Hamburg – Was für eine schwache Vorstellung des Hamburger SV am Sonntag in der 2. Bundesliga beim Heimspiel gegen den SSV Jahn Regensburg. Die Rothosen verloren gegen die bis dato auswärts punktlosen Bayern mit 0:5 (0:3). Gästestürmer Adamyan erzielte im ersten Durchgang einen lupenreinen Hattrick. Trotz der derben Heimklatsche bleibt der HSV Zweiter mit zwölf Punkten hinter dem 1. FC Köln (13).

Sechs Veränderungen zum Spiel in Dresden unter der Woche hatte HSV-Coach Christian Titz vorgenommen. Die Rotation kündigte er in den Englischen Wochen an. Neu in der Startelf standen Lacroix, die beiden wiedergenesenen Holtby und Ito, Hwang, Mangala und Steinmann.

Es waren keine drei Minuten gespielt, da sah Saller nach einem unnötigen Foul an Hamburgs Neuzugang Hwang in der deren Hälfte den gelben Karton. Die neuen Kräfte bei den Gastgebern mussten erst einmal stürmische Regensburger bändigen. Der SSV-Schlachtplan war schnell zu durchschauen. Sie suchten ihr Heil in der Offensive. Das half, denn ein Mega-Bock von Pollersbeck in der elften Minute brachte sie in Führung. Regensburgs Adamyan setzte nach und luchste dem HSV-Keeper den Ball an der Strafraumgrenze ab, schoss ins leere Netz. Drei Minuten später machte es Steinmann seinem Keeper nach, hatte Glück, dass Lacroix aufpasste und rettete die Situation vor Thalhammer, der sonst durch gewesen wäre. Der Jahn stand in der Abwehr felsenfest, ließ die Hamburger maximal nur bis zum Strafraum vordringen und lauerte auf Tempogegenstöße.

20 Minuten gespielt und die Hausherren hatten immer noch keine Torchance herausgespielt. Dafür nutzte Adamyan (21.) seine zweite Möglichkeit eiskalt. Aus halblinker Position im Strafraum versenkte er die Kugel zum zweiten Mal im HSV-Gehäuse. Sein Schuss wurde von Lacroix noch abgefälscht, so dass Pollersbeck keine Chance hatte, an den Ball zu kommen. Chefcoach Titz war sichtlich sauer, kickte seinen Stuhl um. Der Tabellenzweite wachte nun aus seinem Mittagsschläfchen auf und gab nach 27 Minuten den ersten Torschuss ab. Mangala, mit einem Aufsetzer aus 18 Metern, verfehlte den SSV-Kasten aber knapp.

Nach einer halben Stunde hatte Titz die Nase voll, reagierte und brachte Narey für Steinmann. Der nächste Schock ließ nicht lange auf sich warten. Mit einem lupenreinen Hattrick krönte Adamyan in der 35. Minute seine Leistung schon vor dem Seitenwechsel. Der SSV-Stürmer profitierte von einer Kopfballverlängerung, als er völlig frei am zweiten Pfosten das 3:0 erzielte. Beim HSV passte gar nichts und zudem war die Mannschaft nun völlig verunsichert. Ratlosigkeit machte sich breit.

Die harte Gangart der Gäste bemerkte nun auch Schiri Gräfe, der bei einem Foul von Correira an Hunt an der Strafraumgrenze erst zögerte und letztlich doch einen Strafstoß für den HSV gab. Das Übel nahm aber seinen Lauf, denn der Gefoulte selbst trat an und scheiterte an Jahn-Torhüter Pentke (40.). Der musste fast nichts machen, weil der Elfer des Kapitäns extrem schwach getreten wurde. Kurz danach legte Hwang für Hunt auf, der aus spitzem Winkel ganz knapp am rechten Pfosten vorbeischoss. Fußball ist ein Spiel mit Körpereinsatz. Das begriffen die Gastgeber und hielten nun zumindest kurzweilig dagegen. Prompt klappte es nach vorne etwas besser. Eine Flanke von Ito köpfte van Drongelen (44.) in die Arme von Pentke. In die Kabinen wurden die Rothosen zurecht mit Pfiffen begleitet.

Die Kabinenpredigt von Titz sollte Wunder bewirken. Die Hamburger wechselten und Lasogga (46.) ersetzte Holtby. Der Hattrick-Schütze aus dem letzten Heimspiel gegen Heidenheim sollte es nun richten – das ganze nun bei typisch Hamburger Wetter: Regen. Es wurde aber noch schlimmer für den Bundesliga-Absteiger.

