Lübeck – Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat beschlossen, ab 2016 nur noch Futsal-Turniere unter seinem Dach zuzulassen. Fans des Hallenfußballs sind verärgert, trauern den beliebten Turnieren nach. Unter anderem müssen höhere Kosten für Schiedsrichter (beim Futsal werden zwei Schiedsrichter und ein weiterer als Zeitnehmer pro Partie eingesetzt) aufgebracht werden, was höhere Startgebühren zur Folge hat. Hallenturniere sind ohnehin schon oft ein Minusgeschäft, da die Zuschauerzahlen rückläufig sind. Dennoch: Das Spiel mit der Bande hat seine Fans: vormittags ein Jugendturnier, nachmittags die (Alten) Herren – Tore, Spiel und Spaß an einem Tag.
Futsal aber ist ganz anders, zieht sich manchmal ganz schön in die Länge: Hintergrund ist, dass beim Futsal die Zeit effektiv gestoppt wird. Die Fünf-Meter-Tore, die grundsätzlich viele Tore versprechen, gehören beim Futsal der Vergangenheit an. Handballtore sind stattdessen angesagt. Auch der Ball ist so eine Sache, denn er darf bei einer Fallhöhe von zwei Metern nach dem ersten Aufprall nicht weniger als 50 cm und nicht mehr als 65 cm aufspringen. Eine weitere Besonderheit ist die Spieldauer, denn diese beträgt 2 x 20 Minuten. Viel Diskussionsstoff also, HL-SPORTS hat mit Veranstaltern, Funktionären und Aktiven gesprochen und gefragt, was sie von einem Verbot des bisherigen Budenzaubers  halten.

Hier könnt ihr selbst abstimmen!

Der VfB Lübeck veranstaltet am 25. Januar 2014 das erste Mal seit langer Zeit wieder ein eigenes Hallenturnier. Vorstandsmitglied Florian Möller sprach ausführlich über das pro und Contra zu dem Thema. Er sagte: „Zu allererst muss ich zugeben: Ich habe Futsal noch nie live gesehen geschweige denn selbst gespielt. Ich kenne Futsal nur beispielsweise aus Youtube-Videos. Das sah durchaus interessant aus.
Grundsätzlich fehlt mir momentan noch das Verständnis, warum man verbandsseitig so rigoros durchgreift. Wenn ich als Verein ein Turnier in der Halle durchführen will, muss es mir doch erlaubt sein, selbst zu entscheiden, ob ich Futsal oder Fußball spielen lassen will. Letztendlich machen wir das alle doch nur aus Spaß an unserem geliebten Sport, dem wir in den Wintermonaten aufgrund der Witterungsverhältnisse draußen nicht nachgehen können.
Mir ist keine andere Sportart bekannt, wo man plötzlich eine Form nicht mehr ausüben darf. Volleyball gibts in der Halle und am Strand, Tennis kann ich drin und draußen spielen und wenn ich Lust habe, ein Feldhandball-Turnier zu veranstalten, kann ich das auch machen. Wenn der DFB Futsal in den Vordergrund stellen will, ist das legitim und ich habe dafür durchaus Verständnis. Aber der DFB hat doch bestimmt genug Möglichkeiten, Vereinen gewisse Anreize zu geben, wenn sie sich im Winter für Futsal entscheiden. Im Moment habe ich eher einen Nachteil, weil ich beispielsweise höhere Schiedsrichterkosten habe oder die Hallen aufgrund ihrer Größe gar nicht die Voraussetzungen für Futsal bieten.
Ich hätte mir einfach mehr Diplomatie gewünscht. Man hätte die Vereine dazu befragen können, man könnte die offiziellen Verbandsturniere als Futsalturniere austragen, den Vereinen aber ihre eigenen Fußballturniere lassen. Oder man wäre Schritt für Schritt zunächst bei den Jüngsten damit angefangen und hätte die mit Futsal groß werden lassen können. Damit könnte man eine automatische Verbreitung erzeugen und hätte dann irgendwann einen Status mit umgekehrten Vorzeichen zu heute: Alle wollen nur noch Futsal spielen, weil sie unseren klassischen Hallenfußball gar nicht mehr kennen.
Zu unserem Hallenturnier: Wir spielen im Februar noch normalen Fußball. Da es derzeit noch eine einmalige Sache ist, habe ich mir diesbezüglich noch gar keine Gedanken gemacht, was daraus werden könnte.“

Für Dornbreites Vereinspräsident Jörg Haase steht auf jeden Fall fest: „Wir werden das nicht mitmachen. Die hohen Kosten, die Futsal mit sich bringt, sind nicht tragbar. Das lohnt sich nicht mehr. Außerdem geht die Attraktivität verloren. Die Zuschauer wollen Power und das ist beim Futsal nicht gegeben. Das gibt es dann nicht mehr. Viele Spieler finden das ebenfalls nicht ansehnlich. Ein Verbot auszusprechen halte ich für absolut falsch. Beach-Soccer gibt es ja auch. Wir werden neben unserem eigenen Turnier am 28.12. noch ein weiteres im nächsten Jahr machen und dann ist für uns Schluss.“

