Lübeck – Das traf den TSV Siems am Dienstag hart. Das 7:0 gegen Rot-Weiß Moisling II wurde in ein 0:2 gegen die Mannschaft von TSV-Coach Thomas Wendt gewertet. Grund dafür war das fehlende Lichtbild des Spielers Rohjat Acer (HL-SPORTS berichtete). Nun scheint die Sache noch ein Nachspiel zu haben und der Club droht mit einer zivilrechtlichen Klage. Eine offizielle Stellungnahme des TSV Siems gibt es zum Abschluss des Artikels.

Der Verein fühlt sich betrogen, hatte er den Spielerpass zusammen mit dem Personalausweis unter Zeugen in die Passmappe gelegt. Beim Schiedsrichter sind diese Unterlagen allerdings nur zum Teil angekommen. Der Personalausweis fehlte. Susanne Wendt, Betreuerin der Siemser, sagte zu HL-SPORTS: „Er muss mir irgendwo unterwegs zur Schiedsrichter-Kabine herausgefallen sein. Ich kann es mir nicht anders erklären. Am nächsten Tag lag der Personalausweis in unserem Vereinsbriefkasten am Sportplatz.“

Bereits in den Wochen zuvor fehlte das Passbild des Spielers und immer ging das so durch. Der VfB Lübeck III, der in der Woche zuvor gegen die Siemser verlor, hat nach der ersten Meldung von HL-SPORTS intern entschieden, keinen Protest einzulegen. „Wir haben fair verloren und kein Interesse an Punkten vom grünen Tisch“, sagte VfB III-Coach Florian Schnoor auf Nachfrage.

Der TSV prangert im Übrigen die Doppelfunktion von RWM II-Coach Dennis Keske an: „Ich möchte Herrn Keske nichts nachsagen, aber es ist schon bedenklich, dass ein Trainer auch gleichzeitig Spielausschussobmann ist und dann so eine Entscheidung herauskommt. Was er tut, schätze ich – und ehrenamtliche Personen zu finden, ist nicht einfach, aber einen faden Beigeschmack hat das Ganze nun. Auch, dass ausgerechnet ein Schiedsrichter-Gespann des ärgsten Konkurrenten angesetzt wurde, ist doch sehr in Frage zu stellen.“

Keske äußerte sich nach dem Entscheid seines Gremiums ebenfalls bei HL-SPORTS auf Nachfrage: „Grundsätzlich behandeln wir alle Vereine gleich. Um nicht in Konfliktsituationen zu kommen, müssen wir ganz klar nach der Satzung handeln. Hier gibt es kein Fingerspitzengefühl oder ähnliches, sondern man muss die Situationen immer gleich beurteilen. Egal welcher Verein dahinter steckt. Hier ist es auch unabhängig, ob wir es vielleicht anders sehen. Dies sind wir allen Vereinen auch schuldig, um transparent zu arbeiten. Leider gibt es hier oft nur „schwarz oder weiß“.“ Als Beispiel zu ähnlichen Fällen kann man unter anderem vielleicht das Pokal-Aus des VfB Lübeck II nehmen. Ole Oberbeck spielte ohne Ausweis und die Grünweißen verloren (HL-SPORTS berichtete). Aber auch gegen Keskes Verein Rot-Weiß Moisling wurden bereits Ordnungsgelder und Spielumwertungen verhängt. So mussten die Moislinger B-Mädchen und die Frauen in den sauren Apfel beißen, Punkte wieder abzugeben.

Der TSV Siems sieht die Entscheidung gegen sich als „Lachnummer“ und beklagt, dass man nicht weiter innerhalb des Verbands dagegen vorgehen darf. „Es steht ausdrücklich in dem Bescheid an uns drin, dass keine weiteren Mittel zugelassen sind, dagegen vorzugehen. Wir werden jetzt durch einen Rechtsanwalt prüfen lassen, ob wir zivilrechtlich dagegen vorgehen können. Dass der Fehler alleine bei uns liegt, wage ich zu bezweifeln. Wo bleibt da noch der sportliche Gedanke. Auch für die Schiedsrichter gilt Fair-Play und das sehe ich in diesem Fall nicht gegeben“, so Wendt zum Abschluss.