Drei Minuten nach Wiederanpfiff hatte Adamyan (48.) seinen vierten Treffer auf dem Fuß, doch der Außenpfosten wusste dies zu verhindern. Auf der anderen Seite näherte sich Hunt (50.) dem Tor wieder einmal, doch sein Versuch aus acht Metern wurde abgeblockt. Nareys Schuss (52.) aus der Drehung landete aus sechs Metern in den Armen von Pentke. Dafür entschied Correira (53.) das Spiel zu Gunsten des Jahn. Eine Freistoßflanke von Geipl versenkte er aus Nahdistanz im linken Eck zum 4:0. Der HSV blieb ideenlos, hatte nichts gegen die gutgestaffelten Regensburger entgegenzusetzen. Die erste wirklich herausgespielte Torchance in Halbzeit zwei für den HSV gab es nach einer Stunde, als Hwang und Ito (62.) im Doppelpass agierten. Der Schuss von Ito zischte nur um Zentimeter am rechten Pfosten vorbei. Ein Kopfball von Lasogga (66.) nach einer Santos-Flanke ging ebenfalls einen Meter daneben. Auch eine Ablage von Lasogga auf Ito (68.) vor Pentke blieb in der SSV-Abwehr hängen. Der Japaner versuchte es mit einer Flanke kurz danach noch einmal, fand in der Mitte keinen Abnehmer. Regensburg zog sich immer weiter zurück, überließ dem HSV das Feld und machte nur noch das Nötigste. Ein weiteres Sinnbild des Hamburger Debakels war in der 74. Minute eine Aktion von Kapitän Hunt, der statt einem Abspiel auf den freien Ito wartete und am Ende das Leder ins Nirwana beförderte.

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Die Quittung gab es im direkten Gegenzug durch George, der aus 18 Metern das 5:0 erzielte. Grüttner (77.) hatte sogar noch das 6:0 auf dem Fuß, doch Pollersbeck fischte das Ding aus der Ecke. Hunt durfte danach mit Pfiffen vom Feld und machte für Janjicic Platz. „Einer geht noch, einer geht noch rein“ sangen die rund 1.000 Gäste-Anhänger, die sehnlich dem „Feierabend“ entgegenfieberten. Die HSV-Fans erwiderten mit „Mein Hamburg lieb ich sehr…“. Es war wohl das beste Rezept zu diesem Trauerspiel nach fünf Siegen in Folge in der 2. Liga für den Hamburger SV.

Wie viel Selbstvertrauen der SSV bei seinem ersten Auswärtssieg hatte, zeigte Adamyan drei Minuten vor Schluss, als er aus 30 Metern von der Seitenlinie aufs Tor schoss und das Außennetz traf. Das war die letzte Aktion der Partie, die Gräfe pünktlich abpfiff.

„Wir haben die volle Breitseite abgekriegt, wie wir uns das natürlich nicht vorgestellt haben. Es hat sich in den letzten Wochen ein bisschen angedeutet und ich will nicht so blauäugig durch die Saison gehen. Wir geben den Gegnern zu viele Torchancen, aber das haben wir unter der Woche schon mehr als deutlich angesprochen. Ich muss natürlich den Elfmeter reinmachen und es kann nicht unser Anspruch sein, dass wir jede Woche drei, vier oder fünf Gegentore bekommen“, sagte Kapitän Aaron Hunt nach dem Spiel.

Titz: „Wir haben in der ersten Halbzeit tatkräftig mitgeholfen, die Gegentore zu kassieren. Der Fehler zum 0:1 kann einem Torhüter mal passieren. Ich mache ihm da keinen Vorwurf und so etwas wird ihm sicher nicht noch einmal passieren. Wir haben die Standards schlecht verteidigt. Nach dem 0:3 wurde es nicht leichter, hatten aber trotzdem unsere Möglichkeiten. Mit dem 0:4 war das Spiel endgültig entschieden.“

Am kommenden Donnerstag geht es für den HSV zu Greuther Fürth. Danach steht das Stadtderby gegen den FC St. Pauli (30.9.) an.

Hamburger SV – SSV Jahn Regensburg 0:5 (0:3)
Tore: 0:1 Adamyan (11.), 0:2 Adamyan (21.), 0:3 Adamyan (35.), 0:4 Correira (53.), 0:5 George (75.)
Zuschauer: 44.716

So spielte der HSV: Pollersbeck, Lacroix, van Drongelen, Douglas, Holtby (46. Lasogga), Ito, Hunt (78. Janjicic), Hwang, Sakai, Mangala, Steinmann (29. Narey)

6. Spieltag:
Ingolstadt – St. Pauli 0:1
Sandhausen – Köln 0:2
Kiel – Bochum 2:2
Bielefeld – Berlin 1:1
Dresden – Darmstadt 4:1
Hamburg – Regensburg 0:5
Duisburg – Aue 1:2
Heidenheim – Fürth 2:0
Paderborn – Magdeburg 4:4

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