Schönberg – In Nordwestmecklenburg wird es in der kommenden Saison keinen Viertliga-Fußball geben (HL-SPORTS berichtete). Zwei Jahre spielte man an der Maurine in der Regionalliga, im Konzert der großen Ost-Klubs, empfing den FSV Zwickau, Energie Cottbus, den BFC Dynamo und viele andere namenhafte Traditionen aus ehemaligen DDR-Zeiten.

Mit dem Mecklenburg-Vorpommern-Derby am 20. Mai um 13.30 Uhr gegen die TSG Neustrelitz verabschiedet man sich von der Fußball-Bühne „Ost“, hofft auf einen Neustart in der zwei Klassen tieferliegenden Verbandsliga. Bis vor vier Jahren kickte man sowieso schon dort, tingelte im Land zwischen Polen und der ehemaligen Zonengrenze hin und her.

Am vergangenen Montag gab der Club die Nachricht an die Öffentlichkeit, informierte die Mannschaftsteile. Und wieder einmal ist ein Hauptsponsor (die wirtschaftliche Seite) die treibende Kraft für diesen augenscheinlichen Rückschritt. Auf den Tag genau vor zehn Jahren zog sich der Rekord-Landespokalsieger schon einmal zurück, damals aus der Oberliga. Der Verband wollte die Maurine-Kicker damals in der untersten Klasse einstufen – ein Gerichtsbeschluss verhinderte das und die 95er spielten fortan Verbandsliga, waren dort nie schlechter als Platz fünf, wurden zweimal Vizemeister und sogar einmal Meister. Auf den Aufstieg verzichtete man damals.

Schönberg bietet nicht die wirtschaftlichen Möglichkeiten, die so ein Club im Halb-Profitum benötigt. Uwe Blaumann (Foto), Chef des europaweit agierenden Möbelkonzerns Palmberg, war immer für den Verein da. Er hat es überhaupt erst möglich gemacht, dass man über die Grenzen des Landes dauerhaft bekannt wurde und fast wöchentlich in der MDR-TV-Sendung „Sport im Osten“ Beachtung fand.

Doch genau das war das Verhängnis des FC Schönberg 95. Die Abhängigkeit von einem Finanzier brach bereits vielen anderen Clubs das Genick. Beispiele gibt es genug. Die Bequemlichkeit, die natürlich gerne genossen wurde, wurde erst in diesem Winter abrupt abgelegt. Nachdem Blaumann sein Engagement zum Sommer für die erste Herren sehr stark zurückzuschrauben und sich nur noch für die Jugend einzusetzen, gab es ein großes Fragezeichen. Mit Hilfe von externen Beratern wurde es nicht aufgelöst. Der Schritt in den realen Amateursport musste bekanntgegeben werden. Die Spieler und ihr Trainer Axel Rietentiet, die um einen möglichen Rückzug bereits Bescheid wussten, hielten sich mit Gesprächen zu anderen Vereinen zurück und haben jetzt die Chance sich woanders für neue Verträge zu empfehlen.

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Dass es ab dem Sommer Verbandsliga-Fußball in Schönberg gibt, ist nicht weit hergeholt. Die zweite Mannschaft steht acht Spieltage vor Saisonende auf Platz eins der Landesliga, hat dabei zehn Punkte Vorsprung. Wenn es auch finanziell nicht für den ganz großen Wurf an der Maurine mehr langt, ist doch wenigstens die Weitsichtigkeit der Vereinsführung in diesem Fall das einzig positive an diesem Trauerspiel. Um dem Verein überhaupt eine Zukunft, und damit auch den vielen erfolgreichen Jugendmannschaften, zu geben, ist die Entscheidung von Montag zwar bitter, dennoch nachzuvollziehen. Anderenorts geht man stattdessen in Insolvenz und versucht solche Themen zu verdrängen. In Schönberg ist man realistisch, macht das Licht aus, bevor der Saft völlig abgedreht wird und vielleicht sieht man das auch in der Wirtschaft so, unterstützt den Club weiterhin.

Blaumann wird im Oktober 60 Jahre alt, zieht sich langsam aus dem Unternehmen zurück und übergibt die Geschäfte nach und nach an seine und die Tochter des zweiten Gesellschafters Torsten Utz. Der „Möbel-Mogul“ unterstützte stets Vereine aus der Region. Hansa Rostock und der VfB Lübeck können davon ein Lied singen. Der Sportfreund rettete beide Clubs vor dem finanziellen Ruin. Aktuell liegt seine Aufmerksamkeit beim Schweriner SC in der Volleyball-Bundesliga.

Wichtig für die Zukunft des FC Schönberg 95 sollte nur eines sein. Eine Abhängigkeit von nur einem Geldgeber muss nicht von ewiger Dauer sein und ist damit nicht gleich gutzuheißen. Auch wenn es verlockend ist und so schön einfach.

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