Hier die offizielle Stellungnahme des TSV Siems:

Am 07.09.2014 fand das Spiel Nr. 041000045 in der Kreisliga Lübeck zwischen dem TSV Siems und RW Moisling statt.
Schiedsrichter der Begegnung war Wolfgang Griesbach vom 1. FC Phönix gemeinsam mit seinem Gespann.
Herr Griesbach (Schiedsrichter) ist unserer Betreuerin schon von Kindheit an bekannt, da beide gemeinsam in Israelsdorf aufgewachsen und auch zur Schule gegangen sind. Frau Wendt begrüßte das Schiedsrichtergespann und wechselte einige Worte. Danach begab Frau Wendt sich in das Geschäftszimmer des TSV Siems und erledigte die Spielbericht–Online-Eingaben. Sie setzte sich dann an den Tisch im Geschäftszimmer und sortierte alle Pässe nach Rückennummern auf dem Spielbericht. An diesem Tag hatten wir 21 Spieler vor Ort und konnten lediglich 18 auf dem Bogen aufführen. Als sie die Pässe sortierte, saßen Herr Torsten Raddatz und ihr Ehemann Thomas Wendt mit am Tisch. Frau Wendt unterhielt sich noch mit Beiden und beide sahen ihr zu. Die Spieler Mohammed Kordo  und Rodjat Acer hatten bereits ihren Spielerpass in der Mappe, aber noch kein Passbild mitgebracht. Aus diesem Grunde lag für beide Spieler ein Personalausweis in der Passmappe. Diese lagen noch vom Punktspiel des letzten Wochenendes in der Mappe, wo beide Spieler wieder ihr Passbild vergessen hatten. Frau Wendt hatte am letzten Wochenende zu beiden gesagt, dass sie die Personalausweise jetzt einbehalte, bis die Passbilder da seien, da sie es leid sei ständig hinterherzulaufen. Torsten Raddatz und Thomas Wendt können bezeugen, dass Frau Wendt beide Personalausweise in der Passmappe hatte. Danach brachte Frau Wendt die Passmappe mit den  Ausdrucken vom Spielbericht-Online in die Schiedsrichterkabine. Sie gab alles ab, fragte ob alles in Ordnung sei und entschuldigte sich, dass sie ein wenig spät sei. Danach brachte der Co-Trainer Timm Barasik die Spielbälle in die Schiedsrichterkabine. Frau Wendt suchte die Schiedsrichterkabine dann erneut aus und brachte noch Getränke in die Kabine.
Sowohl Frau Wendt und auch den anderen Verantwortlichen war bekannt, dass Spieler ohne Passbild einen Personalausweis vorlegen müssen. In allen Spielen zuvor hatte die Mannschaft Spieler, die sich ausweisen mussten und hat immer alle Personalausweise vorgelegt. Bei den Spielen zuvor war es immer so, dass der der Schiedsrichter, bei der Ausrüstungskontrolle in der Kabine, auch die Personalausweise kontrollierte. Die betroffenen Spieler mussten aufstehen und es wurde das Bild auf dem Personalausweis verglichen mit dem Spieler.

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Herr Griesbach kam auch zur Ausrüstungskontrolle in die Kabine, hat aber keinen Spieler aufgerufen zur Passkontrolle. Lt. seinen Angaben war der Spieler Mohammed Kordo mit Personalausweis in der Passmappe; dennoch hat er ihn nicht kontrolliert und es hätte jeder andere Spieler auch auf diesen Pass spielen können. Hätte Herr Griesbach nur ihn kontrolliert, wäre uns auch aufgefallen, dass Rodjat Acer nicht kontrolliert wurde und wir hätten das Missverständnis klären können, denn sein Pass war definitiv in der Passmappe als Frau Wendt zur Schiedsrichterkabine ging. So sind unsere Verantwortlichen davon ausgegangen, dass er nicht weiter kontrollieren wollte und alles in Ordnung war.
Nach dem Spiel standen Frau Wendt und einige Spieler vor dem Clubheim. Herr Griesbach kam und händigte ihr die Passmappe auf und fragte nach, wo er die EDV eingeben könne. Frau Wendt verwies ihn an den EDV-Raum im Kabinengang und sagte, dass sie gleich nachkommen werde.
Als Frau Wendt den EDV-Raum betrat, war Herr Griesbach noch bei den Eingaben. Beide unterhielten sich über das Spiel, die Leistung einiger Spieler und auch über private Dinge.
Frau Wendt konnte sehen, dass Herr Griesbach auch einen Text schrieb; dachte sich aber nichts dabei. Als Herr Griesbach bei der letzten Seite der Eingaben angekommen war( den Freigaben) murmelte er: „Das schenken wir uns mal heute…!“ Obwohl Frau Wendt anwesend war, wurde sie nicht aufgefordert den Bericht freizugeben. Auch hier kein Hinweis von Herrn Griesbach auf einen angeblich nicht spielberechtigten Spieler. Man verabschiedete sich.
Am Montag rief Herr Raddatz (Jugendleiter des TSV Siems) bei Frau Wendt an und erzählte ihr, dass er soeben im Briefkasten des TSV Siems am Geschäftszimmer einen Personalausweis von Rodjat Acer gefunden habe. Frau Wendt vermutete nun, dass Herr Griesbach den Ausweis evtl. verloren hatte, als er die Passmappe brachte. Ihr kam überhaupt nicht die Idee, dass sie ihn evtl. schon selbst auf dem Weg zum Schiedsrichter verloren haben könnte.
Rodjat Acer erhielt am Dienstag seinen Personalausweis von Herr Raddatz und damit war die Angelegenheit für uns erledigt.

