Lübeck – Einige wissen es nicht, aber die Schiedsrichtergarde des Kreisfußballverbandes Lübeck (KFV) hat einen Fuß in der Bundesliga. Franziska Wildfeuer (Fotomitte) pfeift in der 2. Frauen-Bundesliga und ist Assistentin in der 1. Liga. HL-SPORTS traf die 23-Jährige nach fast einem Jahr (hier mehr dazu lesen) erneut zum Interview.

HL-SPORTS: Hallo Franzi, du bist Schiedsrichterin in der 2. Frauen-Bundesliga, Assistentin in der Bundesliga. Welcher Unterschied besteht zwischen den beiden Aufgaben und wie bereitet man sich darauf speziell vor?

Franziska Wildfeuer: „Als Schiedsrichterin steht man immer im Fokus der Entscheidung und ist auf dem Feld auf sich alleine gestellt. In der 1. Liga haben wir seit dieser Saison das Headset und man kann in jeder Situation die Schiedsrichterin unterstützen oder sie uns. Bei manchen Spielen hat man bis zu 2.000 Zuschauer, wie zum Beispiel beim DFB-Pokal-Halbfinale, wo ich diese Saison an der Linie sein durfte. Da steigt die Aufregung dann schon, weil jede Entscheidung – Abseits ja oder nein – entscheidend sein kann. Grundsätzlich gucke ich mir immer die Highlights der Spieltage an, verfolge die Ergebnisse und die Statistiken über Disziplinarstrafen, um so gut vorbereitet in jedes Spiel zu gehen. Ein wöchentlicher Austausch mit meinem DFB-Coach und die Erstellung eines Leistungsprofils nach jedem Spiel gehört natürlich dazu. In der dritten Saison kennt man nun schon die ein oder andere Spielerin und deren Spielercharakter. Als Assistentin ist es gut zu wissen, welches Abwehrverhalten die Mannschaften haben. Und was natürlich nicht fehlen darf, ist regelmäßiges Training um für die Spiele fit zu sein, wo ich unter anderem natürlich EMS bei uns im Körperkult trainiere.“

HL-SPORTS: Dich hat es vor zwei Jahren in den Norden verschlagen, kommst aus Bayern. Wieso ausgerechnet Lübeck?

Franziska Wildfeuer: „Anna-Lena Heidenreich (SH-Liga Schiedsrichterin, 2. Frauen Bundesliga, im Foto links) kommt aus dem Norden und arbeitsbedingt fiel die Wahl dann auf Lübeck.“

HL-SPORTS: Was kannst du uns zu "Körperkult" sagen?

Franziska Wildfeuer: „Körperkult steht für hockeffektives und individuelles Ganzkörpertraining. Im Mittelpunkt steht bei uns EMS-Training (elektrische Muskel-Stimulation). Bei nur 20 Minuten Training pro Woche werden die Muskeln während einzelner Übungen mit Impulsen stimuliert. Da meine Partnerin (Anna-Lena BA Gesundheitsmanagement) und ich (Physiotherapeutin) aus der Fitnessbranche kommen und uns beide das Training begeistert hat, haben wir den Entschluss gefasst, uns damit selbstständig zu machen. Ich trainiere selbst auch einmal die Woche und spare mir so den mehrstündigen Gang ins Fitnessstudio. Zudem habe ich dadurch meine Sprintzeiten schon um einige zehntel Sekunden verbessern können.“

HL-SPORTS: Du pfeifst für den VfB Lübeck. Schaust du dir auch Spiele der Regionalliga-Herren an und wie siehst du die Entwicklung im Verein?

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Franziska Wildfeuer: „Mit Hans-Peter Krohn unserem Schiri-Obmann vom VfB und einigen anderen Schiedsrichtern gucke ich gerne mal ein Spiel auf der Lohmühle. Hans-Peter hat jederzeit ein Ohr für einen und er betreut uns wirklich sehr gut. Dank ihm wurden wir auch schon mit einheitlichen Aufwärmshirts und Aufwärmpullis für das gesamte Schiri-Team ausgestattet. Gegen Werder Bremen war ich auch vor Ort und da sah man schon die neuen Stärken des VfB.“

HL-SPORTS: Du hast das Endspiel zum Länderpokal in Duisburg gepfiffen, wurdest von Lutz Wagner beobachtet. Was hat er nach dem Spiel zu dir gesagt?

Franziska Wildfeuer: „Dieses Jahr im Oktober war ich beim U18-Länderpokal in Duisburg. Ich hatte die große Ehre das diesjährige Endspiel zu leiten. Das Spiel war sehr fair und lebte von der Spannung des Unentschiedens. Lutz Wagner war am Ende des Tages mit der Leitung sehr zufrieden. Allgemein machen mir die Lehrgänge in Duisburg immer eine Menge Spaß. Man kann immer sehr viel lernen und bei jeder Spielanalyse einiges für sich selbst mitnehmen.“

HL-SPORTS: Was hat dich zur Schiedsrichterei bewogen?

Franziska Wildfeuer: „Ein Freund hat mich dazu bewogen einfach mal zu dem Lehrgang mitzukommen. Da ich, bis ich 16Jahre war, bei den Jungs Fußball gespielt habe, kam die Schiedsrichterei erst einmal nur an zweiter Stelle. Aber die Spiele zu pfeifen kam auch immer mehr Begeisterung für die Pfeife und so habe ich mich rein auf die Schiedsrichterei konzentriert.“

HL-SPORTS: Hast du dir das so vorgestellt, jedes Wochenende durch die Republik zu reisen und was sind deine Wünsche und Ziele für die Zukunft?

Franziska Wildfeuer: „Am Anfang war das ungewohnt und irgendwie auch unrealistisch an einem Wochenende durch ganz Deutschland zu reisen. Aber nun ist das schon Alltag geworden. Ein Wochenende ohne Spiel kommt eher selten vor. Es ist immer mein Ziel auf dem Platz 100 Prozent zu geben. Ich gehe an jedes Spiel gleich ran, weil ich an mich selbst hohe Anforderung stelle. Deshalb denke ich auch von Spiel zu Spiel. Ziel sollte es immer sein bestmögliche Leistungen zu zeigen und wenn das der Fall ist, wird man am Ende der Saison vielleicht mit einem Aufstieg belohnt. Und das sollte immer das Ziel sein und ist auch meins.“

HL-SPORTS: Vielen Dank für das Interview und ein gutes neues Jahr.

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