Lübeck – Die grünweiße Party am Freitagabend wurde durch eine Entwicklung der letzten Wochen etwas getrübt. Fans hatten in der vergangenen Zeit immer wieder auf sich aufmerksam gemacht, was dem Verband nicht entging. Darauf reagierte der Club vor dem Heimspiel gegen TuRa Meldorf (2:1) und sperrte die „Alte Holze“ für den Tagesticketverkauf, so dass nur Dauerkarteninhaber Zutritt bekamen. Das empfanden die Fans, die sich seit geraumer Zeit dort aufhielten, als Anlass dafür ihren Protest in „auf den Kopf hängenden Bannern“ und dem Oberbegriff „Unerwünscht“, auszudrücken. Immer wieder fordern bundesweit Fans die Legalisierung von Pyro-Technik. Es gibt positive Beispiele, wie in Norwegen und Österreich. Dort ist unter Auflagen das Abbrennen von Pyro-Technik erlaubt. In Deutschland ist es jedoch nach wie vor verboten.

In einer Erklärung des VfB Lübeck zu der Maßnahme vom Freitag heißt es wie folgt:

Von Kollektivstrafen und Solidarität oder auch:
von Desinformation und Halbwahrheiten

Eins vorab: Der VfB Lübeck ist stolz auf seine Fans, allerdings nicht kollektiv auf alle, sondern auf die weit überwiegende Mehrheit, die in der Insolvenz des Vereins Verantwortung übernommen und die Mannschaft in dieser Saison phantastisch unterstützt hat. Nicht solidarisch sind wir allerdings mit einer Handvoll Leute, die es immer wieder schaffen, dem VfB Lübeck zu schaden und anderen durch bewusste Fehlinformationen weiß zu machen, dass alle anderen alles ‎falsch machen, außer sie selber, versteht sich. Was also ist tatsächlich in den letzten Wochen passiert?

Nach einer vom Fanauftreten her phantastischen Hinrunde scheint einigen langweilig geworden zu sein, denn gegen den VfB Lübeck sind seit der Winterpause nunmehr drei Sportgerichtsverfahren eingeleitet worden. War der erste Anlass (Rauchbombe in Preetz) noch recht harmlos, so war der zweite Anlass absolut inakzeptabel. Wir erinnern uns: beim Heimspiel gegen die Husumer SV erfolgte zunächst im G6 ein massiver Einsatz von Bengalos im Rahmen einer Choreo. Während des Spiels wurde dann auf der Alten Holztribüne ein oder vermutlich mehrere Nebeltöpfe gezündet. Nun muss man eigentlich kein Nobelpreisträger sein und trotz aller Solidarität in der Lage sein, zu erkennen, dass Holz möglicherweise Feuer fangen kann. Wir jedenfalls benennen den Einsatz von Pyrotechnik auf einer Holztribüne als das, was es auch ist: eine kriminelle Handlung, die Leib und Leben der Zuschauer gefährdet. Dabei bedauert der VfB Lübeck, dass bei dieser Aktion einer der mehreren älteren Zuschauer, die die Tribüne nicht schnell genug verlassen konnten, durch den Rauch verletzt wurde und das Krankenhaus aufsuchen musste. Dieser Zuschauer und andere Besucher, die seit Jahrzehnten auf der Alten Holztribüne sitzen, haben uns gegenüber geäußert, dass die altehrwürdige Tribüne ein solches Betragen wie beim Husum Spiel nicht verdient hat. Diese Aussage findet unsere uneingeschränkte Solidarität.

Als Konsequenz aus diesen Vorfällen hat der VfB Lübeck nicht nur eine Geldstrafe erhalten, sondern uns wurde für den Wiederholungsfall ein Punktabzug angedroht. Die Gefahr eines Punktabzuges und weitergehender Strafen ist nun akut, nachdem wegen des Spiels am letzten Wochenende wiederum ein Verfahren gegen den VfB Lübeck eingeleitet wurde. Wir hätten uns gewünscht, dass man sich solidarisch mit unserer Mannschaft verhält und diese nicht der Gefahr aussetzt, dass ihre grandiose Saison durch Punktabzüge getrübt wird.