Am Donnerstagabend haben wir dann per Mail den Verwaltungsentscheid 13/14 erhalten, in dem uns vorgeworfen wird, einen Spieler unrechtmäßig eingesetzt zu haben.

Das Verhalten des Schiedsrichters erscheint uns im Nachhinein mehr als verwerflich.
Warum spricht er keinen Verantwortlichen an? Er hatte mehrfach Gelegenheit zu äußern, dass seines Erachtens ein Personalausweis fehlt.
Warum wurde Frau Wendt nicht aufgefordert den Bericht des Schiedsrichters frei zu geben? Sie war im Raum!
Wir hatten an diesem Tag einen Riesenkader zur Verfügung und waren auf den Einsatz von Rodjat Acer überhaupt nicht angewiesen.
Hätte Herr Griesbach eine Personenkontrolle in der Kabine durchgeführt (wie in allen anderen Spielen zuvor auch von den anderen Schiedsrichtern), so hätte man den Sachverhalt sofort klären können. Zumindest den Spieler Mohammed Kordo, dessen Personalausweis ja vorhanden war, hätte er kontrollieren müssen. Bei dieser Kontrolle wäre dann auch aufgefallen, dass Rodjat Acer nicht kontrolliert wurde oder es hätte sich die Frage ergeben wo sein Personalausweis denn sei. Hätten wir den Personalausweis dann nicht gefunden, dann hätte der Spieler auch nicht gespielt.

Herr Keske ist Trainer des RW Moisling. Ihm ist der Spieler Rodjat Acer persönlich bekannt. Auch er kann bezeugen, dass Rodjat Acer auch tatsächlich gespielt hat und niemand anderes auf seinem Pass.
Profitieren von der Entscheidung des KFV tut nun auch RW Moisling, dessen Trainer Dennis Keske ist. Seiner Mannschaft werden nun im Abstiegskampf drei wichtige Punkte zugesprochen. Kann man als Trainer einer Mannschaft der Kreisliga gleichzeitig Obmann dieser  Liga sein und den Spielausschuss leiten???

Es war nie unsere Absicht zu betrügen und wir haben in unseren Augen alles getan, was notwendig war, um uns korrekt zu verhalten.

Auch für Schiedsrichter gilt ein Fairplay! Hiervon kann man hier nicht sprechen. Soll das die Art und Weise sein, wie Schiedsrichter und Verein zusammenarbeiten? Müssen wir uns jetzt quittieren lassen, welche Pässe und Personalausweise wir abgegeben haben???

Wir wissen dass, wir Spieler ohne Passbild ausweisen müssen; haben dies auch immer getan und Zeugen dafür, dass dieser Pass in der Passmappe war.
Herr Griesbach hat uns zu keiner Zeit Gelegenheit gegeben einen vermeintlichen Fehler (von dem wir gar nichts wussten) auszubügeln oder nachzubessern!

Wir haben uns in unserem Verhalten nichts vorzuwerfen und können die Entscheidung des KFV in keinster Weise nachvollziehen. So bleibt der Sport auf der Strecke und eine Mannschaft wird um ihren sportlichen Erfolg gebracht.

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