
Der TSV Neustadt feierte in diesem Jahr die souveräne Meisterschaft in der Kreisklasse C. Nach dem Neuanfang im vergangenen Sommer war es der erste große Erfolg für die Mannschaft vom Gogenkrog. HL-SPORTS sprach mit dem Trainer und Fußballobmann des TSV. Es ging um die Meisterschaft, aber auch um die Zukunft.
Euphorie nach harten Jahren
Es waren harte Jahre für den TSV Neustadt, der zwischen hohen Ambitionen und einer Insolvenz eine schwierige Zeit durchmachte. Projekte wie die SG Neustrand sind gescheitert und hinterließen wenig Positives am Gogenkrog. So verschwanden die Ostholsteiner in der jüngeren Vergangenheit tief in der Bedeutungslosigkeit. Nun rief man allerdings im vergangenen Sommer zu einem Neuanfang auf. Es sollte wieder besser werden, denn der Standort gehört sicherlich nicht in die Kreisklasse C. Es wurde sich neu aufgestellt und eine neue Mannschaft aufgebaut. Unter der Leitung von Obmann und Cheftrainer Volker Brand entstand ein starker Kader. Zahlreiche bekannte Gesichter kehrten zurück und brachten nicht nur Erfahrung aus höherklassigen Ligen mit, sondern entfachten eine echte Euphorie in der Stadt. Namentlich Bennet Storm, Henner Nissen, Jasper Weidenthal, Fynn-Louis Schubert, aber auch Lucas Gülck, Torwart Yannick Weidenthal und noch mehr. Allesamt sind in der Region keine Unbekannten und vor allem in Neustadt nicht. Der Großteil trug bereits vor dem Absturz das schwarz-gelbe Trikot. Nun gab es das Comeback. Der sicherlich hochkarätigste Transfer war die Rückkehr von Tom Schilling. Dieser durchlief die Jugend mehrerer bekannter Adressen in Schleswig-Holstein. So schnürte er unter anderem die Schuhe für den VfB Lübeck, Holstein Kiel oder aber den SV Eichede. Doch auch in Neustadt spielte er zwischendurch, sowohl in der A-Jugend als auch für die damalige SG Neustrand. Mit mehreren Oberliga-, Landesliga- und Jugend-Bundesligaspielen hat der gelernte Verteidiger also trotz seines noch jungen Alters eine Menge Erfahrung. Seine Fähigkeiten machten sich auch in der vergangenen Rückrunde für den TSV bemerkbar. Im Mittelfeld sorgte er für eine nochmals höhere Qualität.
Talente blühen auf
Der Kader des TSV hat auch einige junge Spieler, denen die Zukunft am Gogenkrog gehört. Zahlreiche junge Kicker, die frisch aus der A-Jugend kommen, schafften den Sprung in den Herrenfußball. Sie zeigten bereits ihr Können und machen Mut für erfolgreiche Jahre. Dabei stechen mit Jonas Braun, Jannes Krüger oder auch Tom Mittag drei Offensivspieler heraus. Vor allem Braun entwickelte sich, nicht nur durch seine 13 Saisontore, zu einem klaren Stammspieler. Mit seinem hohen Tempo und der Fähigkeit im Eins-gegen-eins machte er es den Gegnern sehr schwer. Doch auch in der Defensive finden sich talentierte Youngster wieder. Moritz Weidenthal sorgt neben Fynn-Louis Schubert für enorme Stabilität. Mit seiner Körpergröße ist er zudem immer wieder ein Faktor bei Standardsituationen. Auf den defensiven Außen überzeugte unter anderem Lasse Waldow, der eine gute Entwicklung vollzogen hat und zu einem festen Bestandteil der ersten Elf wurde. Doch dies sind längst nicht alle. Weitere Talente haben im Laufe der Saison – und werden zur neuen Spielzeit – den Schritt in den Herrenbereich machen. Mit Lukas Schüler kam in den vergangenen Wochen bereits ein U19-Spieler zu ersten Ligaeinsätzen, und es werden weitere folgen.
