Hamburg – Zu schweren Auseinandersetzungen kam es vor, während und nach dem Bundesligaspiel Hamburger SV gegen FC Bayern München am Samstag um und in der Imtech-Arena. HL-SPORTS hat alle Stellungnahmen der Polizei und der Fan-Vertreter zusammengefasst. Bei den Vorfällen wurden über 200 Personen vorläufig in Gewahrsam genommen und sechs Polizisten verletzt. Wie viele Verletzte es unter den Fans gab, ist nicht bekannt. HL-SPORTS gegenüber berichteten Augenzeugen im Stadion von vielen Fans, die durch den Pfefferspray-Einsatz Verletzungen erlitten. Eine offizielle Zahl gibt es hierzu nicht. Die Frage, die sich nun stellt: War der Polizeieinsatz im Stadion (Foto) gerechtfertigt? Und: Warum wurden überhaupt „A.C.A.B“-Spruchbänder (HL-SPORTS berichtete) im Stadion aufgehängt? Fragen, mit denen sich der abstiegsbedrohte Bundesliga-Dino jetzt noch zusätzlich beschäftigen muss – neben der sportlichen Talfahrt. 

Der Polizeibericht:

"Vor dem Spiel suchten ca. 150 Hamburger Fans im Bereich des S-Bahnhofes Eidelstedt eine Auseinandersetzung mit Münchener Fans. Starke Polizeipräsenz konnte dies verhindern.
Daraufhin erhielten die Gästefans früheren Einlass in das Stadion. Polizeibeamte nahmen 24 heimische Fans in Gewahrsam, da sie versuchte hatten, in der Ottenser Straße Barrikaden zu errichten. Dabei mussten die Beamten mehrfach den Schlagstock einsetzen. Bei der Durchsuchung der in Gewahrsam genommenen Personen wurden neben sogenannten Polenböllern auch Vermummungsgegenstände sichergestellt.
Ein weiterer HSV-Anhänger wurde aufgrund seines aggressiven Verhaltens an der „Rampe Nordost“ in Gewahrsam genommen. Als Reaktion darauf bewarfen HSV-Anhänger die Einsatzkräfte mit Flaschen. Dabei wurden zwei Polizeibeamte verletzt.
Unmittelbar vor dem Spiel brachten Ultrafans im Stadion zwei Transparente mit dem Tenor „A.C.A.B. – Hass wie noch nie“ an. Als der Ordnungsdienst in der Halbzeitpause versuchte, das Banner am Block 25 A abzunehmen, wurde dieser durch Störer mit Gegenständen beworfen und angegriffen. Polizeibeamte unterstützten die Ordner in diesem Bereich. Das Banner im Block 22 C entfernten Einsatzkräfte der Polizei. Dabei griffen Störer die Beamten massiv körperlich an, schlugen und bewarfen sie mit Stangen. Mehrfach mussten die Beamten Reizgas und Schlagstöcke gegen vermummte Straftäter einsetzen, um diese Attacken zu beenden. Vier weitere Polizeibeamte wurden verletzt.
Nach dem Spiel begaben sich Münchener Fans und St. Pauli-Anhänger in das Vergnügungsviertel St. Pauli. Gegen 19.40 Uhr wurden ca. 160 zum Teil vermummte Fans von Polizeibeamten angehalten und in der Talstraße in Gewahrsam genommen. Während der Identitätsfeststellungen erschienen um 20.45 Uhr ca. 100 vermummte Personen, die von den Einsatzkräften abgedrängt wurden und sich anschließend in unbekannte Richtung entfernten.
Die Münchener Fans erreichten in ihren Reisebussen unter Polizeibegleitung die Landesgrenze und setzten ihre Heimreise fort. 46 Hamburger Fans wurden den Gefangenensammelstellen zugeführt und um 23.45 Uhr wieder aus dem Polizeigewahrsam entlassen. Es waren 361 Polizeibeamte im Einsatz."

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Supporters Club und HSV Fanprojekt verurteilen Einsatz der Polizei (Stellungnahme):

"In der Halbzeit des Spiels unseres Hamburger Sport-Verein e.V. gegen den FC Bayern München kam es auf der Nordtribüne zu einem Polizeieinsatz, welcher aus Sicht des HSV Supporters Club und des HSV Fanprojekts absolut unverhältnismäßig war und zu verurteilen ist.
„Man muss sich Fragen, ob die Polizei aus den Vorfällen beim Champions-League Qualifikatiopnsspiel FC Schalke 04 – PAOK Saloniki überhaupt nichts gelernt hat", so Christian Bieberstein, Abteilungsleiter der Abteilung Fördernde Mitglieder/Supporters Club.
Grund des Blocksturmes war ein provokantes Banner „ACAB" (all cops are bastards), der sich gegen die Polizei richtete.
Ein Banner als Grund zu nehmen, in einem vollen Stadion einen Block unter dem Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöckern zu stürmen, ist vollkommen inakzeptabel.  Die In-Kaufnahme von Verletzten im dreistelligen Bereich, steht in keinem Verhältnis zu einer solchen Provokation.
Wir verlangen und erwarten eine umgehende und lückenlose Aufarbeitung des Einsatzes und verurteilen diesen abermals auf das Schärfste."

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