Am Sonntag machen die Teams beim Intersport-Profimarkt-Wintercup von Rot-Weiß Moisling ab 10.00 Uhr in der Hansehalle den Anfang des diesjährigen Hallenspektakels. Teams, die bis zur A-Klasse spielen, treffen auch auf das „Dreamteam“ vom KFV Lübeck, welches sich aus Schiedsrichtern des Förderkaders zusammensetzt. Schon mal eine interessante Geschichte am Vormittag, bevor es ab 16.00 Uhr neben dem Wanderpokal auch um zwei Startplätze für das Hauptturnier am 27.12.2013 geht. Neben dem Gastgeber von Rot-Weiß Moisling II und dem Titelverteidiger vom Lübecker SC, nehmen mit dem SC Rapid, dem TSV Siems, dem VfL Vorwerk und dem Eichholzer SV weitere Teams aus der Lübecker Kreisliga teil. Aus dem Kreis Ostholstein kommt die Mannschaft von Strand 08 II, sowie aus dem Lauenburger Kreis kurzfristig für Malente eingesprungen, GW Siebenbäumen II. Das Teilnehmerfeld wird durch die Hamburger-Vertreter ETSV Hamburg und Concordia II, sowie die Hallenspezialisten vom SV Hamberge, ergänzt, so dass sich die Zuschauer hier bereits vor den Weihnachtstagen mit Hallenfußball einstimmen können. Dennis Keske, Organisator des Moislinger Turniers in der Hansehalle sagte zu Verbot durch den DFB bei HL-SPORTS: „Wenn man sich die ersten Reaktionen anschaut, bin ich mir nicht sicher, ob der DFB mit dem Verbot in die richtige Richtung gedacht hat. Ich bin der Meinung, dass wir hier eigentlich von zwei unterschiedlichen Dingen sprechen und ein Verbot sich eher Kontraproduktiv auswirken wird.“

KFV-Schiri-Chef und zweiter Vorsitzender Boris Hoffmann (Martin-Redetzki-Cup – ehemals Masita-Cup) sieht die Sache wie folgt: „Die Reaktionen der Vereine sind doch sehr deutlich. Und um diese Interessen zu vertreten, werde ich mich entsprechend für einen Fortbestand einsetzen. Es hat von uns keiner etwas gegen Futsal, allerdings haben wir auch nichts gegen den klassischen Hallenfußball. Dann soll man beide Varianten weiter laufen lassen. Jetzt geht es doch auch, wie man sieht. Die Anzahl der teilnehmenden Mannschaften bei unseren Hallenturnieren sagt doch alles aus.“

HL-SPORTS möchte in einer Umfrage von allen Lesern wissen: „Futsal oder Hallenfußball?“ Stimmt hier gleich ab und solltet ihr etwas zu dem Thema loswerden wollen, Nutzt die Kommentarfunktion unter diesem Artikel.

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Und das sagen die Spieler dazu:

Julian Brückner (GW Siebenbäumen): „Ich finde es gut, das einzubauen aber für technisch schwächere Spieler sind die ganz normalen Turniere auch gut. Futsal, sollte nicht die Hallenzeit im Winter komplett übernehmen. Ich finde beides ganz nett. Aber komplett Hallenfußball zu streichen ist nicht gut.“

Philipp Kamke (Strand 08): „Ich habe vor ein paar Wochen das erste Mal Futsal gespielt und es hat mir richtig viel Spaß gemacht. Vielleicht lag es auch daran, dass wir mit unserer Truppe auf Anhieb Stadtmeister geworden sind. Hallenfußball an sich hat mir schon immer viel Spaß gemacht. Dass ab 2016 bei allen Hallenturniere Futsal gespielt werden soll finde ich nicht richtig. Ich denke, dass jeder Ausrichter individuell entscheiden sollte, ob er Futsal oder „richtigen“ Fußball spielt.“

Heiko Reinhardt (VfB Lübeck III): „Generell stehe ich Veränderungen positiv gegenüber. Futsal würde ich persönlich eine Chance geben, aber den Hallenfußball komplett zu verbieten finde ich nicht gut. Die Leute sollten selbst entscheiden können, ob sie das Eine oder das Andere spielen möchten. Vielleicht erkennt man ja dann ein Trend, was attraktiver ist oder Vielleicht ist es auch Altersklassen abhängig, welche Spielart eher angenommen wird.“

Kristina Kucharski (SG Ratekau-Strand 08): „Also ich halte nicht viel von Futsal, ich finde das ist eine ganz andere Sportart mit eigenen Regeln. Es soll das Spiel schneller machen, aber ich finde, dadurch, dass es keine Banden gibt und der Ball ständig im aus ist, verlangsamt es das Spiel. Alles das, was den Hallenfußball ausmacht, geht verloren. Schnelles und körperbetontes Spiel ist nicht mehr möglich. Dribbeln ist schwierig mit dem Ball, er springt nicht und lässt sich schlecht mitnehmen, weil er auch so klein ist. Das schlimmste allerdings ist, das auf Handballtore gespielt wird, es fallen viel weniger Tore und macht das ganze so einfach unattraktiv für den Zuschauer. Futsal sollte es als Sportart für sich geben und schon gar nicht auf vom Verband oder kreisangesetzten Turniere gespielt werden. Vor allem nicht auf Turnieren auf denen das technische Niveau nicht so hoch ist.“

Alexander Ciesler (RW Moisling): „Ich persönlich finde es nicht so gut ist das zu ändern, da halt nicht so viele versierte Techniker im Amateurbereich sind und dann auch nicht mehr so viele Tore fallen. Die Regeln sind komplett anders und sehr umfangreich und es dauert zu lange um es umzusetzen um zu sagen, dass wir Futsal spielen und der Schiri jedes zweite Ding abpfeift. Hallenfußball ist und bleibt für mich das bessere.“

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