicht geben.“

HL-SPORTS: Danach kommt das Pokalfinale gegen Hansa Rostock in Neustrelitz. Wie ist die Stimmung in der Mannschaft und im Umfeld des Clubs dazu?

Sven Wittfot: „Jeder von uns weiß, dass wir in dieser Partie der krasse Außenseiter sind. Das liegt zum einen daran, dass wir gegen einen Drittligisten spielen und zum anderen natürlich auch daran, dass Hansa eine gute Rückrunde gespielt und sich durch die positiven Ergebnisse der letzten Wochen viel Selbstvertrauen geholt hat. Trotzdem freuen wir uns sowie das Umfeld natürlich alle riesig auf diese Partie. Das sieht man auch am Kartenvorverkauf bei uns in Schönberg. Die Mannschaft kann sich also auf eine tatkräftige Unterstützung unserer Zuschauer freuen.“   

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HL-SPORTS: Auf dem Transfermarkt ward ihr bisher noch zögerlich, warum?

Sven Wittfot: „Wir sind aus meiner Sicht nicht zögerlich. Wir, wie auch andere Vereine, mussten zunächst einmal abwarten in welche Richtung es sportlich in der neuen Spielzeit geht. Man merkt jetzt seit etwa zehn Tagen, dass der Markt in Bewegung kommt und natürlich haben wir auch schon frühzeitig unsere Fühler ausgestreckt und den Markt beobachtet. Aktuell befinden wir uns deshalb in vielen guten Gesprächen mit interessanten Spielern. Aber da der FC Schönberg 95 nicht der einzige Verein ist, der sich um Spieler bemüht, muss man oftmals nicht nur ein Gespräch führen.“

HL-SPORTS: Euch verlassen einige Spieler. Welche Abgänge wird es noch geben und was kannst du zum Thema Neuverpflichtung sagen?

Sven Wittfot: „Mit Tim Vogel, Rico Gladrow, Kai-Fabian Schulz und Kristof Rönnau stehen aktuell vier Abgänge bereits fest – das ist richtig. Und so, wie sich die aktuelle Situation abzeichnet, werden uns vielleicht noch weitere Spieler verlassen. Aber auch das ist nichts Ungewöhnliches in der heutigen Zeit. Die Jungs haben sich durch gute Leistungen in den Fokus bei anderen Vereinen gespielt und da ist es völlig normal, dass sich die Spieler alles anhören und sich auch mal verändern wollen. Schlaflose Nächte bereitet uns das aber nicht. Und dass es in der kommenden Saison einen personellen Umbruch innerhalb der Ersten Mannschaft geben wird, war von der sportlichen Leitung auch eingeplant. Wir spielen seit knapp drei Jahren nun zum Großteil mit dieser Mannschaft zusammen. Klar gab es dabei auch immer mal wieder punktuelle Veränderungen. Aber um der Mannschaft frisches neues Blut zu verabreichen ist dieser Umbruch in diesem Jahr auch notwendig. Dazu kommt, und das kommt mir in dieser Diskussion oftmals zu kurz, dass auch wir nicht mit jedem Spieler zwingend weiterarbeiten wollen. Aber auch das ist völlig normal im Fußball. Es ist also nicht immer alles nur schwarz oder weiß. Was Neuverpflichtungen angeht, haben wir bisher mit Leon Dippert einen jungen talentierten Spieler verpflichten können.“

HL-SPORTS: Gerüchte machen die Runde, dass es beim FC Schönberg 95 "dunkel" werden könnte. Wie haltet ihr dagegen?

Sven Wittfot: „Klar gibt es diese Gerüchte und die sind nicht immer hilfreich in der täglichen Arbeit. Aber nur weil uns beispielsweise die oben genannten Spieler und vielleicht noch weitere verlassen, heißt das ja nicht gleich, dass es in Schönberg nicht weitergeht. Schaut man mal hinter die jeweiligen Personalien dann sind die Wechsel völlig nachzuvollziehen. Tim Vogel wird sich beruflich in Richtung Homburg verändern, Kai-Fabian Schulz hat die Möglichkeit bekommen in Todesfelde in Verbindung mit einer Ausbildung den Fokus auf seine berufliche Entwicklung zu legen, Rico Gladrow hat ein Angebot eines Traditionsverein  erhalten mit dem sich der FC 95 nicht messen kann und auch Kristof Rönnau möchte sich mehr in Richtung beruflicher Fortentwicklung verändern. Dagegen stehen aber auch Vertragsverlängerungen mit unserem Torjäger Henry Haufe oder Masami Okada sowie Spieler wie Daniel Halke, Marcus Steinwarth oder Anton Müller, die noch Verträge haben und in dieser Saison das Gerüst unserer Mannschaft gebildet haben. Es braucht sich also niemand sorgen machen, dass wir für die kommenden Spielzeit keine Mannschaft auf die Beine stellen können.“

HL-SPORTS: Du bist jetzt schon so viele Jahre in verantwortlicher Position an der Maurine. Wie siehst du persönlich die Entwicklung im Gesamt-Verein in dieser Zeit?

Sven Wittfot: „Der Verein hat sich, wie angedeutet, über die letzten Jahre toll entwickelt. Im Jugendbereich sind die Mitgliederzahlen stetig angestiegen, so dass wir aktuell zehn Jugendmannschaften im Spielbetrieb haben. Dabei spielen die A-, B- und C-Junioren in der Verbandsliga und die 2. Mannschaft steht in dieser Saison kurz davor von der Landesklasse in die Landesliga aufzusteigen. Das Aushängeschild des Vereins, die Erste Mannschaft, ist von der Verbandsliga bis in die vierthöchste Liga im Land des Fußballweltmeisters aufgestiegen und hat in der ersten Regionalligasaison frühzeitig den Klassenerhalt geschafft. Parallel dazu stehen wir nach dem Pokalsieg 2012 auch in diesem Jahr wieder im Landespokalendspiel. Und auch das Umfeld des Vereins hat sich dabei stetig weiterentwickelt. Ich denke also, dass die in den letzten Jahren hier tätigen Personen eine gute und erfolgreiche Arbeit geleistet haben.“

HL-SPORTS: Vielen Dank für das Interview.

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