Außergewöhnliche Werte
Vor der Saison riefen die Verantwortlichen ambitionierte, aber durchaus realistische Ziele aus. Kurzfristig war der Aufstieg in die Kreisklasse B die klare Vorgabe, langfristig möchte man sich gerne wieder in der Kreisliga etablieren. Das erste sportliche Ziel, den Aufstieg, hat man geschafft – und dies auf eindrucksvolle Art. Alle 14 Spiele wurden gewonnen, sodass am Ende nicht ein einziger verlorener Punkt dasteht. Hinzu kommt ein „irres“ Torverhältnis: 143 erzielte Tore, was im Schnitt zehn pro Spiel sind, stehen nur gerade einmal fünf Gegentoren gegenüber. Mehr kann man eine Liga wohl kaum dominieren. Solch ein Wert sucht in Schleswig-Holstein seinesgleichen. Zudem tragen sechs der sieben besten Torschützen der Liga das Trikot des TSV. Ein weiteres Ziel war, dass wieder mehr Zuschauer den Weg auf die Sportanlage finden. Im Sommer sagte Volker Brand im Gespräch mit HL-SPORTS: „Ich würde mir sehr wünschen, dass die Zuschauer wieder gerne zu uns kommen.“ Dies wurde in der Vergangenheit weniger, denn das Interesse an den Neustädter Herren war eher gering. Seit dem Sommer änderte sich dies allerdings. Die Euphorie, die durch den Neuanfang entfacht wurde, sprang auch auf die fußballbegeisterten Fans im Ort und der Region über. Die Zuschauerzahlen sind enorm gestiegen – sowohl am Gogenkrog als auch auf fremden Sportanlagen. Es erinnert stark an die Zeit vor diesen schweren Jahren, sodass das weitere, genannte Ziel von Brand ebenfalls abgehakt werden darf.
Über einen Monat kein Pflichtspiel
Mit Blick auf die Liga, der Kreisklasse C Südost, fällt allerdings auch auf, dass es eine ziemlich „spezielle“ Saison war – auch für den Meister. Es zogen gleich drei der elf Mannschaften mitten in der Saison zurück. Somit wurden einige Paarungen wieder annulliert und logischerweise im späteren Saisonverlauf gestrichen. Dies sorgte für mehrere Wochen ohne Spiel. So lag beim TSV zwischen der Partie gegen den VfL Bad Schwartau II (8.4.) und Sereetzer SV II (10.5.) mehr als ein ganzer Monat dazwischen. Dies war sicherlich einer der wenigen Negativpunkte in dieser Saison. Wenn allerdings gespielt wurde, dann war es meist eine deutliche Angelegenheit. Oftmals war zur Pause die Messe schon gelesen. Dennoch zeigten sich die Gegner häufig fair – trotz der am Ende deutlichen Klatsche. „Ehrentreffer“ wurden bejubelt wie eigene Siege. Fairness ist ebenfalls ein weiterer Punkt. So wurden die Neustädter nach dem letzten Heimspiel gegen den TSV Kücknitz III nicht nur zum Meister gekürt, sondern bekamen auch den „Fair-Play-Preis“. Mit neun gelben Karten und keinem einzigen Platzverweis in der Saison führten die Ostholsteiner die Fairnesstabelle an. Wie es mit der zweiten Herren weitergehen wird, soll der Sommer zeigen. Diese holte nur sieben Punkte in 14 Spielen. Einzig Dänischburg II (vier Punkte) sammelte weniger Zähler. Für die Zweite gibt es mit Blick in die Zukunft zwei Probleme. Zum einen wurde in diesem Jahr nur eine „Neuner“ gemeldet. Dies lag daran, dass der Kader für die Reservemannschaft relativ dünn war. Zwar kamen immer wieder junge Spieler in dieser zum Zug, dennoch wurde es meist eng. Das größere Problem ist sicherlich die Position am Spielfeldrand. Es hat sich noch kein Trainer für die Zweite gefunden, sodass dort derzeit nach einem Verantwortlichen gesucht wird.
Volker Brand im Interview mit HL-SPORTS
HL-SPORTS: Nun habt ihr den ersten Schritt gemacht. Wie fällt dein Saisonfazit aus? Was war besonders gut und wo gibt es noch Arbeit?
Volker Brand: Das Saisonfazit fällt sportlich nach einer ungeschlagenen Saison natürlich gut aus. Das Ziel Aufstieg wurde klar erreicht, und auch das Zusammenführen der einzelnen Spielergruppen – aus eigener Jugend, neu hinzugekommenen und wieder zurückgekehrten Spielern – zu einer Mannschaft hat gut geklappt. Viele Spieler haben sich in der letzten Saison persönlich weiterentwickelt, und das freut uns Trainer natürlich besonders. Daran wollen wir in der nächsten Saison weiterarbeiten, denn es wird nicht leichter werden.
HL-SPORTS: Was hat euch so stark gemacht in dieser Saison?
Volker Brand: Wir haben viele Spieler, die zuvor schon deutlich höher gespielt haben als die C-Klasse, und auch die jungen Spieler, mit denen ich ja letzte Saison Kreisligameister der A-Jugend wurde, haben ein sehr gutes Spielpotenzial. Ich bin der Meinung, dass unser Kader durchaus kreisligatauglich ist, und daher haben wir uns auch in vielen Vorbereitungs- und Freundschaftsspielen mit Gegnern aus der Kreisliga und teilweise höher gemessen. Wir haben individuell und mannschaftlich ein gutes Potenzial.
