Hamburg – Drei Tage sind es noch bis zum Derby des Hamburger SV beim FC St. Pauli (Montag, 20.30 Uhr). Einer, der den Norden kennt, hier wohnt und seine Karriere ganz in der Nähe ausklingen ließ, ist Dirk Bremser (Foto). Der Co-Trainer der Rothosen stand HL-SPORTS Rede und Antwort, wobei es nicht nur um den Fußball geht, sondern einen Blick in den Menschen Dirk Bremser wirft. Heute, Morgen und Übermorgen könnt ihr den Drei-Teiler bei uns lesen. Jeweils um die gleiche Zeit.

HL-SPORTS: Hallo Dirk, deine ersten Schritte als Trainer hattest du beim VfB Lübeck. Wie viel verbindet dich noch mit dem Club, gerade jetzt zum 100-jährigen Jubiläum der Grün-Weißen?

Dirk Bremser: Schon sehr viel. Erstmal haben meine Frau und ich damals entschieden, dass unser Lebensmittelpunkt in Ostholstein liegt und uns schon bewusst gemacht, dass es ein schönes Fleckchen Erde ist, wo unsere Söhne wohlbehalten aufwachsen können. Grundsätzlich ist es schön, weil wir dort wohnen, wo andere Urlaub machen. Mit dem VfB Lübeck verbindet mich schon sehr viel, da sich mir dort die Möglichkeit bot als Spieler aufzuhören, danach weiter im Fußball zu bleiben und als Trainer zu arbeiten. Das kam vor allem dadurch, weil ich persönliche Kontakte hatte, vor allem zu Klaus Borchert, der damals Teammanager war, Jürgen Springer und Molle Schütt. Sie wollten mich damals unbedingt als Co-Trainer zu Uwe Erkenbrecher zurückholen. Es war für mich eine schwierige Entscheidung, da ich damals noch beim großen Konkurrenten Holstein Kiel spielte. Dort hatte ich ein sehr gutes Jahr, verstand mich mit den Verantwortlichen sehr gut und hätte dort ebenfalls bleiben oder mit unserem damaligen Trainer Michael Lorkowski nach Osnabrück in die 2. Liga wechseln können. Allerdings habe ich mich für das damals wirtschaftlich unattraktivste entschieden, um selbst zu entscheiden, wann ich meine aktive Karriere beende. Für die Möglichkeit als Trainer beim VfB Lübeck einzusteigen, bin ich dem Verein bis heute sehr dankbar. Man hat mir dort sehr viel gegeben und ich denke, dass ich dem Verein auch einiges zurückgegeben habe. Es war eine schöne und lehrreiche Zeit. Die ersten Schritte als Trainer, auch mit Dieter Hecking und das Ganze unter wirtschaftlich schwierigen Bedingungen. Wir haben dort sehr viel aufgebaut und letztlich unsere Trainerkarriere vorangetrieben. Darauf können wir heute sehr stolz sein, denn dort hat alles angefangen. Ich verfolge den Verein naturgemäß, weil meine Familie und ich eben dort wohnen. Ich hoffe zum 100-jährigen, dass sie endlich den Sprung in die 3. Liga schaffen und in die Ferne geschaut, sogar wieder in der 2. Liga dabei sind. Das gönne ich dem Verein, der Stadt, den Fans und wünsche viel Glück dabei.

HL-SPORTS: Du hast es ja gerade schon angesprochen. Du wohnst zwar in Hamburg, hast allerdings ein Haus an der Ostsee und die Nähe zur Familie ist damit deutlich geringer als noch in der Vergangenheit. Wie oft bist du zuhause und sitzt auf deiner Terrasse?

Dirk Bremser: Im Moment ist das natürlich sehr schön, weil das 15 Jahre weniger der Fall war. Nun durch unseren Wechsel zum HSV ist es mehr geworden. Das kommt natürlich dem Privatleben absolut zugute. Nicht nur in der Sommerpause, sondern auch mal an Wochenenden. Ich bin sehr stolz auf meine Frau und meiner Familie sehr dankbar, dass sie mir immer den Rücken freigehalten haben. Ich glaube, dass es jetzt eine Belohnung für die vergangenen Jahre ist. Da wir schon aufgrund der geographischen Lage, aber auch insgesamt für den Verein, immer eine Affinität zu Hamburg und dem HSV hatten und aus Lübecker Sicht damals immer hochguckten, hatten Dieter und ich immer mal die Vorstellung, dass wir diesen Verein trainieren wollen. Letztlich ist es schön, dass es jetzt geklappt hat.

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HL-SPORTS: In deiner Zeit als Interimscoach beim VfB hast du Dieter Hecking kennengelernt. Wie war das damals – hat es gleich „gefunkt“?

Dirk Bremser: Es war damals gar keine einfache Situation, da ich nach Lübeck zu Uwe Erkenbrecher geholt wurde. Uwe ist damals mitten in der Saison zu Greuther Fürth gewechselt und wollte mich eigentlich mitnehmen. Doch ich entschied mich, in Lübeck zu bleiben und war dort fünf Monate Cheftrainer. In dieser Zeit war Klaus Borchert, zu dem ich heute noch guten Kontakt habe, aufgrund damaliger Krankheit nicht so häufig da – er war mein erster Ansprechpartner und eine sehr große Hilfe. Ich hatte keinen Co-Trainer und wir waren relativ erfolgreich, gingen als Tabellenführer in die Winterpause. Und in dieser Zeit habe ich mich mit dem Verein zusammengesetzt, sodass ein neuer Trainer dazukommen soll und muss. Wir haben uns dann ausgetaucht, welchen Charakter er hat und welche Art von Trainer es sein soll. Mein Vorschlag war Dieter, obwohl ich ihn damals nur als Gegenspieler aus früheren Spielen oder als Trainer des SC Verl kannte. In der Hinrunde hatten wir gegeneinander gespielt. Die Art, wie er gespielt hat und wie ich ihn kennenlernte, könnte gut als Trainerteam für den VfB Lübeck passen. Der Verein hat sich in der Winterpause mit Dieter zusammengesetzt und ich Anfang des Jahres. Da spürte man schon die gleiche Philosophie und Art, eine Mannschaft zu führen und die gleiche Wahrnehmung vom Fußball. Irgendwann wurde eine Einigung erzielt und seit Ende März 2001 arbeiten wir zusammen. Am Anfang war es gar nicht so einfach für mich, weil ich fünf Monate für alles alleine zuständig war und Entscheidungen traf. Dann kam Dieter auf meinen Wunsch dazu. Er war der Chef, wie heute auch noch und ich der Co-Trainer. Ich musste mich ja wieder etwas zurücknehmen, da er die Entscheidungen traf. Aber er hat mir von Anfang an immer das Gefühl und die Verantwortung gegeben, dass ich wichtig bin, immer noch Entscheidungen treffen kann, mit Rat und Tat zur Seite stehe und meine Vorstellungen einbringen konnte. Das ist bis heute noch so. Das ist ein sehr eingespieltes Team und mittlerweile ist daraus eine Freundschaft geworden.

>>> Morgen geht es weiter mit dem 2. Teil des Interviews. Dort gehen wir auf Stilmittel ein, um erfolgreich zu sein und die genaue Zusammenarbeit zwischen Chef- und Co-Trainer. Bleibt dabei und abonniert auch unsere Social Media-Kanäle. <<<

Foto: Dirk Bremser kehrte mit seinem Ex-Verein Borussia Mönchengladbach im vergangenen Jahr zu einem Testspiel dorthin zurück, wo alles anfing – nach Lübeck.

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