Hamburg – 0:0 im Hamburg-Derby zwischen dem HSV und St. Pauli. Alle Statistiken sind gezählt, alle Stimmen gehört. Wer hatte neben dem Platz die Nase vorne?

Choreografie: Der Punkt ging an den HSV, mit einem kleinen Minus. Trotz eines Überfalls von St. Pauli-Ultras und einer teilweisen zerstörten Choreografie gab es eine Blockfahne auf der Nordtribüne, die vom C- bis zum A-Rang zu sehen war. „Probiert es noch so verzweifelt, unsere Größe ist in Stein gemeißelt“, war zusätzlich in großen Buchstaben am Zaun geschrieben, doch dabei gab es einen kleinen Fauxpas. Statt „verzweifelt“ war „verzweifeifelt“ zu lesen.

Blaue Fahnen schmückten den Rest der Tribüne. Im Gästeblock gab es ebenfalls eine Fahne, doch die zeigte nur einen Totenkopf und die Abkürzung des Clubs „FCSP“. Dafür hatten alle Pauli-Anhänger weiße T-Shirts an.

Pyro: Hier hatten die Fans vom Millerntor einen deutlichen Vorteil. Ob das gut oder nicht gut ist, darf jeder selbst entscheiden. Fakt ist: Es ist verboten Bengalos im Stadion abzubrennen. St. Pauli hat es nicht interessiert. Der Gästeblock leuchtete zum Anpfiff in feuerrot. Beim HSV zündelte man zwar auch, doch hier gab es nur ein kleines Pyro-Ausmaß.

Stimmung: Laut waren die Pauli-Fans. Dafür, dass sie nur zehn Prozent des gesamten Stadions in Beschlag nahmen, waren sie deutlich zu verstehen. Dafür fehlte es an Konstanz. Das ist man eher nicht so gewohnt. Dauer-Support lieferte die Nordtribüne dafür. Der Punkt geht knapp an den HSV.

Ultras: Die lieferten sich über die kompletten 90 Minuten ein Insider-Spruchband-Duell. Immer wieder wurden auf beiden Seiten kleine Banner ausgerollt, die den jeweiligen anderen provozieren sollten. „Gestern Dino – heute Möwe – morgen Mikrobe!“ – „Eure Werte sind fast so stabil, wie eure Hools“ – „HSV: Liebe so käuflich wie in der Herbertstraße“

Polizei: Nach Eintreffen der FC-Fans im Stadion kam es am Übergang von der Süd- zur Westtribüne zu einem kleinen Zwischenfall. Rund 100 St. Pauli-Anhänger bewegten sich schnell Richtung Nordtribüne, wurden aber schnell daran von den Ordnungskräften gehindert. Weit kamen sie also nicht.

Zum Verlauf des Einsatzes die offizielle Pressemitteilung der Polizei wie folgt:

Gegen 09.10 Uhr wurde ein verdächtiges Fahrzeug auf der Max-Brauer-Allee Ecke Bei der Johanniskirche durch Polizeikräfte angehalten und der Fahrer überprüft. Bei ihm handelt es sich um einen sogenannten Gewalttäter Sport, der dem HSV-Umfeld zuzurechnen ist. Im Fahrzeug des 22-jährigen Deutschen wurden Pyrotechnik, Quarzhandschuhe und Vermummungsmaterial aufgefunden und sichergestellt. Gegen den Mann wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Er wurde nach Abschluss der strafprozessualen Maßnahmen in Anschlussgewahrsam genommen.

Gegen 09.30 Uhr wurden 36 Personen am U-Bahnhof Feldstraße angehalten und durch Polizeikräfte überprüft. Bei den Personen handelte es sich um Angehörige der Ultra-Gruppierung „St.Pauli-Warriors“ Dabei wurden 14 rote Sturmhauben, diverse Mundschutze sowie Handschuhe mit Einlagen gefunden und sichergestellt, die allerdings keiner der überprüften Personen konkret zugeordnet werden konnten. Die Personen wurden vor Ort entlassen.

Um 09.50 Uhr setzten sich etwa 3.000 Anhänger des FC St. Pauli in einem geplanten Fanmarsch vom Millerntorstadion zum S-Bahnhof Landungsbrücken in Bewegung.

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Zeitgleich bewegten sich knapp 500 Anhänger des HSV ebenfalls in einem Fanmarsch geschlossen vom HSV-Fanhaus in der Stresemannstraße in Richtung S-Bahnhof Diebsteich.

Hierfür waren jeweils kurzfristige Straßensperrungen erforderlich.

Die Anhänger des FC St. Pauli erreichten mit drei Sonderzügen der S-Bahn den S-Bahnhof Bahrenfeld und marschierten von dort wiederum geschlossen zum Volksparkstadion.

Gegen 11.50 Uhr wurde auf dem gegenüber dem Eingang Süd-West befindlichen Friedhofsgelände in der Nähe von Polizeikräften und Anhängern des FC St. Pauli Pyrotechnik aus einer Feuerwerksbatterie mit elektrischer Zündvorrichtung abgefeuert.

Unmittelbar vor Spielbeginn legte eine Gruppe von 25 bis 30 Personen im Gästefanblock Vermummung an und entzündete Bengalos. Nach Erlöschen der Bengalos wurde die Vermummung wieder abgelegt.

Gegen 15 Uhr kam es wiederholt zum Zünden von Pyrotechnik im HSV-Block 26A.

Nach Abschluss des Spiels setzen sich wiederum knapp 3.000 Anhänger des FC St.Pauli in einem geschlossenen Fanmarsch in Richtung S-Bahnhof Bahrenfeld in Bewegung. Nach erneutem Einsatz von Sonderzügen bis zum S-Bahnhof Landungsbrücken bewegten sich die Anhänger geschlossen zurück bis zum Millerntorstadion, wo sich der Fanmarsch auflöste.

Im Rahmen der Abwanderung konnten Polizeikräfte gegen 16 Uhr zwei Personen (26 und 49 Jahre) im Stadionumfeld vorläufig festnehmen, die zuvor im Gästefanblock Pyrotechnik entzündet hatten. Gegen beide Personen wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Das Spiel wurde parallel im Millerntorstadion als „Public Viewing“ vor knapp 15.000 Zuschauern übertragen. Die Veranstaltung verlief störungsfrei.

Insgesamt waren knapp 1.800 Beamte im Einsatz. Dabei wurde die Polizei Hamburg durch Beamte der Bundespolizei sowie Beamte aus Schleswig-Holstein und Bremen unterstützt.

Polizeipräsident Ralf Martin Meyer zum heutigen Einsatz: „Wir können sehr zufrieden mit dem Einsatzverlauf sein. Das Konzept der Fantrennung ist voll aufgegangen. Auch das Ausschöpfen aller polizeilichen Möglichkeiten in Hinblick auf gewaltbereite Anhänger der beiden Vereine hat sicherlich zum Erfolg des Einsatzes beigetragen. Ich möchte mich ausdrücklich bei den Hamburger Fußballfans bedanken. Sie haben mit ihrem heutigen Verhalten dazu beigetragen, dass Hamburg sich als Sportstadt gut präsentiert hat.“

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