HL-SPORTS: Künftig spielt ihr Kreisklasse B, ist dort auch der Aufstieg das Ziel?
Volker Brand: Der Aufstieg in die A-Klasse ist das Ziel der kommenden Saison. Wir wollen ja noch weiter – der erste Schritt ist gemacht, und ich denke, wir sind da auf einem sehr guten Weg.
HL-SPORTS: Welche Rolle spielen die jungen Spieler in eurer Zukunftsplanung?
Volker Brand: Die jungen Spieler sind die Zukunft, daher spielen sie bei uns jetzt schon und zukünftig eine große Rolle, und wir als Trainer werden ihnen in ihrer persönlichen Weiterentwicklung auch in der neuen Saison große Aufmerksamkeit widmen. Es freut mich sehr, dass meine ehemaligen A-Jugendlichen den Sprung in den Herrenbereich größtenteils sehr gut gemeistert haben, und wir werden sie dahingehend weiter unterstützen. In der neuen Saison werden wir wieder Spieler aus der jetzigen A-Jugend bei uns integrieren, und ich freue mich auf die Arbeit auf dem Platz mit den Jungs.
HL-SPORTS: Wie wird es ab Sommer mit der Zweiten weitergehen?
Volker Brand: Die 2. Herren ist für uns sehr wichtig. Leider haben wir bis jetzt trotz intensiver Suche noch keinen festen Trainer für die Mannschaft gefunden. Das ist noch eine wichtige Baustelle, die wir bearbeiten müssen. Mittelfristig möchten wir auch mit der 2. Herren erfolgreicher werden. Als ein Ziel für die kommende Saison würde ich mir wünschen, dass die Mannschaft als 11er-Mannschaft spielen kann und nicht nur als 9er-Mannschaft.
HL-SPORTS: Wie sieht die Planung langfristig aus? Wohin soll es in den nächsten Jahren gehen?
Volker Brand: Wir haben uns als mittelfristiges Ziel für die nächsten drei Jahre den Aufstieg bis in die Kreisliga gesetzt, und wir sind überzeugt, dass das mit unserem Kader machbar ist. Was danach kommt, muss man dann entscheiden. Ich denke, dass wir durchaus das Zeug dazu haben, noch weiter zu kommen. Aber wir machen einen Schritt nach dem anderen. Wir als Trainer wollen unsere Spieler und die Mannschaft weiterentwickeln, wir wollen attraktiven Fußball spielen, und wir möchten, dass die Neustädter Bock haben, zum Gogenkrog zu kommen und uns zu unterstützen. Das haben wir diese Saison schon gut wieder hinbekommen, ist aber gerne noch ausbaufähig.
HL-SPORTS: Wie nimmst du die Entwicklung wahr, dass die Menschen wieder gerne und in großer Zahl zu den Spielen des TSV kommen?
Volker Brand: „Es freut uns total, dass wieder mehr Menschen zum Gogenkrog kommen, um uns zu sehen. Viele alte Neustädter Fußballfans haben wir in dieser Saison wieder gesehen und viel positives Feedback für unsere Arbeit bekommen. Das tut natürlich sehr gut, und auch unser gemütliches Beisammensein nach unserem letzten Heimspiel hat uns gezeigt, dass wir wieder viele Fans und Unterstützer (zurück)gewonnen haben, und wir freuen uns über jeden einzelnen sehr. Das möchten wir gerne festigen und weiter ausbauen, und wir wünschen uns, dass die Neustädter wieder mit Stolz auf ihre 1. Herrenfußballmannschaft schauen.“
Die Tabelle der Kreisklasse C Südost
1. | TSV Neustadt | 14 | 143 : 5 | 42 |
2. | Sereetzer SV II | 14 | 46 : 28 | 30 |
3. | MTV Ahrensbök II | 14 | 58 : 46 | 25 |
4. | TSV Kücknitz III | 14 | 39 : 43 | 22 |
5. | TSV Ratekau | 14 | 31 : 45 | 20 |
6. | VfL Bad Schwartau II | 14 | 29 : 62 | 12 |
7. | TSV Neustadt II (9er) | 14 | 22 : 72 | 7 |
8. | TSV Dänischburg II | 14 | 23 : 90 | 4 |
9. | SG VRB Concordia III zg. | 0 | 0 : 0 | 0 |
9. | TSV Kücknitz II zg. | 0 | 0 : 0 | 0 |
9. | TSV Pansdorf IV zg. | 0 | 0 : 0 | 0 |