Lübeck – Es ist weit bekannt, dass der Frauenfußball noch immer klar hinter der maskulin dominierten Fußballwelt hinterherhinkt. Insbesondere beim FFC Oldesloe musste man das in der vergangenen Zeit so wahrnehmen. Eine Kooperation mit dem VfB Lübeck scheiterte, ein sportlicher sowie finanzieller Abstieg in die Viertklassigkeit kam hinzu. Spielerinnen wurden zu Leidtragenden, die sich auf höherklassigen Fußball freuten und enttäuscht wurden. Kurzfristige Wechsel wurden von Verbandsseite nicht zugelassen (HL-SPORTS berichtete).

Nun steckt der Stormarner Club schon wieder in der Bredouille. In der SH-Liga auf dem letzten Tabellenplatz, sportlich mit vier Punkten auf dem Weg vom einstigen Vorzeige-Club der norddeutschen Frauen in Richtung Bedeutungslosigkeit. FFC-Vize-Präsident Dennis Schlawin gibt sich kämpferisch und sagte gegenüber HL-SPORTS: „Wir werden nicht aufgeben!“

Zudem kam im Winter wieder ein Aderlass an drei Spielerinnen hinzu, so dass die FFC-Verantwortlichen handelten und sich ihre jahrelange Ausbildung entlohnen lassen wollten.

Ein aktueller Fall aus Eichholz zeigt jedoch, dass wir auch schon hier in den Niederungen des Fußballs angekommen sind.

Der Fall Yasemin Evci (Foto) und ihr Wechsel vom FFC Oldesloe zum klassentieferen Eichholzer SV sorgt derzeit ein wenig für Aufregung. Weniger der Wechsel, sondern vielmehr die Begleitumstände.

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Die Spielerin verließ zur Winterpause entnervt den derzeit stark gebeutelten FFC Oldesloe, der wiederum die Freigabe verweigerte. Dieses stellt an sich einen rechtlich unantastbaren Vorgang dar. Die Frage nach dem Sinn und der Moral soll hier nicht weiter beleuchtet werden. Unstrittig ist auch, dass bei einem Wechsel in der Sommerpause eine Zustimmung nach Zahlung einer gem. § 5 MePaWe festgelegten „Ausbildungsentschädigung“ in Höhe von 250 Euro automatisch erteilt wird.

Wie nun heraus kam, wurde in dieser Winterpause vom Eichholzer SV eine vergleichbare Summe nach Oldesloe gezahlt, um die Freigabe nachträglich zu erwirken. Wir sind also genau dort angekommen, was den Breitensport kaputt macht: Ablösezahlungen auf unterer Frauen-Ebene. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich diese Handhabung nicht weiter auswirkt und Nachahmer findet. Für den Eichholzer SV – unumstritten ein aufstrebendes junges Team mit enormem Potential – könnte es dahingehend Auswirkungen haben, als dass die weiteren im Sommer zu erwartenden Neuzugänge ebenso per Ablöse „freigekauft“ werden müssen. Die Spirale fängt an zu drehen…

Schlawin verteidigte die Gangart, die einem Verein zusteht: „Die Spielerinnen, die uns jetzt im Winter verließen, haben eine hervorragende Ausbildung bei uns genießen können. Wir werden sie schmerzlich vermissen, da sie uns mit ihrer Qualität einfach in der jetzigen Situation auch fehlen. Man vergisst, dass auch Trainer nicht kostenlose sind, die die Vereine entlohnen müssen um eben genau solche Talente fördern zu können.“

Eichholz-Trainer Hanifi Demir wollte sich zu dem Thema nicht äußern, dafür freut er sich auf das erste Testspiel am heutigen Abend: „Wir freuen uns mit unseren vier Neuzugängen in die Vorbereitung zu starten und um 19.30 Uhr zu Hause gegen den Walddörfer SV aus Hamburg zu schauen, wo wir nach dem Winter stehen. Es wird mit Sicherheit viel ausprobiert werden, aber dafür sind solche Spiele ja da. Wichtig ist, dass alle Spaß haben und den Eindruck habe ich vor der Partie. Unsere Hallensaison ist ganz gut gelaufen und das wollen wir auch auf dem Feld weiter ausbauen.“

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