Lübeck – Der Trend, dass immer mehr Vereine weniger Mannschaften melden, nimmt im Land einen dramatischen Zuwachs. Hier hat der Schleswig-Holsteinische-Fußballverband (SHFV) vor einiger Zeit ein Thesenpapier versandt, in dem man ab 2016 statt der 13 lokalen Gremien, eine Zusammenlegung favorisiert und daraus nur noch sechs Regionalverbände machen möchte.

Eine heißgehandelte Option ist zur Zeit die Verschmelzung der Kreise Lübeck und Lauenburg.

Das platzte in Lübeck wie eine Bombe, denn ursprünglich war angedacht, Lauenburg mit Stormarn fusionieren zu lassen. Die Stormarner sollen aber nun mit Segeberg zusammengelegt werden.

Die geplanten Regionalverbände:

Schleswig-Flensburg und Nordfriesland
Dithmarschen und Steinburg
Rendsburg-Eckernförde, Kiel und Neumünster
Plön und Ostholstein
Stormarn und Segeberg
Lübeck und Herzogtum Lauenburg

Der SHFV weiß, dass dieses Thema in den Untergliederungen sehr sensibel anzupacken ist und setzt auf eine Zentralisierung in Kiel durch hauptamtliche Mitarbeiter. Das soll auch die Ehrenamtler, deren Zahl rückläufig ist, in den Kreisen entlasten.

Ein schmaler Grat, obwohl die Auflösung der Kreisverbände nicht gleichzusetzen sein soll mit der Zusammenlegung der Kreisligen. Die Verbandsligen sowie die SH-Liga sollen nicht angetastet werden. Hauptsächlich ist die Verringerung der unteren Verbände eine Entschlackung der Organisation, die dann über Kiel gesteuert werden soll.

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Nicht nur in Steinburg und Dithmarschen soll sich Widerstand regen, der eine Zusammenlegung ablehnt. Ein vorgeschlagenes Treffen der Lübecker mit den Lauenburgern in Breitenfelde Mitte Februar wurde von Seiten der Hansestädter abgesagt. Seitdem herrscht Funkstille.

Boris Hoffmann (Foto), stellvertretender KFV-Vorsitzender in Lübeck, fand gegenüber HL-SPORTS deutliche Worte: „Dass einige Kreise Hilfe benötigen, ist nicht von der Hand zu weisen. Dennoch habe ich ein Problem damit, diese Reform in allen Kreisen wie vorgeschlagen anzuwenden. Die Art und Weise wie hier etwas mit aller Macht vorangetrieben werden soll, stößt ja nicht nur bei uns Lübeckern auf Ablehnung.  Es wird eine Projektgruppe namens PZE ins Leben gerufen, um die Welt zu verbessern. Makaber jedoch ist, dass dieses Ergebnis schon weit vorher festgestanden hat. Als ich vor gut einem Jahr das schon mal aus Kieler Kreisen gehört habe, konnte ich noch lachen. Dass es jetzt dennoch zu so einem Vorhaben kommen soll, hätte ich nicht erwartet. Zum Thema jedoch sei gesagt: Damals wurden aus ähnlichen Gründen die Bezirke abgeschafft. Jetzt sollen die wieder her, nur mit einer Namensänderung? Regionen heißt das neue Zauberwort? Dann scheint ja seitdem einiges verkehrt gelaufen zu sein".

Es bedarf demnach einiger Aufklärungsgespräche, wie man diese Reform vorantreiben möchte. Hoffmann bringt es auf den Punkt: „Das eigentliche Problem wird mit so einer Reform aber nicht gelöst. Es werden immer mehr Zusammenschlüsse folgen. So kann es durchaus sein, dass Seniorenmannschaft A in Region 1 spielt, die zweite wird jedoch in Region 2 zugeteilt und vielleicht spielt eine Jugendmannschaft noch in Region 3. Staffelleiter der Kreise gibt es dann ja nicht mehr, das sollen zwei hauptamtliche, bezahlte Personen für alle Staffeln in Kiel steuern? Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen,  dass dieses nicht funktionieren kann. Außerdem geht die ganze Identifikation verloren. Das halte ich für eine Gefahr für den Amateurfußball! Die Problematik fängt doch ganz unten an. Die F-Jugend spielt ohne Punkte, praktisch ohne Wettkampf.“

Der KFV-Vize ist nah an der Basis und spricht die möglichen Probleme an: „Was die Vereine davon halten, sieht man doch: Es wurde in diesem Bereich eine eigene Soccerliga gegründet. Über 30 Teams spielen um Punkte,  Preise etcetera in Soccerhallen. Irgendwas läuft hier verkehrt. Im Spielbetrieb spielt man auf Kleinfeld, die E-Jugend spielt auf größerem Kleinfeld, die D-Jugend auf einem noch größeren Kleinfeld. Das scheint die Revolution zu sein, die bloß kein Mensch mehr versteht, da es zu kompliziert geworden ist. Begründung? Der DFB will es so. Nehmen wir das Beispiel Kreisliga: kaum ein Aufsteiger konnte sich in den vergangenen Jahren in der Verbandsliga halten. Warum? Auch hier muss ich kein Prophet sein, es fehlt zwischen beiden Klassen eine Staffel. Wie wäre es mit einer Kreisoberliga? Dafür muss ich die Kreise nicht auflösen, im Gegenteil.“

Auch zum Thema Futsal und einem „Verbot“ des Hallenspektakels bezieht der Lübecker Schiri-Chef eine eindeutige Position und sagte: „Jetzt will man die Hallenfußballturniere auf Futsal umstellen. Warum? Futsal ist eine schöne Sportart. Aber warum gutes abschaffen und zum anderen zwingen wollen? Ist das zeitgemäß? Man könnte hier etliche Beispiele bringen, um die ganze Problematik anzupacken. Die PZE hatte für die Ausarbeitung über ein Jahr Zeit. Die Umsetzung soll innerhalb kürzester Zeit erfolgen? Warum? Dann lieber die Vereine einbeziehen und ein sinnvolles Konzept erarbeiten und sich dafür ausreichend Zeit lassen.“

Nachdem sich Hoffmann Luft verschaffte, blickt er weiter in die Zukunft: „Ich bin gespannt, was da auf uns noch zukommt. Es ist sicherlich nicht alles schlecht in dieser Reform. Man sollte sich vor Erneuerungen auch nicht verschließen. Aber so wird die Reform zum klassischen Eigentor!“

Im November soll es nach diversen Info-Veranstaltungen zu einem finalen Konzept kommen.

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