Lübeck – In der Vorwoche war Susann Kunkel (Foto links) mit ihrem ersten Teil des Interviews bei HL-SPORTS zu lesen. Jetzt folgt der zweite und letzte Part des interessanten Gesprächs.

HL-SPORTS: Hallo Susann, unter der Woche bist du, wie du bereits in der vergangenen Woche erwähnt hast, Polizeibeamtin. Ist ja fast wie Schiedsrichterin zu sein. Was nimmst du von dem einen zum anderen Job mit rüber?

Susann Kunkel: „In erster Linie ein „dickeres Fell“ und die Erkenntnis, dass man in seiner Funktion als Polizeibeamtin oder Schiedsrichterin im Fokus der Kritik steht und nicht als Mensch persönlich. Diese professionelle Distanz benötigt man auch. Es gibt viele Parallelen zwischen beiden Tätigkeiten. Letztendlich geht’s in beiden Bereichen darum Menschen die Grenzen des Regelwerks, der Gesetze aufzuzeigen und Konflikte zu managen. Ich hab zu Beginn meiner Schiedsrichterlaufbahn sehr von meiner beruflichen Tätigkeit profitiert. Eine gewisse Klarheit in der Körpersprache und in den Ausführungen gegenüber Spielern habe ich quasi durch meinen Beruf schon mitgebracht.“

HL-SPORTS: Dein Heimatverein ist der SV Eichede, aber du wohnst in Hamburg. Warum die beiden Unterschiede?

Susann Kunkel: „Fußballerisch hat es mich zu der Zeit, als der FFC Oldesloe in der 2. Frauenbundesliga gespielt hat, von Hamburg nach Stormarn gezogen. Da ich mich dort immer gut aufgehoben gefühlt habe, kam für  mich auch nach meinen Verletzungen kein Wechsel zurück nach Hamburg in Betracht. Da ich dann auch toll in die Schiedsrichtergemeinschaft des Kreises Stormarn und des SHFV aufgenommen wurde, bin ich dort auch geblieben. Heute bin ich meinem Kreis und dem SHFV für die Unterstützung und Förderung der letzten Jahre sehr verbunden. Ohne sie  wäre ich heute nicht in der Frauenbundesliga oder Herrenregionalliga. Nach der Auflösung des FFC Oldesloe habe ich mich dem SV Eichede angeschlossen. Der SV Eichede ist ebenfalls sehr um seine Schiedsrichter bemüht, stellt ihnen Kleidung und Ausrüstungsgegenstände zur Verfügung, welches keine Selbstverständlichkeit ist. Für mich kommt ein Wechsel nach Hamburg, obwohl ich da lebe, daher nicht in Frage.“

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HL-SPORTS: Welche Situation möchtest du auf dem Platz nicht noch einmal erleben?

Susann Kunkel: „Sicherlich kann es in einem Fußballspiel mal hoch hergehen und emotional werden. Als Schiedsrichterin ist man dann auch mal der Blitzableiter oder das Ventil dieser Emotionen. Bisher habe ich glücklicherweise noch nichts erlebt, was mir Angst bereitet oder wo die Grenzen extrem überschritten wurden. Am liebsten würde ich keine Fehlentscheidungen mehr auf dem Platz treffen. Das tun Schiedsrichter selten gerne oder absichtlich. Dieser Wunsch ist jedoch sehr unrealistisch.“

HL-SPORTS: Was kannst du jungen Mädchen mit auf den Weg geben, um sich für die Schiedsrichterei zu begeistern und welche Tipps hast du für Schiedsrichterinnen, die aktuell dabei sind?

Susann Kunkel: „Als ich aktive Fußballspielerin war, hätte ich nie angenommen, dass mich dieses Hobby so sehr begeistert. Man wird durchsetzungsfähiger, lernt Kritik auszuhalten, Verantwortung zu übernehmen und sich selbstkritisch mit der eigenen Leistung auseinanderzusetzen. Das sind Eigenschaften, die die jungen Frauen auch in allen anderen Lebensbereichen nach vorne bringt. Die Schiedsrichterei kann aus meiner Sicht eine Alternative zum aktiven Fußballspielen sein. Man ist eng mit dem Fußball verbunden und dieses aus einer völlig anderen, aber auch spannenden Perspektive. Mein Tipp an die aktuellen Schiedsrichterinnen: "Pfeift jedes Spiel mit derselben Motivation, egal ob ihr in der untersten oder höchsten Spielklasse unterwegs seid! Die 22 Spielerinnen oder Spieler geben auch ihr Bestes und haben eine gute Schiedsrichterin verdient.“

HL-SPORTS: Vielen Dank Susann für das Interview und alles Gute für die Zukunft.

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