Lübeck – Teil zwei der Sommerinterviews von den Fußballfrauen führt uns an den Krummen Weg in Lübeck-Siems. Vizemeister in der Verbandsliga, Halbfinale im Landespokal und Titelverteidigung im Kreispokal: die Frauenfußballerinnen der SG Siems-Dänischburg haben eine erfolgreiche Saison hinter sich gebracht. Nun gibt es einen kleinen Umbruch im Team (HL-SPORTS berichtete) und man blickt am Krummen Weg voraus auf die kommende Spielzeit. Bevor es für ihn in den verdienten Urlaub geht und die Mannschaft am kommenden Montag in die Vorbereitung startet, sprach HL-SPORTS mit SG-Trainer Kambiz Tafazoli (im Bild rechts) über die letzte Saison, die kommende Spielzeit und den Frauenfußball in Lübecks Norden im Allgemeinen.

HL-SPORTS: Kambiz Tafazoli, hinter euch liegt eine recht erfolgreiche Saison. Vizemeisterschaft in der Verbandsliga, Kreispokalsieg und Halbfinale im Landespokal. Wie bewertest du für dich die Saison?

Kambiz Tafazoli: Eine sehr gute Leistung der gesamten Mannschaft. Wir haben nach dem bitteren Abstieg wieder Selbstbewusstsein getankt. Einziges Manko: wir haben die Meisterschaft selbst verdaddelt, was schade, aber nicht tragisch.

HL-SPORTS: Die Steigerung in der neuen Saison kann ja nur sein, dass ihr die Meisterschaft holt. Siehst du deine Mannschaft als Favoriten auf den Titel? Und welche Teams sollte man noch auf dem Zettel haben?

Kambiz Tafazoli: Die Verbandsliga ist in der neuen Saison definitiv stärker als zuletzt. Wir wollen ähnlich wie letzte Saison um Platz eins bis drei mitspielen. Ob es am Ende reicht, wird man sehen. Es kommt auch darauf an, wie konstant wir spielen. Dass wir als Favorit Nummer eins gehandelt werden, ehrt uns sehr. Wir nehmen auch gerne den Favoritenstatus an, wissen allerdings auch, dass wir diese Saison mit Stockelsdorf, Rönnau, Ratzeburg und auch Fortuna definitiv mehr Mannschaften haben werden, die um den Titel mitspielen können.

HL-SPORTS: Jetzt gibt es ja einen kleinen Umbruch in eurer Mannschaft. Sechs Spielerinnen gingen. Gibt es da einen Abgang, der besonders schwer wiegt?

Kambiz Tafazoli: Jeder Abgang ist besonders schwer, da es jede einzelne Spielerin zum Mannschaftserfolg ihren Beitrag geleistet hast. Das Positive ist: alle bleiben im Verein und gehen entweder in unsere neue zweite Damen oder kehren schnellstmöglich wieder zurück. Einzig Louisa Bebenroth, welche in ihre Heimat zurückkehrt, wird uns definitiv verlassen. Dass sie ein großes Loch hinterlässt, weiß ich und ich hätte mir gewünscht, dass sie bei uns bleibt, aber Beruf und Heimat gehen vor. Sie hat sich bei uns auf jeden Fall in die Herzen gespielt und bleibt immer ein Teil der Mannschaft.

HL-SPORTS: Für eure Abgänge kommen quasi sieben Neue, auch wenn Vivien Baade, Jessica Grannemann und Tasja Fasch ja „nur“ nach Verletzungen und Babypause zurückkehren. Was erhoffst du dir von deinen drei Rückkehrerinnen?

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Kambiz Tafazoli: Ich hoffe, dass wir alle drei wieder so fit bekommen, wie sie „von uns“ gegangen sind. Tasja hat die letzten Spiele bereits wieder mitgespielt und hat gleich so gespielt, als wenn sie nicht weg war. Bei Vivi und Jessi bin ich guter Dinge, dass sie nach der Vorbereitung spätestens wieder voll angreifen können.

HL-SPORTS: Dazu hast du vier weitere neue Spieleinnen geholt. Was versprichst du dir von Jenny Bründel, Jenny Nausedet, Linnea Taube und Sophie Hagedorn?

Kambiz Tafazoli: Sie sollen die Lücken schließen, die unsere Abgänge hinterlassen haben. Zudem sollen alle vier ihre Qualität unter Beweis stellen und den Konkurrenzkampf beleben. Unser Ziel war es, alle Positionen doppelt zu besetzen. Dies ist uns gut gelungen.

HL-SPORTS: Was bei euch so ein wenig fehlt, ist der Unterbau. Die zweite Mannschaft wurde im Laufe der letzten Saison abgemeldet, die U17 hat nicht am Spielbetrieb teilgenommen. Was ändert sich für euch in der kommenden Saison?

Kambiz Tafazoli: Unsere zweite Damen besteht aus 14 Spielerinnen. Das hilft allen schon mal sehr weiter. Bei den B-Mädels sind wir aktuell neun und werden in den Schulferien viel aktiv arbeiten. Wir sind sehr positiv gestimmt.

HL-SPORTS: Im Winter und Frühjahr gab es Bestrebungen im Lübecker Norden eine Spielgemeinschaft zu gründen. Wie ist da der Stand der Dinge?

Kambiz Tafazoli: Wir haben vor einigen Wochen dieses Problem bereits angefangen zu bearbeiten. Ich habe schon länger gesagt, dass wir in der Region Trave-Nord etwas gemeinsam aufbauen müssen. Es muss den Frauen und Mädels mehr Möglichkeiten geboten werden. Dafür benötigt man allerdings mehrere Helfende Hände. Wir sind mit Dänischburg nicht umsonst zusammen gegangen. Travemünde hat die Problematik ebenfalls erkannt und beginnt in dieser Saison mit uns den Unterbau zu fokussieren. Wir kommen in Lübeck nicht mehr um Spielgemeinschaften herum. Die Vereine müssen es letztendlich eingestehen, dass eine einzige Mannschaft im Verein irgendwann zu Grunde geht. Man liest und hört von weit über 50% der Mannschaften aus der Region, dass man irgendwie die Saison „überstehen“ will. Viele klagen, aber viel zu wenige handeln im Interesse der Spielerinnen, die sich von Verletzung zu Verletzung durchschleppen.

HL-SPORTS: Danke Kambiz für dieses Gespräch.

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