Wir haben u.a. wegen der Vorfälle im Spiel gegen Husum um eine Fanbeiratssitzung gebeten, die am vergangenen Freitag stattgefunden hat. Dabei hatten wir an die Fanvertreter kommuniziert, dass wir eine Teilnahme der auf der Alten Holze sitzenden Fangruppen begrüßen würden. ‎Von den betreffenden Gruppen erschien niemand. Daraufhin hatten wir auf der Fanbeiratssitzung darum gebeten, einen Gesprächstermin mit einem der führenden Köpfe zu vermitteln und auch selbst über Dritte versucht, einen Kontakt herzustellen. All das blieb erfolglos, weil von der anderen Seite keine Gesprächsbereitschaft bestand.

Bei der Vorbereitung des heutigen Spiels war die Frage zu beantworten, ob eine erneute Pyroaktionen auf der Alten Holztribüne ausgeschlossen werden kann. Da die Aktion aus dem Husum-Spiel in einem Beitrag auf der Homepage einer der auf der Alten Holztribüne vertretenen Gruppen auch noch gefeiert wird und jegliche kritische Auseinandersetzung mit dem Einsatz von Pyrotechnik auf der Holztribüne fehlt und ein Kontakt zu diesen Gruppen nicht hergestellt werden konnte, konnten wir nicht guten Gewissens davon ausgehen, dass vom Einsatz von Pyrotechnik abgesehen wird. Im Einklang mit den Empfehlungen von Polizei und Feuerwehr haben wir uns daher entschlossen, keine Tageskarten für die Alte Holztribüne zu verkaufen.

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AOK

Festhalten möchten wir auch, dass es sich bei der Alten Holztribüne nicht um einen Fanblock handelt. Vielmehr haben die dort sitzenden Gruppen die Tribüne in dieser Saison aus freien Stücken für sich in Beschlag genommen. Mit dem Verein ist dies in keiner Weise abgesprochen. Die eigentlichen Fanbereiche sind der G 6 Block und die Pappelkurve.

Schließlich ist hervorzuheben, dass der VfB Lübeck in dieser Woche bezüglich der Fangruppen auf der Alten Holze genau zwei Maßnahmen getroffen hat: Einmal haben wir einem Angehörigen der dortigen Fangruppen sein Hausverbot aufgehoben. Und dann haben wir diese Gruppen gebeten, sich Karten für die bestehenden Fanblöcke zu kaufen. Bei derart einschneidenden Maßnahmen kann man schon mal solidarisch sein.

Ende der Pressemitteilung.

HL-SPORTS fragte beim Vorstand nach:

Andreas Popien sagte am Freitagabend dazu: „Ich bin enttäuscht von diesen Aktionen. Viele haben mitgeholfen, dass wir uns wieder ein gutes Image erarbeitet haben und wir wollen das genau so weiter fortführen. Auf einer Holztribüne Pyros abzubrennen ist einfach unverzeihlich und schadet diesem guten Weg. Wir haben aber heute Abend Gesprächsbereitschaft signalisiert bekommen und sind weiterhin zum Dialog bereit. Auch die Geldstrafen tun dem VfB weh. Das ist nicht gut. Und das Schlimmste ist, dass wir einen Verletzten zu beklagen haben. Da hört der Spaß wirklich auch. Das müssen alle verstehen.“

Sein Vorstandskollege Thomas Schikorra, der immer ebenfalls sehr fanorientiert ist, wollte sich zu dem Thema gar nicht äußern. Er sagte nur: „So wie wir denken, haben wir in unserer Erklärung mitgeteilt. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“

Hier geht es zum Spielbericht.

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