Graz/Österreich – HL-SPORTS schaut gerne einmal über den Tellerrand, blickt über die Grenzen der Hansestadt hinaus, berichtet über die Dinge, die Lübecker vielleicht interessieren könnte und blieb zuletzt bei Alexander Harkam (Fotomitte) hängen. Den FIFA-Schiedsrichter verbindet aber trotzdem etwas mit Lübeck. Schon einige Male war er bei den Unparteiischen von der Trave zu Gast. HL-SPORTS hat ihn getroffen und präsentiert heute den dritten und vorletzten Teil des Interviews.

HL-SPORTS: Als Unparteiischer lief es sogar noch besser und du fandst dich schnell in der Bundesliga wieder. Hast du damit gerechnet, dass du es einmal bis in den Spitzenfußball schaffst und wie blickst du auf diese Zeit bis zu deinem ersten Einsatz in der höchsten Spielklasse Österreichs zurück?

Alexander Harkam: „Es wäre falsch zu sagen, ich hätte damit gerechnet es so weit zu schaffen. Mein Ansporn war der Anspruch an mich selbst. Ich stellte mir die Frage: "Was muss ich machen um in die nächsthöhere Liga zu kommen?" Nur die Noten waren ein Teil davon. Viel mehr war das Rundherum für mich entscheidend. Wenn ich in der nächsten Liga bin, wie hoch ist der Aufwand, kann ich das, schaffe ich das, ist das mit meinem derzeitigen Beruf zu vereinbaren, und, und, und… Als ich an die Tür zur Bundesliga angeklopft habe, hatte ich bereits meine Hausaufgaben erledigt. Ich hatte meinen fixen Job als Beamter, war verheiratet, war bereits Vater einer Tochter, und wusste um die Unterstützung meiner Frau. So gesehen hat wirklich ein Rad in das andere gegriffen und ich hatte auch das nötige Quäntchen Glück auf meiner Seite. Der Anfang war halt schon zäh, aber ich denke dass das überall so ist. Schwierig war des Öfteren für mich, nicht zu wissen ob ich mit meinen Entscheidungen richtig lag. Das Fernsehen kam ja erst viel später dazu.“

HL-SPORTS: Was fällt dir zur Partie Wiener Neustadt gegen LASK Linz im Juli 2010 ein? Es muss ja ganz schön hoch her gegangen sein…

Alexander Harkam: „Dieses Spiel nenne ich "Mein Sprungbrett." Es war genau dieser Moment in meiner Karriere wo es nach oben oder nach unten gegangen wäre. Man stelle sich vor vier Strafstöße und zwei Ausschlüsse gegen ein und dieselbe Mannschaft in der ersten Halbzeit. Während der Pause habe ich zu meinem Team gesagt, dass das höchstwahrscheinlich heute mein letztes Amtieren in der Bundesliga sein wird. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass alles gepasst hat. Aber dem war so. Deshalb Sprungbrett nach oben. Kein tiefer Fall.“

HL-SPORTS: Spricht Leonhard Kaufmann wieder mit dir?

Alexander Harkam: „Unsere Wege haben sich danach ein paar Mal gekreuzt. Er war mir nie diesbezüglich böse oder so. Ein Spieler der für einen Schiedsrichter nie einen Konflikt darstellt. Einer mit sonnigem Gemüt.“

HL-SPORTS: So falsch kannst du dabei nicht gelegen haben, denn schon zwei Jahre später warst du FIFA-Referee. Wie ist es, sich auf internationaler Bühne zu bewegen und wie gefällt dir das Reise dazu?

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Alexander Harkam: „Es ging dann alles relativ schnell. Zwei FIFA Schiedsrichter hatten ihre Karriere beendet und ich war einer der glücklichen der zum Zug kam. Eventuell hat die Teilnahme am Core (Centre of refereeing excellence) Programm auch seinen Teil dazu beigetragen. Auf alle Fälle war es einer der  schönsten Momente in meinem Leben. Als ich dann auf dieser Bühne war, habe ich schon auf das eine oder andere Spiel in Zukunft spekuliert und mir ausgemalt, wie und wann ich in die nächste Kategorie komme.“

HL-SPORTS: Was war das absolute Highlight in deiner bisherigen Karriere und warum?

Alexander Harkam: „Das sind zu viele aus meiner Sicht. Sei es das Freundschaftsspiel Italien gegen Albanien, die U17 EM, die U21 EM im Juni dieses Jahr, oder Europa League Einsätze, das Wiener Derby im großen Ernst Happel Stadion, das französische Supercupfinale. Sie alle waren schöne Momente in meiner Karriere. Ich denke das Highlight wird mein letztes Spiel in meiner Karriere sein. Denn dann weiß ich, dass es der Höhepunkt war und ich von nun an einen anderen Weg einschlagen werde. Wie der aussieht kann ich aber noch nicht genau sagen.“

HL-SPORTS: Und worauf könntest du gerne noch einmal verzichten?

Alexander Harkam: „Das war ganz klar das Spiel SV Grödig gegen Red Bull Salzburg. Bei diesem Spiel habe ich gegen Ende einen klaren Strafstoß für Salzburg nicht gegeben. War zwar nicht entscheidend, aber vielmehr ging es Tage später um diesen Strafstoß in Kreisen der Wettmafia. Ein Spieler des Heimvereins war in diesen Betrug verwickelt und es wurde eine Menge Geld auf diesen Strafstoß gesetzt. Da diese aber nicht zu Stande kam, wurde der Spieler schwer unter Druck gesetzt und ging daraufhin zur Polizei. Noch viel schlimmer war, dass der Spieler dann inhaftiert wurde. Und jetzt rate mal in welche Justizanstalt? Genau in meine. Noch dazu in meiner Abteilung. Das hat wirklich alles wunderbar zusammen gepasst. Auf diesen Moment hätte ich gut und gerne verzichten können.“

HL-SPORTS: Klasse und weiter geht es in der kommenden Woche mit dem letzten Teil des Interviews.

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