Abgelehnt: HSV verzichtet auf 120 Millionen Euro – noch ein neuer „Investor“?

Clubchef Marcell Jansen im Interview

HSV-Aufsichtsratsvorsitzender und e.V.-Präsident Marcell Jansen. Foto: Lobeca/Michael Schwarz

Hamburg – In der Oberliga-Mannschaft des Hamburger SV, der Drittvertretung der Rothosen, ist Marcell Jansen ein wichtiger Baustein, doch das Team schaffte es auch ohne ihn am vergangenen Wochenende zu einem 3:0-Sieg gegen SV Rugenbergen. Der Vereinspräsident und Aufsichtsratschef des HSV zog sich einen Muskelbündelriss zu und fällt mehrere Wochen aus. Die dadurch freigewordene Zeit kann der 36-Jährige nun in die Baustellen am Volkspark stecken und tat es bereits. Am Montag veröffentlichte der Zweitligist ein Interview mit Jansen.

Nein zu Kühne-Deal!

Die wohl wichtigste Nachricht daraus: Das Kühne-Angebot von 120 Millionen „ist in dieser Form nicht umsetzbar“, so der Ex-Nationalspieler. De facto: Klaus-Michael Kühne ist beim Traditionsverein erst einmal abgeblitzt. Der Milliardär wollte die Strukturen der HSV Fußball AG „professionalisieren“ – dabei wäre vermutlich Dr. Thomas Wüstefeld abgesägt worden. Und zum Finanzvorstand gab es gleich die nächste Antwort von Jansen: „Wir haben beiden Vorständen klar unser Vertrauen ausgesprochen und stehen hinter den jeweiligen Planungen und Zielsetzungen. Jetzt ist es wichtig, den Fokus darauf zu setzen, diese Ziele zu erreichen im Sport, bei den Finanzen und in der Struktur. Wir haben uns darauf verständigt, in der längeren Pause ab November in die Gespräche zu gehen, um dann auch zu sehen, wo wir im Hinblick auf die Zielsetzungen stehen.“

Sollte der HSV das 120 Millionen Euro-Angebot von Klaus-Michael Kühne annehmen?

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„Vereint 2025“

Der Vereinsboss stellte allerdings auch klar, dass „es zu keiner Zeit einen Abbruch der Kommunikation mit Herrn Kühne gab. Wir haben mit „Vereint 2025“ einen klar definierten Fahrplan. Veränderungsprozesse und Neuausrichtungen sind immer mit einer gewissen Diskussion verbunden. Dieser Weg ist aber alternativlos, wichtig ist der stetige Dialog dazu. Es gilt im Aufsichtsrat und in allen anderen Ebenen, konsequent für den Erfolg des HSV zu arbeiten. Abseits der sportlichen Ziele sind die wirtschaftliche Stabilisierung und die Transformation wichtige Schritte, die wir als Aufsichtsrat im Hintergrund und mit vollem Einsatz begleiten werden. Der Vorstand in Person von Jonas Boldt und Dr. Thomas Wüstefeld wird von uns vollumfänglich unterstützt“.

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November könnte es losgehen

Das Thema Sanierung bzw. Modernisierung des Volksparkstadions wurde ebenfalls angesprochen. Hier sollen die Bauarbeiten im November beginnen. Jansen dazu: „Thomas Wüstefeld hat zu diesem Thema in der Aufsichtsratssitzung klare Wege und Optionen aufgezeigt und wir haben diesem Vorgehen ebenfalls zugestimmt. Die ersten Maßnahmen können starten und die lange Pause im Herbst/Winter kann entsprechend genutzt werden. Zu den Details wird sich Thomas Wüstefeld als verantwortlicher Vorstand äußern.“

Hauptsponsor springt in die Bresche

Hier könnte der neue Hauptsponsor „HanseMerkur“ auf den Plan rücken. Das Unternehmen soll dem Club ein Darlehen in Aussicht gestellt haben, das 23 Millionen Euro beinhaltet. Wüstefeld hofft allerdings auch auf die Hansestadt als „Bürgen“ für das Projekt. Alle Verträge sollen noch in dieser Woche unterschrieben werden.

Weitere Transfers

Durch die zusätzlichen Millioneneinnahmen der Verkaufsbeteiligungen bei Amadou Onana (von Lille nach Everton) und Filip Kostic (von Frankfurt nach Turin) sowie dem eigenen Transfer von Josha Vagnoman zum VfB Stuttgart hat der Aufsichtsrat bereits am vergangenen Freitag eine Freigabe von weiteren Mitteln für Neuzugänge freigegeben. Jansen: „Beide Vorstände haben einen gemeinsamen Fahrplan vorgestellt und dabei das Jahresbudget konkret und schlüssig erläutert, so dass wir Klarheit gewinnen konnten, wie die formulierten Ziele wirtschaftlich erreicht werden können. Wir haben die Budgetplanung im Aufsichtsrat einstimmig verabschiedet und konnten zudem Raum für weitere Transfermöglichkeiten schaffen. Das ist sehr gut, denn wir wollen die vom Sport klar formulierte Zielsetzung des Aufstiegs in dieser Saison innerhalb unseres finanziellen Rahmens bestmöglich unterstützen. Die Ausgangssituation ist so gut wie lange nicht. Die Mannschaft konnte gehalten werden und wir haben uns gezielt mit neuen Spielern verstärkt. Die Transferausgaben und weitere Transfermöglichkeiten sprechen eine klare Sprache in der Zweiten Liga. An diesem Ziel müssen wir uns alle orientieren. Wir brauchen eine klare Leistungskultur, die wir bis zum Schluss der Saison über die Ziellinie bringen.“  

Dompe-Unterschrift nur noch Formsache

Damit dürfte dem Kauf von Jean-Luc Dompe (Zulte Waregem) nichts mehr im Weg stehen. Sportvorstand Jonas Boldt kann also auf „Shopping-Tour“ gehen und die von Cheftrainer Tim Walter geforderten Neuverpflichtungen unter Dach und Fach bringen. Möglich ist ebenfalls, dass noch ein Verteidiger und ein Stürmer dazukommen.

Lob für die Mannschaft

Und überhaupt ist man beim HSV zufrieden mit der sportlichen Entwicklung. „Auf dem Platz ist die Mannschaft nach kleinen Anlaufschwierigkeiten gut in die Saison gestartet und hat in Bielefeld das bisher beste Saisonspiel gezeigt. Charakterlich haben wir eine richtig gute Mannschaft. Der Trainer erreicht die Jungs und die Fans identifizieren sich mit diesem Weg und unterstützen das Team, wie sie es bereits in der vergangenen Saison gemacht haben“, so Jansen noch in dem Interview auf der Vereinsseite.

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