Graz/Österreich – In der Vorwoche startete HL-SPORTS das Interview mit dem österreichischem FIFA-Schiedsrichter Alexander Harkam (Foto). Heute folgt der zweite Teil.

HL-SPORTS: Du bist selbst in der österreichischen Bundesliga als Schiedsrichter im Einsatz, pfeifst auch international. Wie läuft so eine Vor- und Nachbereitung zu einem Spiel bei dir ab?

Alexander Harkam: „Montag vor dem jeweiligen Spieltag erhalte ich eine definitive Besetzung per SMS. Daraufhin spreche ich mich mit meinem Team bezüglich des Treffpunkts, der Anreise (Auto, Bahn oder Flug), und den Dresscode für das Spiel (Kleidung, Farbe der Trikots, Outfit zum Aufwärmen) fest und buche die Hotelzimmer für uns. Gemeinsames Mittagessen steht bei mir immer auf dem Programm, deshalb reserviere ich auch gleich einen Tisch für uns. Während der Woche verfolge ich die für uns relevanten Dinge (Wetter, Verletzungen, Spieler welche bei der nächsten Verwarnung gesperrt sind, Transfers, usw…), die die beiden Mannschaften und uns betreffen könnten. Grundsätzlich versuche ich meinen Wochenschnitt von acht bis zehn Trainingseinheiten zu halten und mindestens acht Stunden Schlaf täglich zu konsumieren. Am Spieltag selbst esse ich etwas Leichtes zu Mittag und schlafe dann im Schnitt ein bis zwei Stunden im Hotel, bevor wir uns in Richtung Stadion begeben. Nach dem Spiel und der Analyse durch den Beobachter erledigen wir alles Administrative und essen dann zu Abend. Am darauffolgenden Tag gehe ich vor dem Frühstück locker auslaufen und begebe mich dann auf den Heimweg. Meistens gibt es auf diesem Weg die eine oder andere Szene zu analysieren und wir sprechen das im Team dann auch kritisch wenn notwendig an.“

HL-SPORTS: Wie sehr schaust du auf die Medien und welche Bedeutung haben sie für dich im Vergleich zum Anfang deiner Profikarriere?

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Alexander Harkam: „Natürlich nimmt man die Medienlandschaft wahr. Das beginnt mit der Zeitung am Tag danach, über Meldungen im Internet oder Fernsehen. Spätestens am Montag in meiner Dienststelle werde ich auf die eine oder andere Szene von meinem oder einen anderen Spiel befragt. Zum Vergleich zum Anfang meiner Karriere hat sich da viel getan. Man ist speziell in der Bundesliga natürlich mehr in der "Auslage" als im Landesverband. Damit muss man in diesem Business leben können. Es gibt überall den einen oder anderen dem man sympathisch ist, und eben nicht.“

HL-SPORTS: Du hast ja auch irgendwann einmal angefangen und das relativ spät mit dem Fußball. Du warst schon 14, doch überaus erfolgreich. Warst du davor nicht fußballbegeistert und wie warum hast du dann wieder aufgehört und der Schiedsrichterei zugewandt?

Alexander Harkam: „Fußball war eigentlich schon immer der Inbegriff meines Lebens. Einer der Gründe, warum ich erst so spät bei einem Verein gestartet habe, ist das ich auch Handball im Verein gespielt habe. Als dieser Verein sich mit einem anderen fusioniert hat und mir der Weg dorthin zu lange war, habe ich beschlossen durch Intervention eines Klassenkameraden in dessen Verein mit dem Fußball spielen zu starten. Ein anderer für mich triftiger Grund war, dass meine Mutter alleinerziehend war und wir kein Auto hatten. Somit wäre ich immer auf andere angewiesen gewesen und meiner Mutter war es sehr unangenehm wäre ich mit dem Fahrrad zu den Spielen speziell im Herbst und Winter gefahren. Im Jahr 2000 hatte ich dann einen Bruch des Schlüsselbeins und fiel aufgrund einer zweimaligen Operation für ein halbes Jahr aus. Während dieser Zeit hat mich ein mir bekannter Schiedsrichter und ein Arbeitskollege, welcher selbst Schiedsrichter war, angesprochen es doch einmal selbst zu versuchen. Gesagt, getan. Anfangs habe ich noch parallel Fußball gespielt und Spiele geleitet. Nach einem halben Jahr habe ich mich dann richtigerweise für die Schiedsrichterlaufbahn entschieden und es bis heute nicht bereut.“

HL-SPORTS: Weiter geht es in der kommenden Woche… Danke bis hierhin.

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