Sao Paulo – Die 0:3-Niederlage gegen Polen bedeutet das Halbfinal-Aus für die deutsche Mannschaft bei der WM für Fußballer mit intellektueller Beeinträchtigung. Dass die polnische Mannschaft zum engsten Favoritenkreis zählen würde, war schon vor dem WM-Turnier klar. Insofern war das deutsche Team gut beraten, die Sicherung des eigenen Tores in den Mittelpunkt der Vorüberlegungen zu rücken. Ein Libero, davor zwei weitgehend defensiv eingestellte Viererketten und ein Stürmer – so lautete das taktische Konzept, das Bundestrainer Jörg Dittwar ausgab und das gegen Polen greifen sollte.
Auch hoffte man auf deutscher Seite, dass die bereits als Gruppensieger feststehenden Polen nicht alle Register ihrer beachtlichen Fußballkompetenz ziehen und eher mit angezogener Handbremse spielen würden, um sich für die anstehende Halbfinalpartie so gut es geht zu schonen. Und man wurde nicht enttäuscht …
Freilich bemühte sich das deutsche Team nach Kräften und hielt auch die taktische Grundordnung weitestgehend ein, aber immer dann, wenn die Polen ernst machten, brannte es vor dem deutschen Tor. Und hätte nicht Torwart Michael Schröder einen Supertag erwischt, es hätte schon vermutlich zur Halbzeit höher als nur 1:0 für Polen gestanden.
Der Bundestrainer sah also keinerlei Veranlassung, von seinem Plan abzurücken und fast hätte es sogar bei einem der seltenen deutschen Entlastungsangriffe einen Elfmeter gegeben, als John Friedrichs überhart von einem polnischen Verteidiger im Strafraum angegangen wurde. Der durchaus zu rechtfertigende Pfiff des Schiedsrichters und damit das mögliche 1:1 blieben jedoch aus. Es wäre auch nicht verdient gewesen. Und als die deutsche Mannschaft in der Schlussviertelstunde ihr Abwehrbollwerk etwas lockerte, um vielleicht doch noch den Ausgleich zu erzielen, schlug die polnische Mannschaft zweimal eiskalt zu, so dass die Kräfteverhältnisse wieder gerade gerückt wurden.
Dem deutschen Team, das auf drei gesperrte Leistungsträger verzichten musste, darf man jedoch hoch anrechnen, dass es die taktische Grundordnung gegen eine spielstarke polnische Mannschaft lange Zeit aufrecht erhalten und auch in punkto Einsatzbereitschaft überzeugt hat.
Eine ähnliche Einstellung wird auch im Freitagsspiel gegen Schweden von Nöten sein, wenn es im Stadion von Mursa zum Spiel um Platz 7 kommt.

Bemerkenswertes außerhalb des Fußballs …
Regelmäßig treffen sich die jeweiligen Team-Manager zu Meetings, um die aktuellen Probleme und den weiteren Turnierplan im Konferenzsaal des Grand-Hotels von Guaruja mit den INAS-Organisatoren zu besprechen. Dazu sammelt der georderte Shuttle-Bus die entsprechenden Mannschaftsverantwortlichen in den jeweiligen Hotels ein. Es fehlte nur noch der Vertreter Südafrikas, der zum verabredeten Abholzeitpunkt nicht bereit stand. Und obwohl er Blickkontakt zu den ungeduldig im Bus wartenden anderen Team-Managern pflegte, sah er sich in keinster Weise veranlasst, seine Vorbereitungen zu beschleunigen. Vielmehr plünderte er umfassend und genüsslich das dort im Speisesaal bereitgestellte Büffet und legte dabei eine Trägheit an den Tag, die dem gemeinen Mitteleuropäer unzugänglich ist und vermutlich als Vorlage für Nobelpreisträger Stan Nadolnys Roman „Die Entdeckung der Langsamkeit“ diente. 

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Und als dieser voluminöse Südafrika-Vertreter, ausgestattet mit geschätzt 150 Kilo Lebendgewicht, auch noch mit einer klodeckelgroßen, bis an den Rand gefüllten Fress-Schüssel schließlich doch noch kauend und schleppend den Bus bestieg, oszillierte die Stimmung unter den Wartenden zwischen Entrüstung und Unverständnis.
Andere Länder andere Sitten…

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