Lübeck – Das Menetekel ist schnell skizziert: Die KSV Holstein behauptet sich in der Relegation gegen den Drittletzten der Bundesliga (egal ob HSV, Wolfsburg oder Freiburg) – und steigt dennoch nicht in die Bundesliga auf. Denn die Lizenzierungsabteilung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) hat unmissverständlich erklärt: Es gibt keine Ausnahme für die „Störche“, ihr Nest ist zu klein. Die DFL fordert 15.000 Plätze, das Holstein-Stadion aber bietet gerade mal Platz für 10.000 Besucher.

Und nun? Erst einmal Prinzip Hoffnung! Der Kaufmännische Geschäftsführer der Kieler, Wolfgang Schwenke, will erneut Anlauf für eine Ausnahmegenehmigung nehmen. Ein Ausweichen auf das Hamburger Volksparkstadion, die Lübecker Lohmühle oder ins Millerntor-Stadion des FC St. Pauli kam aus der Abteilung fromme Wünsche – und so zeichnet sich zur Stunde ab, dass Holstein Kiel im Falle der erfolgreichen Relegation wie ein König ohne Land dasteht.

Längst ist der Stadion-Ausbau zu einem Politikum in Kiel und im ganzen Land Schleswig-Holstein geworden. So erklärte der haushalts- und sportpolitische Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Rasmus Andresen, der Ausbau des Holstein-Stadions dürfe nicht zu Lasten des Breitensports gehen. „Wir freuen uns, dass nun ein Fußballverein aus Schleswig-Holstein die Chance hat, in der nächsten Saison in der 1. Bundesliga zu spielen. Wir sind sehr gespannt auf die bevorstehenden Relegationsspiele. Wir wissen, dass die Bundesligavorgaben aber auch erhebliche Anforderungen an den Verein und sein Stadion stellen.

Der Ball für mögliche weitere Baumaßnahmen am Holstein-Kiel-Stadion liegt bei der Stadt Kiel als Eigentümer und dem Verein als Nutzer. Bisher sind die Verantwortlichen dem Land konkrete und belastbare Pläne für einen Stadionausbau schuldig geblieben. Konkrete Pläne und Zahlen sind die Voraussetzung dafür, überhaupt miteinander ins Gespräch zu kommen. Das Land kann nicht die Hauptlast eines potenziellen Ausbaus tragen. Wir sehen neben der Stadt vor allem die Sponsoren in der Pflicht, da diese am meisten finanziell vom sportlichen Erfolg von Holstein Kiel profitieren.

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Wenn Holstein Kiel nach 2017 erneut auf Landesmittel zurückgreifen will, erwarten wir von der Vereinsspitze, grundsätzlich ihr gesellschaftliches Engagement auszuweiten. Dies bedeutet unter anderem, sich dauerhaft im Frauenfußball zu engagieren und ihr Engagement gegen Rechtsextremismus in der Fankultur auszuweiten. Viele Vereine zeigen, dass dies mit erfolgreichem Profisport und einem Imagegewinn einhergehen kann.

Während Spitzenvereine von der Politik oft auf Zuruf bedient werden, besteht der größte Bedarf beim Breitensport. Wenn das Land erneut Mittel für den Profifußball im Land zur Verfügung stellt, müssen Sportstätten für den Breitensport gleichermaßen berücksichtigt werden. Der Breitensport leistet auch ohne kommerzielle Strukturen wichtige Arbeit für unsere Gesellschaft. Ein Ausbau des Holstein-Stadions darf deshalb nicht zu Lasten des Breitensports gehen“, so die komplette Erklärung von Rasmus Andresen.

„Leistung muss belohnt werden: Riesenchance für Holstein Kiel“, so der Titel zur Erklärung der sportpolitischen Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Kathrin Wagner-Bockey: „Wir freuen uns über den hervorragenden Fußball von Holstein Kiel und den damit verbundenen möglichen Aufstieg in die 1. Bundesliga. Die Leistung der Fußballer muss belohnt werden. Die Entscheidung, dem Verein keine Lizenz zu geben, zeigt einmal mehr die strukturelle Benachteiligung von kleinen Vereinen durch die DFL. Da es offensichtlich keine Sicherheitsbedenken sind, die die DFL zu ihrer Entscheidung bewogen hat, ist es für uns unverständlich, dass es hier zu keiner Ausnahmegenehmigung kommen soll. Die Begründung eines zu kleinen Stadions zur Lizenzverweigerung führt zu einer Leistungsverzerrung. Auch kleinen Vereinen muss die Möglichkeit zur Weiterentwicklung geboten werden. Wir gehen davon aus, dass Holstein Kiel, gemeinsam mit der Stadt, einen Plan für das Stadion vorlegen wird, der den Umbau des Stadions in mehreren Schritten vorsieht, um den Anforderungen der DFL zu entsprechen. Wir fordern auch die Landesregierung dazu auf, den Stadionausbau in der jetzigen Phase zu unterstützen.“

Viel Zeit bleibt nicht für Entscheidungen, die Relegation wird am 17. und 21. Mai gespielt – und es ist nicht auszuschließen, dass der vielzitierte Fußball-Gott an diesen Tagen noch eine Rolle spielen könnte…

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